Berliner Grünanlagen

Stadträte streiten um Grilltouristen aus Neukölln

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Philip Kuhn

Foto: Sergej Glanze

Mittes Wirtschaftsstadtrat Carsten Spallek (CDU) wirft seinen Neuköllner Kollegen vor, am Grilltourismus Richtung Tiergarten schuld zu sein. Denn der Bezirk weist keine öffentlichen Grillplätze aus. Doch Neukölln bleibt hart: Grillen in öffentlichen Grünanlagen bleibe auch künftig verboten, so Baustadtrat Thomas Blesing (SPD).

Neuköllns Baustadtrat Thomas Blesing (SPD) wehrt sich gegen Vorwürfe, sein Bezirk fördere den Grill-Tourismus Richtung Tiergarten: „Die können erzählen, was sie wollen. Wenn der Bezirk Mitte den Grillern signalisiert, dass ihr Dreck regelmäßig weggeräumt wird, sind sie selbst an den Müllbergen im Tiergarten schuld.“

Mittes Stadtrat für Wirtschaft und Ordnung, Carsten Spallek (CDU), hatte gegenüber Morgenpost Online Grilltouristen aus Neukölln für die Müllberge nach sonnigen Wochenende im Tiergarten verantwortlich gemacht. Außerdem warf er Neuköllns Bürgermeister Heinz Buschkowsky (SPD) vor, auf Kosten des Bezirks Mitte zu leben, indem er das Grillen in seinem Bezirk verbiete. Gleichzeitig wehrt er sich gegen Einmischungen der Kollegen in die Grillproblematik im Tiergarten. „Statt von uniformierten Hundertschaften zu sprechen, die gegen Griller vorgehen sollen, würde ich mir konstruktive Vorschläge aus Neukölln wünschen“, so Spallek.

Der Bezirk müsse Mitte zur Seite sehen: „Ich wünsche mir öffentliche Grillplätze auch in Neukölln, damit würde der große Tiergarten entlastet“, sagte Spallek. Denn jedes Wochenende würden viele Griller aus Neukölln extra mit dem Auto nach Tiergarten reisen.

Für Blesing kommt das nicht in Frage: „Es gibt in Neukölln einen Konsens: Das Grillen in öffentlichen Grünanlagen ist nicht gestattet. Das Gesetz sieht ein solches Verbot vor. Und daran wird auch nicht gerüttelt. Mitte ist selbst schuld, wenn es Ausnahmen zulässt.“ Den angeblichen Grill-Tourismus von Neukölln nach Tiergarten bezeichnete er als „nicht nennenswert. Ich finde es abartig und abscheulich, dass in Berlins wichtigstem Park überhaupt gegrillt werden darf – und das in unmittelbarer Nähe des Reichstages“, sagte Besing.

Hintergrund der Auseinandersetzung ist die unterschiedliche Regelung in den Bezirken: In Mitte ist das Grillen in einigen ausgewiesen Flächen erlaubt, in Neukölln grundsätzlich verboten. Laut Spallek fallen an einem sonnigen Tag 15.000 Euro für die Müllbeseitigung im Tiergarten an. Hinzu kämen Kosten für Schäden an Bäumen, Sträuchern und Rasenflächen, so der Stadtrat.

Seit Monaten gibt es Diskussionen um die Hinterlassenschaften der Griller im Bezirk Mitte. So hatten sich nach den sonnigen Ostertagen allein im großen Tiergarten 15 Tonnen Müll angesammelt. Die CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus schlug deshalb eine Kurtaxe für Grillen und Picknicken im Park vor. Davon hält Spallek jedoch selbst nicht viel, weil dafür schlicht das Personal fehle. Nur sieben Mitarbeiter des Ordnungsamtes stünden für die Kontrolle im Großen Tiergarten zur Verfügung. Nach Auffassung Spalleks würde nur ein generelles Grillverbot in Mitte das Problem lösen.