Sie haben sich an die Vereinbarung gehalten: Die Bewohner der Wagenburg „Schwarzer Kanal“ in Mitte sind wie versprochen von dem besetzten Schulgelände an der Adalbertstraße abgezogen. Nun führen sie Gespräche mit dem Liegenschaftsfonds – in der Hoffnung, ein neues Gelände in der Innenstadt zu finden.

Die Bewohner der Wagenburg in Mitte haben am Montagmittag wie angekündigt das besetzte Schulgelände Adalbertstraße Kreuzberg verlassen. Vier Bauwagen sind abgezogen. Vertreter der Wagenburg Schwarzer Kanal führen weiter Gespräche mit Liegenschaftsfonds-Geschäftsführer Holger Lippmann.

Am Sonnabend hatten rund 600 Menschen haben in Kreuzberg gegen die angekündigte Räumung der Wagenburg „Schwarzer Kanal“ im Bezirk Mitte demonstriert. Die Unterstützer des Bauwagenplatzes an der Köpenicker Straße Ecke Michaelkirchbrücke zogen ab 13 Uhr von der Warschauer Brücke aus über die Skalitzer Straße bis zur Adalbertstraße. Sie forderten den Erhalt des Geländes beziehungsweise eine Ersatzfläche in der Innenstadt.

Am Freitag hatten die Bewohner der Wagenburg bei einem Gespräch mit Vertretern des Bezirksamtes Mitte angebotene Ersatzflächen abgelehnt. Begründung: Die besagten Flächen befinden sich in Außenbezirken. Aus Protest hatten daraufhin etwa 60 linke Aktivisten ein leer stehendes Schulgelände an der Adalbertstraße vorübergehend besetzt. In Verhandlungen mit Lippmann, erreichten sie schließlich, bis Montag 12 Uhr auf dem Wagenplatz bleiben zu dürfen.

Die Bewohner hofften mit dem Abzug nun, dass Lippmann neue Ideen mitbringt. „Es muss jetzt was passieren. Schließlich brauchen wir noch ausreichend Zeit, um umzuziehen“, sagte Nadine Koch.

Doch ob sich eine Lösung finden lässt, ist fraglich, denn in der Berliner Innenstadt ist, nach Angaben Lippmanns, ungenutztes Gelände in ausreichender Größe Mangelware. „Mit der Besetzung des Schulhofs wollen wir zeigen, dass das nicht stimmt“, sagte Nadine Koch für die Bewohner der Wagenburg.

Die Wagenburg „Schwarzer Kanal“, bestehend aus 30 Bauwagen, gibt es seit 2002 am Rande einer ehemaligen Textilfabrik. Die Bewohner zahlen nur die anfallenden Betriebskosten. Regelmäßig finden in der Wagenburg Konzerte, Theateraufführungen und Partys statt.

Der Besitzer des Grundstücks an der Köpenicker Straße, der Baukonzern Hochtief, hat den Nutzungsvertrag für das Gelände zum 31. Dezember gekündigt und plant den Bau eines Bürohauses. Das Essener Unternehmen hatten sich im Kaufvertrag verpflichtet, das Areal bis zum Jahr 2010 zu bebauen, und benötigt dafür den Wagenburgplatz zum Aufstellen von Baucontainern, Kränen und Fahrzeugen.