Ein 27-jähriger Berliner aus der linken Szene bietet Lehrbücher an, in denen detailliert beschrieben wird, wie Laien Sprengstoffe und Zünder mit einfachsten Mitteln herstellen können. Obwohl die Staatsanwaltschaft gegen Roland B. seit Monaten ermittelt, ist weder dessen Internetseite gesperrt, noch sind die Bücher verboten.
Roland B. ist bei den Sicherheitsbehörden kein Unbekannter. Der 27-Jährige, der im November 2007 ein Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy gestört und sich danach einem Polizisten widersetzt hatte, wurde deshalb bereits zu einer Geldstrafe verurteilt. Die Justiz wirft ihm zudem nach eigenen Angaben die Vorbereitung eines Sprengstoffverbrechens vor. In der Vergangenheit hatte es bei dem Neuköllner mehrere Hausdurchsuchungen gegeben. Die Polizei beschlagnahmte dabei Waffen, Munition und Schwarzpulver. Roland B. hatte früher einem Schützenverein angehört.
Was die Leser von den Aufsätzen erwarten dürfen
Auf seiner Internetseite und im Buchhandel bietet der Berliner drei Bücher an: „Das Lehrbuch der Sprengmeister“, „Sekundärsprengstoffe“ und „Initialsprengstoffe und Anzündmittel“. Die Fachliteratur kann beim „B. Free Press – Verlag für den Untergrund“ aus dem Internet heruntergeladen werden.
Roland B. hatte seine Werke bei „Books on Demand“ in Norderstedt produziert. Der Verlag teilte jetzt aber mit, dass die Bücher mittlerweile aus dem Programm genommen wurden. Was die Leser von seinen Aufsätzen erwarten durften, hatte B. auf den Umschlägen vermerkt. „Dieses Buch enthält zahlreiche Synthesevorschriften für verschiedene Sprengstoffe und deren Grundstoffe. Außerdem werden Mischungsanleitungen für pyrotechnische Explosivstoffe erläutert (…) Schmeißt das Anarchist Cookbook weg und lest das Lehrbuch der Sprengmeister!“ Die Werbung für ein weiteres Buch lautet: „Nachdem Sie dieses Buch gelesen haben, sind Sie in der Lage, Sekundärsprengstoffe zu synthetisieren und zu mischen. Die Herstellung der Hauptladung eines Sprengsatzes können Sie mit diesem Buch im Handumdrehen lernen.“ Er nehme in seinen Büchern kein Blatt vor den Mund und veröffentliche „das Wissen und die Geheimnisse der klandestinen (geheimen, d. Red.) Hobby-Sprengmeisterszene.“
Die Staatsanwaltschaft in Kiel hat ein Verfahren gegen B. und seine (gedruckten) Bücher zwischenzeitlich eingestellt. Man habe keine Strafbarkeit erkennen können; es gebe zudem keinen hinreichenden Tatverdacht, sagte ein Behördensprecher auf Nachfrage.
Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt wegen der Verbreitung der Schriften im Internet. „Wegen Vergehen nach dem Waffengesetz“, sagte Sprecher Martin Steltner. Die Behörde habe sich bereits an den Provider der Internetseite von B. gewandt – ohne bislang eine Reaktion erhalten zu haben.