In der Kampagne zur Abgeordnetenhauswahl setzt die SPD auf starke Bilder, die nicht den Spitzenkandidaten Klaus Wowereit zeigen. Der soll sich währenddessen im RBB Duelle mit Künast und Henkel liefern.

Die SPD wird zunächst auf Klaus Wowereit verzichten. Zumindest in der ersten Runde der Plakatkampagne zur Abgeordnetenhauswahl am 18. September wird der Regierende Bürgermeister und Spitzenkandidat nicht auf den 800 Großflächen im Stadtbild zu sehen sein. Stattdessen zeigen die Sozialdemokraten dort normale Berliner auf großen Schwarz-Weiß-Fotos. Ein Vater mit Baby und Mobiltelefon, zwei Frauen in einer Werbeagentur, die auf einen Computerbildschirm blicken, zwei lächelnde Mädchen auf der Straße, eines davon mit Kopftuch, ein Handwerker bei der Arbeit. Diese Motive sollen für die SPD-Themen stehen: Wirtschaft, Arbeit, Zusammenhalt in der Stadt, sagte SPD-Landeschef Michael Müller am Mittwoch, als die von der Werbeagentur Butter entwickelte Kampagne und die Motive in der Parteizentrale in Wedding vorgestellt wurden. Über allem steht der Slogan „Berlin verstehen“, mit dem die Sozialdemokraten ein ganz besonderes Verständnis für die Stadt und die Interessen und Nöte ihrer Menschen für sich reklamieren.

Den Verzicht auf inhaltliche Aussagen auf den Plakaten begründete der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit mit dem Verweis auf das Wahlprogramm, das man bei der SPD kostenlos bekommen könne. Das war eine Anspielung auf die Idee der CDU, ihre inhaltlichen Vorstellungen, sprich ihr Wahlprogramm, für 50 Cent an den Kiosken anzubieten. Außerdem sei bekannt, dass Wahlentscheidungen nicht aufgrund von Plakatwerbung fallen, die Großflächen dienten aber der Mobilisierung der Anhänger und der emotionalen Ansprache der Wähler.

Wowereit gab auch den Grünen eine kleine Spitze mit. Er sagte, die SPD stehe für eine Politik, die verändere und wirtschaftliche Dynamik wolle, und nicht für eine „zurückgezogene Politik“, die sich „in Nischen“ einrichte und „Biotope erhalten“ wolle. Dieser Vorwurf hat sich in den vergangenen Wochen zum Hauptangriffspunkt der SPD gegenüber den bisher härtesten Konkurrenten um Platz eins bei den Wahlen entwickelt.

In der zweiten Welle ab Mitte August werde dann aber doch der Regierende auf den Plakaten auftauchen, verrieten die Partei-Oberen. Wowereit wird auch auf zwölf Terminen alle Bezirke besuchen, um sich den Bürgern zum Gespräch zu stellen.

Und er trifft auch noch auf seine Rivalen aus den anderen Parteien. Die Bühne für diese Debatten wird das Fernsehstudio des RBB. Wie der Sender am Mittwoch mitteilte, wird es zwei 45-minütige Duelle zwischen Wowereit und seinen wichtigsten Herausforderern, Renate Künast von den Grünen und Frank Henkel von der CDU geben. Termine würden noch abgestimmt. Inoffiziell war von Sendungen in der Woche vor der Wahl die Rede. Am 30. August kommt es zu einer Fünfer-Runde der Spitzenkandidaten aller im Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien. Zwei Tage später gehört das Podium den anderen Parteienvertretern, die landesweit antreten.

Zuletzt hatte Wowereit Kritik einstecken müssen, weil er eine Diskussionsrunde der fünf Spitzenkandidaten in der Berliner Industrie- und Handelskammer abgesagt hatte. Er scheue keine Auseinandersetzung, versicherte Wowereit. Aber er habe auch andere Einladungen zu Diskussionen abgelehnt: „Ich halte aber diese Fünfer-Runden für nicht effektiv.“ Dass er nicht zur IHK komme, ist aus seiner Sicht kein Schaden. „Bei der IHK waren alle Kandidaten schon zum Frühstück, zum Mittagessen und zum Abendbrot“, sagte Wowereit und spielte damit auf ein Veranstaltungsformat der Kammer an, bei dem Politiker am frühen Morgen mit Unternehmern frühstücken und zu aktuellen Themen diskutieren.