Die U-Bahnlinie U1 wurde im vergangenen Jahr zwischen den Stationen Hallesches Tor und Kottbusser Tor von Grund auf saniert - mit neuem Stahl im Brückenboden und Gummimatten im Gleisbett. Danach sollte die U-Bahn flüsterleise durch Kreuzberg gleiten. Doch nun häufen sich die Lärmbeschwerden.

Die Hochbahnstrecke Linie U1 sollte nach ihrer Sanierung im vergangenen Jahr eigentlich als „Flüsterbahn“ durch Kreuzberg gleiten. Doch Anwohner sind vom Ergebnis der Millioneninvestition enttäuscht: Lautes Quietschen in den Kurven raubt ihnen seit Monaten die Nachtruhe.

Entlang der Strecke zwischen den Stationen Hallesches Tor und Kottbusser Tor häufen sich die Beschwerden, dass die Hochbahnstrecke nach Abschluss der Bauarbeiten nicht leiser, sondern sogar lauter geworden sei. Ein neu entwickelter künstlicher „Schienenbenetzungsstoff“ soll jetzt versuchsweise eingesetzt werden, um Abhilfe zu schaffen. Das geht aus einer Antwort der Senatsverkehrsverwaltung auf eine kleine Anfrage der Fraktion der Grünen hervor.

Die Linie U1 wurde im vergangenen Jahr zwischen Kottbusser Tor und Halleschem Tor von Grund auf saniert. Der Stahl im Brückenboden von Deutschlands ältester U-Bahn (1902) war marode, die 1,2 Kilometer lange Strecke musste für 11,5 Millionen Euro grunderneuert werden. Dabei wurde auch der Schotter aus dem Gleisbett entfernt, stattdessen bis zu drei Zentimeter dicke Gummimatten unter die Gleise gelegt. Diese sorgen auch tatsächlich dafür, dass Erschütterungen abgefangen werden und nun immerhin die Tassen im Schrank nicht mehr wackeln. Doch als „Flüstergleise“ haben sich die neu verlegten Schienen dennoch nicht erwiesen.

Krach in den Kurven

Das liegt vor allem an dem Krach in den Kurven, der durch die Reibung zwischen Schiene und Rad zustande kommt. „Das Kurvenquietschen ist ein bekanntes Phänomen“, so Verkehrsstaatssekretärin Maria Krautzberger. Seit Jahrzehnten arbeiteten Fachwissenschaft und Fahrzeugindustrie an einer Lösung des Problems, das insbesondere auch von der Witterung abhänge. Das Quietschen, so hatten auch Anwohner berichtet, ist dann besonders laut, wenn es längere Zeit nicht geregnet hat.

„Als Abhilfe kommt deshalb grundsätzlich ein Schmierfilm auf den Schienen in Betracht“, so die Staatssekretärin. Die BVG hat deshalb für die Kurven im Bereich Wassertorplatz und Schlesisches Tor bereits eine Berieselungsanlage installiert, die Wasser auf die Gleise sprüht. „Seit Kurzem hat auch ein künstlicher Benetzungsstoff eine Zulassung durch die Technische Aufsichtsbehörde des Landes Nordrhein-Westfalen erhalten“, berichtet Krautzberger. Die BVG beabsichtige, dieses Mittel zunächst versuchsweise einzusetzen. „Die Technische Aufsichtsbehörde Berlin hat die entsprechende Erlaubnis ausgesprochen“, so die Staatssekretärin.