Das Quartier Hackescher Markt ist weiterhin das Boomareal in Berlin. Bis 2010 werden hier diverse Immobilienprojekte verwirklicht, so dass kaum eine Baulücke mehr bleiben wird. Potenzielle Mieter, auch aus den Branchen Kunst und Gastronomie, gibt es genug. Zu diesen Schlüssen kommt das Immobilienunternehmen Engel und Völkers in seinem neuen Quartiersbericht, für den das Viertel zwischen Torstraße im Norden bis Spree und Stadtbahn im Süden begutachtet wurde.
Als „Einkaufsquartier der besonderen Art“ erfreue sich der Hackesche Markt ungebremst gesteigerte Nachfrage, heißt es in dem Bericht. Aber nicht nur als Einkaufs- sondern auch Kulturmeile drohe dem Quartier entgegen vieler Befürchtungen in der Öffentlichkeit keine Gefahr. Die Zahl der Kunstläden habe im Vergleich zum Vorjahr um 31 Prozent zugenommen. Zudem gebe es nun 277 statt zuvor 260 Gastronomie und Hotellerierbetriebe, die aber nur noch rund 27 statt gut 28 Prozent aller Geschäfte ausmachten. Verdrängung finde vor allem in 1a-Lage und dort nicht nur wegen hoher Mieten statt, heißt es in dem Bericht.
Doch die Mieten spielen schon eine wichtige Rolle. Bis zu 100 Euro kostet der Quadratmeter mittlerweile. Das habe zur Folge, so die Immobilienexperten, dass die Gegend um den Hackeschen Markt kaum noch Experimentierfeld für neue Geschäftsideen sei. Wer hierher zieht, muss die Miete auch wieder verdienen und kann sich „nicht einfach nur ein Schaufenster“ leisten.
Doch es gibt genügend Interessenten, die sich um die Läden reißen und die Preise somit auch nicht sinken lassen, das bestätigt die Studie. Vor allem Modefirmen kommen hierher. Zuletzt hatte im Mai die japanische Firma Muji für Aufsehen gesorgt, als sie ein Mode- und Lebensartgeschäft im ehemaligen Haus des British Council am Hackeschen Markt eröffnete.
„Die Dichte der internationalen Modemarken steigt kontinuierlich von Jahr zu Jahr“, stellen so auch die Analysten von Engel und Völkers fest. Die Entwicklung sei wenig überraschend, ihre Geschwindigkeit aber bemerkenswert.
So wird das Angebot an Einzelhandelsflächen in 1a-Lage am Hackeschen Markt allmählich auch knapp. Nahezu jede Baulücke soll in den kommenden zwei Jahren geschlossen werden, und die Geschäfte ziehen auch weiter in Richtung Alexanderplatz. Bauliches Entwicklungspotenzial gebe es vor allem noch entlang der Oranienburger und Rosenthaler Straße heißt es in dem Quartiersbericht.
Durch den Umbau des ehemaligen AOK-Gebäudes etwa würden neue 1a-Immobilen entstehen. Rosenthaler Straße, Weinmeisterstraße, Münzstraße und Dircksenstraße heißen die künftigen Sitze von In-Geschäften in Berlin. In dem Bericht wird auf mehrere neue Stadtquartiere in der Größe von 80.000 Quadratmetern verwiesen, die um den Hackeschen Markt geplant sind. So werde Anfang 2009 entschieden, was aus dem Kunsthaus Tacheles werde. Auf dem rückwärtigen Gelände des Tacheles sei zudem seit Jahren das Quartier Am Johannishof mit 160 Luxus Eigentumswohnungen und Fünfsternehotel geplant. Zudem würden das denkmalgeschützte Gebäude des Haupttelegrafenamtes Oranienburger Straße, des früheren Logenhauses an der Monbijoustraße und der ehemaligen Charité-Frauenklinik ab 2010 modernisiert und zu einem gemischt genutzten Quartier umgebaut.
Das dominanteste Projekt dürfte aber das sogenannte Hackesche Quartier am S-Bahnhof Hackescher Markt werden. Es wird den Hackeschen Markt „auf attraktive Weise mit der Museumsinsel und dem Dom Aquarée verbinden“, schreiben die Analysten. Vom Hackeschen Markt werde eine Passage für Passanten zu einem Stadtplatz in Südlage mit Cafés und Restaurants führen. Das Quartier solle eine Alternative zum Hackeschen Markt werden, vor allem für Touristen.
Bauprojekte:
Sommer 2008: Boardinghouse/Appartementhaus Weinmeisterstraße 1-3, Fertigstellung 2009
Herbst 2008: Wohn- und Geschäftshaus Weinmeisterstraße 10, Fertigstellung 2009
Herbst 2008: Wohn- und Geschäftshaus Oranienburger Straße 9-10, Fertigstellung 2009
Frühjahr 2009: Hackesches Quartier (An der Spandauer Brücke), Fertigstellung 2010
Voraussichtlich 2009: Tacheles-Gelände/Am Johannishof, Oranienburger Straße/Friedrichstraße
Voraussichtlich 2010: Forum Museumsinsel Oranienburger Straße/Ziegelstraße