Humboldt-Universität

Neue Grimm-Bibliothek begeistert Besucher

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Birgit Haas

In Berlin-Mitte ist das Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum als neue Zentralbibliothek der Humboldt-Universität eröffnet worden. Der von dem Schweizer Architekten Max Dudler errichtete Bau beherbergt 1250 Plätze und rund 2,5 Millionen Bücher. Die ersten Besucher trieb allerdings nicht nur Neugier in den Lesesaal.

Es war ein kalter, regnerischer Morgen, als am Montag um 8 Uhr die neue Grimm-Bibliothek der Humboldt-Universität (HU) an der Geschwister-Scholl-Straße in Mitte öffnete. Ein kleines Grüppchen von 20 Studenten hatte sich vor dem hell erleuchteten Neubau eingefunden, in dessen Inneren der Leiter Milan Bulaty seine Mitarbeiter traf, um zu Beginn des Wintersemesters zum ersten Mal die Türen einer der bundesweit modernsten Büchereien aufzuschließen.

Die ersten drei Besucher bekamen einen USB-Stick. Darauf ist ein digitalisiertes Buch von Jakob Grimm, die Originalvorlage ist mehr als hundert Jahre alt. Unweit der geisteswissenschaftlichen Bibliothek ging es wesentlich festlicher zu: Im Konzerthaus am Gendarmenmarkt eröffnete HU-Christoph Markschies zusammen mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin Klaus Wowereit (SPD) das Jubiläumsjahr der Humboldt-Universität.

200 Jahre ist es her, dass der Sprachwissenschaftler Wilhelm von Humboldt die „Alma Mater Beroliensis“ Unter den Linden gegründet hat. Damals galt die Hochschule als Reformuniversität, sie öffnete sich der wissbegierigen Jugend, vereinte Lehre und Forschung unter einem Dach. Und ganz in diesem Sinne steht die neue Grimm-Bibliothek, die die HU 75,5 Millionen Euro gekostet hat, nicht nur den Studenten offen.

Alle Berliner und Hauptstadt-Besucher, die eines der 2,5 Millionen Bücher, die in Metallregalen auf neun Etagen untergebracht sind, ausleihen oder darin lesen möchten, sind willkommen. „Es ist ein erhebendes Gefühl, dass die Bibliothek nun endlich da ist“, sagt Peter Paul, der bis 1993 stellvertretender Direktor der geisteswissenschaftlichen Universitäts-Bücherei war. Bisher seien die Büchersammlungen über den ganzen Campus verstreut gewesen, nun wurden die Bestände aus zwölf Zweigbibliotheken zusammengeführt. Seit etwa 100 Jahren kämpft die Humboldt-Universität um solch eine Einrichtung, doch bisher habe es nicht geklappt.

Verständlich, dass Peter Paul an diesem Morgen einer der ersten Besucher der Bibliothek war. Zu denen gehörte auch Sandra Gerstädt. Die Jura-Studentin trieb jedoch nicht nur die reine Neugierde an einen der 1250 Arbeitsplätze auf den Leseterrassen, sie lernt für ihr Staatsexamen. In der juristischen Fakultät am Bebelplatz störe sie immer der Baulärm, deshalb habe sie die neue Bibliothek heute sofort testen wollen. Noch ist sie skeptisch. „Die Lesesäle sind offen, und ich bin mir nicht sicher, ob es nicht ganz schön laut ist, wenn mehr Menschen da sind.“ Mit der Architektur des Schweizers Max Dudler sind sie und ihr Lernpartner Sebastian Kallin aber einverstanden: „Wirklich schick, mit dem vielen Holz.“

Später leihen die beiden ein Buch aus, das erste, dass die Grimm-Bibliothek verlässt: „Öffentliches Recht“ von Walter Frenz. Am Tresen im Foyer geht alles seinen Gang. Es wirkt fast so, als hätte die Bibliothek schon lange offen. Nur hinter den Kulissen wird noch gewerkelt, zum Beispiel in der Privatbibliothek der Gebrüder Grimm, Deutschlands bekanntester Märchenerzähler. Deren Bücher, teils noch restaurationsbedürftig, sollen alle digitalisiert werden, damit viele Leute sie künftig lesen können.

Geöffnet ist das Haus an den Wochentagen bis 24 Uhr.

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