Wegen des Chaos bei der Berliner S-Bahn prüft Bahn-Chef Rüdiger Grube eine Schadenersatzklage gegen Ex-Manager seines Konzerns. Erste Probleme mit den Zügen waren bereits 2003 aufgetaucht. Damals „hätten wir bei den Herstellern noch Gewährleistungsansprüche anmelden können“, sagte Grube. Warum das nicht geschehen sei, entziehe sich seiner Kenntnis. Auch die Datenaffäre ist juristisch noch nicht abgeschlossen. „Mittlerweile haben wir alles beim Staatsanwalt abgegeben“, sagte Grube der Zeitschrift "Spiegel".
Mitte letzter Woche musste auch der Leiter der Fahrzeug- Instandhaltung der S-Bahn, Nils Fischer-Cornelsen, seinen Hut nehmen. Anfang Juli hatte die Deutsche Bahn wegen des Sicherheits- und Wartungs-Desaster schon die Geschäftsführung ihrer Tochter ausgetauscht. Der S-Bahn-Verkehr in Berlin läuft seit Wochen mit Notfahrplan, weil das Management Sicherheitskontrollen ihrer Wagen versäumte. Nach einem Radscheibenbruch Anfang Mai wird auf Anordnung des Eisenbahn- Bundesamtes fast der gesamte Fahrzeugpark an Rädern und Achsen überprüft.
Unterdessen hat der Verkehrsclub Deutschland (VCD) den Bahnchef aufgerufen, die Fahrpreise nicht wie zuletzt üblich zum Jahreswechsel anzuheben. „Es wäre ein sehr positives Zeichen, einmal auf eine Erhöhung zu verzichten“, sagt der VCD-Vorsitzende Michael Gehrmann. Grube, der seit 100 Tagen im Amt ist, hat sich nach seinem Dienstantritt zunächst nicht zu möglichen Fahrpreiserhöhungen geäußert und auf seine Einarbeitungszeit verwiesen. Eine Antwort könnte er bei der Vorlage der Halbjahresbilanz am 20. August in Frankfurt geben.
An diesem Montag wird der Bahnchef in Brandenburg/Havel erwartet. Die Deutsche Bahn und mehrere Industrieunternehmen wollen das Startsignal für ein Schienentechnik-Forschungszentrum in Brandenburg geben. Das geplante „DB Eco Rail Center“ am Standort Kirchmöser in Brandenburg/Havel soll umweltfreundliche Bahntechnologien mit erneuerbaren Energien entwickeln. Zum Auftakt des Projekts werden auch Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee, Außenminister Frank- Walter Steinmeier und Brandenburgs Infrastrukturminister Reinhold Dellmann (alle SPD) erwartet. Grube hat als „kühne Vision“ einen CO2- freien Transport formuliert. Die Bahn will ihren Ausstoß klimaschädlichen Kohlendioxids bis 2020 um 20 Prozent im Vergleich zu