Ausgeträumt. Die langjährige Idee des Regierenden Bürgermeisters Klaus Wowereit, den Humboldthafen am Hauptbahnhof als Areal mit Kunst zu beleben, ist gescheitert. Die dort für Juni geplante Sommerausstellung „Based in Berlin“ wird dort nicht stattfinden. Grund: laufende Bauarbeiten zur Sicherung der maroden Uferanlagen, die zunehmend verhindert hätten, dass Uferstreifen samt Wasser durch die Künstler bespielbar sind.
Stellt sich natürlich die Frage, warum diese Dringlichkeit so spät erkannt wurde. „Die Verwaltung“, heißt es knapp beim Kultursenat. Dabei hatte das Berliner Architektenbüro raumlabor einen originellen Entwurf einer Stadt in der Stadt aus modulen, flexiblen Bauelementen vorgelegt. Eine ausgefallene Idee, vielleicht wenig populär, dennoch öffentlichkeitswirksam. Nun zieht die Ausstellung, die 80 Künstler versammeln soll, in ein Atelierhaus am Monbijoupark im Bezirk Mitte.
Das hört sich nicht unbedingt nach einem großen Wurf an und schon gar nicht nach einem internationalen Aushängeschild. Doch der Ort ist durchaus charmant, typisch für Berlin und hat seine Vorzüge. Zentral gelegen, mitten in der Szene und in unmittelbarer Nähe zur Museumsinsel, quasi an der touristischen Laufstrecke angesiedelt. Der umgebende Park, der im Künstlerkonzept mit einbezogen werden soll, hat bei warmen Temperaturen durchaus seinen Reiz. Das haben die fünf Jungkuratoren mit bedacht – geöffnet ist von 12 bis 24 Uhr, es gibt ein Rahmenprogramm mit Performance, Picknick und Tanz. Ohnehin ist das Atelierhaus für die fünf Kuratoren ideal, „hier wird Kunst produziert, das ist sehr wichtig an den Wurzeln zu sein.“ In der Tat riecht man in diesem von Außen und Innen kunterbunt bemalten Flachbau die Kunst, Ölfarbe steigt in die Nase. „Wodka + Coce 3 €. Selbstkostenpreis“ steht an die Wand gepinselt, eine rote Farbspur daneben sieht eher aus wie eine Blutspur. Hier wird experimentiert, das steht fest. Noch sind in den Ateliers Kunststudenten der Kunsthochschule Weißensee untergebracht, doch bis „Based in Berlin“ einzieht, muss geräumt sein, und danach wird das Kunsthäuschen ohnehin abgerissen. Der Bezirk will noch mehr Begrünung.
„Rumhängen“ ist auch eingeplant bei der sommerlichen Bespielung des Atelierhauses, sagt Kurator Jakob Schilling. Klingt sympathisch, nach einer „Wohlfühlparty“, wie ein Künstler anmerkt, Kunst kann schließlich viele Facetten haben. Ob dieses allerdings im Sinne des Regierenden Bürgermeisters ist, bleibt abzuwarten. Der wollte ja ursprünglich eine „Leistungsschau“ – die aufgrund von Protesten in „Based in Berlin“ umgetauft wurde – als Testballon für eine dauerhafte Kunsthalle. Um Skeptiker wie Parlamentarier zu überzeugen, dass Berlin dauerhaft eine Kunsthalle braucht. Im Juni wird es sich zeigen, wie lange Klaus Wowereits Atem noch reicht für sein Lieblingsprojekt, das mittlerweile leider mehr Kritiker als wirkliche Freunde zu haben scheint.