Ungewollte Schwangerschaft

Abtreibungsgegner und -befürworter demonstrieren

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Mehrere Hundert Gegner und Befürworter der Abtreibung haben am Samstag in Berlin demonstriert. Zwei Kundgebungen fanden in Mitte nur wenige Meter voneinander entfernt vor dem Roten Rathaus sowie vor der Marienkirche statt.

Begleitet von Protesten haben am Sonnabend rund 1000 Lebensschützer in Berlin gegen die Abtreibungspraxis in Deutschland demonstriert. Gegen den Zug, bei dem 1000 Kreuze mitgeführt und der in der St.-Hedwigs-Kathedrale mit einem ökumenischen Gottesdienst abgeschlossen wurde, haben nach Veranstalterangaben zwischen 500 und 800 Menschen am Roten Rathaus und auf dem Bebelplatz protestiert.

Nach Angaben der Polizei kam es zu verbalen Störaktionen. Die Abtreibungsbefürworter hätten Kondome geworfen und den Zug mit Trillerpfeifen gestört, so die Polizei. Zeitweise sei die Karl-Liebknecht-Brücke gesperrt worden.

Zu den Gegenkundgebungen haben die Schwangerenberatungsorganisation „pro familia“ und das „Bündnis gegen Abtreibungsverbot und christlichen Fundamentalismus“ aufgerufen. Beide forderten die Streichung des Paragrafen 218 und die völlige Freigabe von Schwangerschaftsabbrüchen.

Während das katholische Erzbistum den Schweigemarsch erneut unterstützte, war die evangelische Landeskirche eigenen Angaben zufolge nicht beteiligt. Allerdings hatte der Berliner Bischof und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Wolfgang Huber, wie auch sein katholischer Amtskollege Georg Kardinal Sterzinsky dem Bundesverband Lebensrecht als Veranstalter ein Grußwort geschrieben.

Darin erklärte Huber, dass die „gut gemeinte Formel vom rechtswidrigen, aber straffrei bleibenden Schwangerschaftsabbruch dem allgemeinen Rechtsbewusstsein nicht wirklich zu vermitteln war“. Insofern sei es „gut, wenn der Schweigemarsch '1000 Kreuze für das Leben' und der anschließende ökumenische Gottesdienst zum wiederholten Male ein Zeichen für das Leben setzen“.

Weiter verwies der Berliner Bischof darauf, dass es auch nach Ansicht der evangelischen Kirche kein Recht auf Abtreibung geben kann. Deshalb habe sie vor Jahren auch der im Paragrafen 218 festgelegten Regelung für Schwangerschaftsabbrüche zugestimmt. In deren Zentrum stehe eine sorgfältige Beratung, „die sowohl das Lebensrecht des Ungeborenen als auch die Konfliktsituation der Frau aufnimmt“. Anders als die Protestanten lehnt die katholische Kirche Abtreibung kategorisch ab und hat sich deshalb offiziell aus der Schwangerenberatung zurückgezogen.

Bei dem ökumenischen Gottesdienst war von evangelischer Seite die „Selbstständige Evangelisch-Lutherische Kirche in Deutschland“ beteiligt. Die nicht der EKD angehörende Kirche mit rund 37.000 Mitgliedern gilt als konservativ, ebenso wie die evangelikal geprägte „Deutsche Evangelische Allianz“, deren Generalsekretär Hartmut Steeb dem Vorstand des Bundesverbandes Lebensrecht angehört.

( EPD/sei )