Bei der Berliner S-Bahn droht erneut ein Winterchaos. Weichen drohen einzufrieren, warnt der Betriebsrat. Weichenheizungen seien ausgebaut oder schlecht gewartet, Spezialfett sei gestreckt worden. Die Deutsche Bahn weist die Vorwürfe zurück, doch der Betriebsratschef hält an seinen Warnungen fest.
Der Betriebsrat der Berliner S-Bahn warnt angesichts sinkender Temperaturen vor einem neuen Winterchaos. Anders als im Januar 2009, als wegen eingefrorener Fahrzeugtechnik mehr als 2500 Züge ausfielen, stehen nun allerdings die Weichen im Blickpunkt. Die Kritik richtet sich daher gegen die Bahntochter DB Netz AG, die für die Schieneninfrastruktur zuständig ist. Die Wintervorbereitung der Weichen sei mangelhaft, so das Urteil des Betriebsrates.
Zum Teil aus Kostengründen sei die Pflege der Anlagen erheblich eingeschränkt. Einige Weichen seien komplett aus dem Pflegeprogramm gestrichen, Weichenheizungen schlecht gewartet, vereinzelt sogar ausgebaut worden. Zudem liege die Funktionskontrolle der Weichen und Heizungen nicht mehr bei den Fahrdienstleitern der S-Bahn sondern bei der DB Netz AG. Die S-Bahner vor Ort müssten somit „oftmals hilflos zusehen, wie die Weichen langsam aber sicher zuschneien“.
Nach Darstellung des Betriebsrates gehen die Sparpläne der Verantwortlichen sogar so weit, dass eigens angeschafftes Spezialfett für die Wintervorbereitung der Weichen mit billigerem Graphitfett gestreckt werden soll.
Schon jetzt seien die Weichen schwergängig, warnen die S-Bahner. Bei Schnee und Eis würden sie umso schneller einfrieren und den Verkehr lahmlegen. Ihr ironisches Fazit: „Die DB Netz AG setzt auf den Klimawandel!“
Der S-Bahn-Mutterkonzern Deutsche Bahn weist die Vorwürfe zurück. „Die Vorbereitung auf den Winter ist geregelt und besitzt für DB Netz eine sehr hohe Priorität“, heißt es in einer Erklärung des Konzerns. Es seien keine Weichenheizungen aus Kostengründen ausgebaut worden, betont ein Bahnsprecher. Die Anlagen seien bereits Ende Oktober geprüft und ihre Wintertauglichkeit bescheinigt worden. Zudem habe eine Winterübung am 2. November belegt, dass „alle wintervorbereitenden Maßnahmen zeit- und qualitätsgerecht abgeschlossen“ seien.
Für S-Bahn-Betriebsratschef Heiner Wegner sind die Äußerungen der Bahn kein Grund zur Entwarnung, wie er im Gespräch mit Morgenpost Online bekräftigte. Die Gefahr eines Zusammenbruchs bei Frost sei keineswegs gebannt. Dass erneut massenhaft Fahrzeuge ausfallen könnten, hält Wegner hingegen für unwahrscheinlich. Bei allen derzeit einsatzbereiten Zügen sei die Wintervorbereitung weitgehend abgeschlossen. Einsparungen der Vorjahre habe der neue Technikchef korrigiert.