In Friedrichshain ist erneut ein Projekt der linksalternativen Szene geräumt worden. Dabei kam es vor dem Haus in der Scharnweberstraße 29 zu einem Gerangel mit vier vorübergehenden Festnahmen. Weitere Randale dürften aber diesmal ausbleiben.

Unter Polizeischutz und Protesten hat am Donnerstag ein Gerichtsvollzieher Räume eines alternativen Projekts in Berlin-Friedrichshain übernommen. Dabei nahm die Polizei vorübergehend vier Protestierer fest. Zu einer gewaltsamen Räumung kam es nicht. Der Beamte konnte das Erdgeschoss des Hauses Schwarnweberstraße 29 ungehindert betreten, sagte eine Polizeisprecherin. Die Räumungsgegner hatten lediglich Luftballon-Barrikaden errichtet - nach eigenen Angaben aus 10.000 Ballons.

Nach Polizeiangaben hatten sich rund 80 Demonstranten am Vormittag zu einer Kundgebung versammelt, die Räumungsgegner sprachen von 200 Teilnehmern. Die Proteste verliefen zunächst weitgehend friedlich. Die Polizei hatte den Bereich um das Haus in der Scharnweberstraße 29 zuvor abgesperrt, um den Gerichtsvollzieher zu unterstützen.

Rund 20 der Demonstranten gelang es die Polizeiabsperrung zu überwinden und eine Sitzblockade zu bilden. Die Polizei löste sie auf. Dabei kam es zu Tritten und Schlägen gegen Polizeibeamte. Als der Gerichtsvollzieher dann begleitet von Polizisten in das Gebäude drang, fand er zwei Besetzer vor - angekettet an einen Betonklotz. Polizisten trugen den Mann und die Frau aus dem Haus und nahmen sie zur Aufnahme ihrer Personalien fest. Zu zwei weiteren Festnahmen kam es vor dem Haus, als Demonstranten versuchten, die Absperrungen zu überwinden.

Eine weitere Eskalation wie vor einem Monat bei der Räumung der Liebigstraße 14 erwartet die Polizei aber nicht. Der Verein Schwarnweber hatte ausdrücklich zu friedlichem Protest aufgerufen.

In der Scharnweberstraße 29 geht es um die Räumung eines Erdgeschosses, aus dem ein sogenannter Schenkladen bereits ausgezogen ist und sich bisher die Hausbewohner getroffen haben. Diese lebten mit gültigen Mietverträgen in den oberen Etagen, so der Vereinssprecher. Sie waren von der Räumung nicht betroffen. Der Verein als bisheriger Mieter des Erdgeschosses wies darauf hin, dass die Kündigung der Räume durch den Vermieter vom Gericht bislang nur in erster Instanz bestätigt worden sei.

Am 2. Februar war es bei der Räumung des besetzten Hauses in der Liebigstraße 14 in Friedrichshain zu heftigen Protesten und Krawallen gekommen. Die Polizei hatte 105 Menschen festgenommen. Rund 2500 Polizisten aus Berlin und anderen Bundesländern waren im Einsatz.