Trotz der jüngsten Pannen zeigt sich die Berliner S-Bahn fest entschlossen, am 13. Dezember zum Regelfahrplan zurückzukehren. Dann soll es wieder genügend Wagen geben, um zumindest mit Kurzzüge wieder überall planmäßig zu fahren. Sorgen macht den S-Bahnern aber das Schienennetz.

Am 23. November entgleist ein S-Bahnzug, weil ein Halteelement des Getriebes abgefallen ist. Wenige Tage später öffnet sich am selben Fahrzeug eine Kupplung, drei Waggons bleiben stehen und blockieren über Stunden die Strecke. Am Mittwoch dieser Woche dann der vorläufige Höhepunkt: Bei 50 Kilometern pro Stunde öffnen sich nach einem Kurzschluss die Türen eines mit Fahrgästen besetzten Zuges auf offener Strecke. Nur durch Glück kommt niemand zu Schaden.

Ungeachtet der neuen Pannenserie will die Berliner S-Bahn am 13. Dezember, nach mehr als fünf Monaten Krise, zum Regelfahrplan zurückkehren. Laut S-Bahnchef Peter Buchner sollen dann immerhin 480 Zwei-Wagen-Einheiten einsatzbereit sein. Genug, um mit Kurzzügen auf allen Linien nach Fahrplan fahren zu können. Für das volle Angebot benötigt die S-Bahn etwa 550 Fahrzeuge. Derzeit ist nach Informationen dieser Zeitung aber noch fraglich, ob es gelingt, binnen einer Woche die nötigen Züge für den abgespeckten Normalbetrieb einsatzbereit zu bekommen.

Das Programm für den Endspurt werde noch mit den Verantwortlichen in den Werkstätten abgestimmt, heißt es aus S-Bahn-Kreisen. Das Problem: Während der Austausch der mangelhaft gewarteten Bremszylinder inzwischen abgeschlossen ist, fehlen an vielen Zügen noch die neuen Räder. Seit Juni ist der Verkehr eingeschränkt, weil Räder nicht so lange halten, wie sie sollten, weil Sicherheitschecks nicht erledigt wurden, weil bei der Wartung der Bremsen gepfuscht wurde.

Zeitgleich werden die Fahrzeuge nun in den Werkstätten auf den kommenden Winter vorbereitet. Betriebsratschef Heiner Wegner stellt dem Unternehmen – anders als im Vorwinter – ein gutes Zeugnis aus. Der neue Technikchef Jürgen Konz habe Fehlentscheidungen seiner Vorgänger inzwischen rückgängig gemacht, betont Wegner. Alle derzeit einsatzfähigen Züge seien bereits frostfest. Fahrzeuge, die noch zum Räderwechsel in den Werkstätten stehen, würden ebenfalls auf Eis und Schnee vorbereitet. Anders als in den Vorjahren werden die empfindlichen Bauteile nach Wegners Angaben wieder aufwendig in Handarbeit gefettet. Eine neue Gummimanschette schützt zudem die sogenannten Fahrsperren vor jener Vereisung, die im Januar 2009 zu massenhaften Zugausfällen geführt hatte. Auch die Türen seien winterfest aufgearbeitet, versichert der Betriebsratschef.

Entwarnung also für die Fahrgäste im Winter 2009/10? „Nein“, sagt der Betriebsrat. Statt der Fahrzeuge könnten nun mangelhaft gewartete Weichen für ein erneutes Chaos sorgen, fürchtet er. Verantwortlich für die Schieneninfrastruktur ist die Bahntochter DB Netz AG. Auch dort werde bei Material und Personal gespart, kritisieren die S-Bahner. Die Folge laut Betriebsrat: Viele Weichen im 332 Kilometer langen Streckennetz seien schlecht auf den Winter vorbereitet und drohten, bei Eis und Schnee einzufrieren. Der S-Bahn-Mutterkonzern Deutsche Bahn weist diese Vorwürfe zurück.