Die neuerliche Sicherheitspanne bei der Berliner S-Bahn hat inzwischen zu ersten Konsequenzen geführt. Das Nahverkehrsunternehmen hatte am Freitag einen weiteren Radriss an einem seiner Züge eingeräumt.
Der gravierende Schaden war bereits am 17. Juni festgestellt worden und hatte sich bei weitergehenden technischen Untersuchungen am 17. Juli bestätigt. Von dem sicherheitsrelevanten Vorfall wurden aber weder die Aufsichtsbehörde, das Eisenbahn-Bundesamt (EBA), noch die Öffentlichkeit informiert.
Wie ein Bahnsprecher jetzt mitteilte, wurde im Ergebnis einer Untersuchung ein verantwortlicher Mitarbeiter der Prüfaufsicht bei der S-Bahn „mit sofortiger Wirkung von seinen Aufgaben entbunden“. Bei dem Suspendierten handele es sich um einen Mitarbeiter „mit Leitungsverantwortung“. Die Frage, warum er den Radriss offenbar auch intern nicht weitergemeldet hat, blieb unbeantwortet.
Unterdessen bestätigte sich der Verdacht, dass der im Juni am Triebwagen 481-128 entdeckte Vorfall weitaus gravierender war, als bisher von der S-Bahn zugegeben. Laut EBA-Sprecher Ralph-Fischer ist an der Radscheibe nicht nur ein, sondern sind drei Risse entdeckt worden. Zwei waren 30 Millimeter, einer 20 Millimeter lang. Zudem habe das Rad bereits eine Strecke von 1,54 Millionen Kilometern zurückgelegt.
Nachdem am 1. Mai in Kaulsdorf ein S-Bahn-Zug wegen eines Radbruchs entgleist war, hatte die S-Bahn sich verpflichtet, alle Radsätze nach 1,2 Millionen Kilometern auszuwechseln. Inzwischen hat das EBA genau vorgeschrieben, nach welcher Laufleistung ein Radsatz spätestens auszutauschen ist. Auch müssen alle Räder alle sieben Tage von Experten begutachtet werden. „Wir gehen davon aus, dass sich inzwischen keine Züge mit Rädern solcher Laufleistung mehr im Einsatz befinden“, so EBA-Sprecher Fischer.
Die Bahn-Tochter konnte am Montag, wie geplant, ihr Angebot stabilisieren. Demnach sind wieder 340 ihrer 632 Zwei-Wagen-Einheiten im Einsatz. „Das entspricht noch lange nicht dem Angebot, das wir benötigen“, sagte der Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Berlin-Brandenburg (VBB), Hans-Werner Franz. Auf vielen Strecken müssten die Fahrgäste weiterhin mit verkürzten Zügen und ausgedünntem Fahrplanangebot leben, so Franz.