Nach dem Achsbruch

Hunderten Berliner Trams droht der Ausfall

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Thomas Fülling

Nach dem Achsbruch bei einer Berliner Straßenbahn suchen die BVG nun nach der Ursache für die Panne. Die Bahn hätte eigentlich noch 70.000 Kilometer bis zur nächsten Inspektion fahren können. Womöglich müssen jetzt alle 237 Bahnen ähnlich wie bei der S-Bahn untersucht werden. Die BVG schließen daher nicht aus, dass sie vorübergehend nicht fahren können.

Nach der S-Bahn hat es nun auch die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) erwischt. Bei einer Tatra-Straßenbahn ist Montagnachmittag eine Achse gebrochen. Der Bruch war so schwer, dass dadurch eine Radscheibe komplett abfiel. Die BVG kann sich den Vorfall bislang nicht erklären. Die genaue Ursache des Achsbruchs müsse erst gefunden werden, so Unternehmenssprecher Klaus Wazlak.

Die BVG konnte auch noch nicht sagen, welche Folgen der Vorfall haben wird. Wie bei der S-Bahn müssen jetzt möglicherweise alle 237 Fahrzeuge dieses Typs genauer untersucht und dafür vorläufig aus dem Verkehr gezogen werden. „Ausschließen kann ich das nicht, eine Notwendigkeit dafür sehe ich aber im Moment nicht“, beschwichtigte BVG-Sprecher Wazlak: „Die Technische Aufsichtsbehörde Berlin ist informiert worden.“ Die Behörde entscheidet über mögliche Konsequenzen.


Ein Flottenausfall wie im Fall der Berliner S-Bahn hätte weitreichende Folgen, denn etwa zwei Drittel aller Berliner Straßenbahnen sind Tatra-Züge. Im Unterschied zur S-Bahn kann der Betrieb auf Straßenbahn-Linien aber weitgehend von Bussen übernommen werden.

Der schwerwiegende Achsbruch hat sich gegen 15 Uhr am Hackeschen Markt in Mitte ereignet. Ein Zug der MetroLinie M 4 ist laut BVG in eine sogenannte Aufstellanlage auf der Großen Präsidentenstraßen eingefahren. Aufstellanlagen gibt es an Anfangs- und Endpunkten mehrerer Linien, dort werden die Züge bis zu ihrem nächsten fahrplanmäßigen Einsatz abgestellt. Passanten berichteten, dass es plötzlich einen lauten Knall gegeben hat. Dann habe ein Rad neben dem Straßenbahnzug auf der Straße gelegen. „Es ist das erste Mal in der BVG-Geschichte, dass ein Tatra-Zug ein Rad verliert“, sagte BVG-Sprecher Klaus Wazlak. Im konkreten Fall sei die zweite Achse am ersten Drehgestell gebrochen und zwar so, dass die Radscheibe dadurch abfiel.

Der schwer wiegende Sicherheitsvorfall verlief dennoch glimpflich, weil der Zug trotz des Achsbruchs nicht entgleiste. Der zweite Radsatz am Drehgestell hielt den Zug auf den Schienen. Zudem befanden sich keine Fahrgäste im Waggon, weil der Zug seinen Linieneinsatz noch nicht begonnen hatte. Die Züge der MetroLinien M 4 fahren vom Hackeschen Markt über den Alexanderplatz quer durch die Stadt bis nach Falkenberg in Hohenschönhausen.

Der Unglückszug gehört zur ältesten bei der BVG noch in Betrieb befindlichen Straßenbahn-Baureihe KT4D vom tschechischen Hersteller Tatra CKD. Nach BVG-Angaben ist das vom Achsbruch betroffene Drehgestell des Zuges vorschriftsgemäß gewartet worden. Bis zur nächsten Hauptuntersuchung hätte dieser noch 70.000 Kilometer fahren können, so BVG-Sprecher Wazlak. Der Zug wurde in eine Werkstatt geschleppt, dort soll jetzt die genaue Ursache des Radbruchs gefunden werden. Bei der BVG geht man bisher von einem Einzelfall aus, der keine weitergehenden Folgen für den Netzbetrieb haben wird.

Probleme mit den Achsen hat die BVG aktuell auch bei ihren Doppeldeckern. Bei Rütteltests hatte Hersteller MAN bei Bussen des Typs Lion’s City Risse entdeckt. Die Achsen müssen nun fast alle ausgetauscht werden.

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