Ab 12. Oktober fährt die U2 wieder bis Pankow. Die neue S-Bahnbrücke über die Kreuzung Schönhauser Allee, Wisbyer- und Bornholmer Straße ist eingesetzt. In drei Wochen ist Schluss mit Berlins größter U-Bahnbaustelle. Doch es bleiben viele kleine.

Um 13.20 Uhr hängen 170 Tonnen Stahl am Haken. Schaulustige recken Fotohandys in die Höhe. An vier Ösen schwebt das 35 Meter lange Brückenteil über die Schönhauser Allee. Die frische grüne Farbe strahlt in der Spätsommersonne. Fast lautlos hebt sich der Koloss, zentimetergenau schwenken die beiden Schwerlastkräne ihn in Position. Nur eine kleine Panne hält die Präzisionsarbeit kurzfristig auf. Drei Stangen des Geländers müssen noch dem Schweißbrenner weichen, damit das Brückenteil passt.

Seit Freitagnachmittag ist die Kreuzung Schönhauser Allee, Wisbyer- und Bornholmer Straße wieder überbrückt.

Am frühen Morgen des 12. Oktober soll der erste U-Bahnzug der Linie U2 über die Hochbahnbrücke nach Pankow rollen. „Wir liegen im Plan“, sagt Reinhard Sept, Bauleiter bei den Berliner Verkehrsbetrieben (BVG).

Die größte U-Bahnbaustelle dieses Jahres – in gut drei Wochen soll sie Geschichte sein. Seit Mitte Mai laufen die Arbeiten an der Hochbahntrasse. Die fast 100 Jahre alten Viadukte wurden generalüberholt. 160 Brückenlager wurden ebenso erneuert wie Hunderte sogenannter Buckelbleche, in denen der Schotter unter den Gleisen liegt. Nördlich des Bahnhofs Schönhauser Allee arbeiten schon die Gleisbauer. 21 Millionen Euro investiert die BVG allein in diesem Jahr in die Sanierung der denkmalgeschützten Hochbahn. Insgesamt soll die Sanierung des gesamten Hochbahnabschnitts zwischen Senefelderplatz und Vinetastraße 80 Millionen Euro kosten.

Andernorts wird sogleich weiter gebaut

Seit vier Monaten fahren die Züge nur bis zur Station Schönhauser Allee, auch die Straßenbahnlinie M1 ist unterbrochen. Seit Donnerstagabend wird der Norden von Prenzlauer Berg auch für Autofahrer zur Staufalle. Für die Montage der neuen Brücke ist die komplette Kreuzung noch bis Montagmorgen für den Autoverkehr gesperrt. Auch die Straßenbahnlinien M13 und 50 sind von der Sperrung betroffen. Erst am 28. September sollen sie wieder planmäßig fahren.

Für die Verkehrssituation zwischen Mitte und Pankow wird das eine Entlastung bedeuten. Doch trotz S-Bahn-Krise wird andernorts fast direkt im Anschluss weitergebaut. Die Bauweiche, die derzeit noch dafür sorgt, dass die Züge der U2 an der Schönhauser Allee umkehren können, wird schon Ende Oktober wieder am Gleisdreieck gebraucht, wie U-Bahn-Bauchef Uwe Kutscher bestätigt. Die Arbeiten an den ebenfalls maroden Viadukten waren dort nur wegen der Leichtathletik-WM im Sommer unterbrochen worden. Voraussichtlich bis kurz vor Weihnachten treffen weitere Arbeiten nun abermals die Fahrgäste der Linie U1.

Zwischen Gleisdreieck und Wittenbergplatz werden keine Züge fahren. Fahrgäste müssen am Gleisdreieck auf die nahezu parallel verlaufende Linie U2 umsteigen. Der Bahnhof Kurfürstenstraße bleibt geschlossen. 2009 soll die obere Ebene des Bahnhofs komplett fertig werden, so das Ziel der BVG. Eine Verschiebung sei daher nicht möglich, bekräftigt Kutscher. Auch, weil die Planungen für weitere umfangreiche Baumaßnahmen im kommenden Jahr bereits laufen.

Dann wird abermals die U2 in Prenzlauer Berg im Mittelpunkt stehen. Nach dem nördlichen Abschnitt folgt 2010 der südliche Teil der Hochbahn. Baubeginn ist Mitte Mai. Bis November sollen die restlichen Viadukte und Rampen in zwei Bauabschnitten saniert sein. Zunächst wird nach derzeitigen Planungen an der Rampe zwischen Eberswalder Straße und Senefelderplatz gearbeitet, im zweiten Schritt folgen die Viadukte zwischen Eberswalder Straße und Schönhauser Allee. Fahrgäste müssen in Busse umsteigen. Ebenfalls saniert wird die 80 Meter lange Rampe zum Bahnhof Vinetastraße.

Zumindest eine gute Nachricht für die Autofahrer hat die BVG aber. Eine Vollsperrung wie an diesem Wochenende soll es an der noch stärker befahrenen Kreuzung Schönhauser Allee, Eberswalder und Danziger Straße voraussichtlich nicht geben.

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