Hollywood-Star Penélope Cruz und Regisseur Pedro Almodóvar sind nach Berlin gekommen, um ihren neuen Film vorzustellen. Die spanische Schauspielerin ist die fünft meistfotografierte Frau der Welt. Wo immer sie auftritt, verfallen ihre Fans in Hysterie. Doch in Berlin erzählt sie von ihren Unsicherheiten.

Wer hätte je geglaubt, dass Penélope Cruz (35) am Film-Set Ängste hat und von Unsicherheiten geplagt ist? „Am Set ist man von der Stimmung abhängig, von den anderen Menschen. Ganz gleich, wie gut man vorbereitet ist auf seinen Part: Die Unsicherheit, die Angst, zu versagen, die liegt in der Natur eines Schauspielers. Ich bin gewohnt mit der Angst zu leben, nicht gut genug zu sein. Und sie hilft mir vielleicht dabei, dass ich am Set nicht abhebe und dadurch unprofessionell werde. Wenn ich eines Tages keine Unsicherheit mehr spüre, dann wüsste ich, dass es an der Zeit ist, mir einen neuen Job zu suchen.“

Überraschend offen sprach der Hollywood-Star anlässlich der Vorstellung des neuen Liebes-Films „Zerrissene Umarmungen“ (Kinostart 6. August) der Brüder Pedro (Regie) und Agustín Almodóvar (Produktion) über sein Seelenleben. Auch der spanische Erfolgs-Regisseur, übrigens der eigentliche Star der Pressekonferenz (ihm wurden die meisten Fragen gestellt), zeigte sich ungewohnt zugänglich in Bezug auf sein Privatleben. Erstmals äußerte er sich so öffentlich über seine Homosexualität. „Ich prügele mich immer mit meinem Liebhaber, aber nie mit meinem Bruder“, sagte Pedro Almodóvar auf die Frage nach der Zusammenarbeit mit Agustín. „Mit einem Partner sollte man übrigens nicht zusammen arbeiten. So was geht nie gut. Mit meinem Bruder gibt es seit 1986 keine Schwierigkeiten.“ Dann grinst der Spanier erstmals an diesem Nachmittag: „Es gibt keine Kompetenzstreitigkeiten. Und wenn doch, dann muss er mit seinem Ego nachgeben. Er steht in der zweiten Reihe hinter mir. Das erleichtert die Arbeit.“ Agustín Almodóvar pflichtete brav bei, bedankte sich aber bei dem Reporter, der ihn gefragt hatte, ob er das alles auch so sehe.

Apropos Reporter. Es gibt da manchmal merkwürdige Possen zu erleben. So auch gestern. Einer Kollegin, die des Spanischen mächtig ist, und dies auch kundtun musste (während die Konferenz sonst für alle verständlich auf Englisch lief), las Penélope Cruz höchstselbst die Leviten. Und das kam so: Cruz übersetzte für die anderen Reporter die ihr auf Spanisch gestellten Fragen, wollte dann auf Englisch antworten. Als die Reporterin deswegen aufmuckte, sagte Cruz lässig: „Entschuldigen sie. Sie sprechen beide Sprachen, ihre Kollegen aber nicht, also muss ich denen ihre Fragen erst einmal übersetzen.“ Cool. Ob sie das alles auch auf Deutsch wiederholen könne? „Nein“, amüsierte sich Cruz. „Ich kann kein Wort Deutsch. Das ist für uns Spanier eine wirklich schwer zu erlernende Sprache.“

Spätestens jetzt wird klar, was Almodóvar an seiner Hauptdarstellerin so schätzt: „Sie ist eine Frau, die sich voll reinhängt und nie das Handtuch wirft. Und ich sage ihnen, am Set ist es oft so, dass da 16 Stunden unter Vollanspannung gearbeitet wird. Da brauche ich starke Frauen. Penélope ist eine der stärksten, die ich kenne.“ Was er noch an seiner Muse liebt, die er als 13-Jährige für den Film begeisterte? „Sie ist absolut emotional. Und, auch wichtig für den Film, sie weint sehr gut. Sie hat diese großartige Mischung aus Kämpferin und zerbrechlichem Kind.“

Pedro Almodóvar wurde in einer kleinen spanischen Stadt in der Provinz Ciudad Real geboren. Mit 17 Jahren zog er – ohne Familie und ohne Geld – nach Madrid und schlug sich dort mit Gelegenheitsjobs durch. Er war Kurzfilmer, Comicschreiber, Herausgeber von Fotoromanen, Schauspieler und Musiker, bevor er eine Stelle bei der Telefongesellschaft bekam. Die Arbeit dort gab ihm die Zeit, Geschichten zu schreiben und die ersten ernsthaften filmischen Versuche zu machen. Durch seinen ersten Spielfilm „Pepi, Luci, Bom und andere Mädchen der Bande“ wurde er eine wichtige Figur in der Madrider Filmszene und über die Grenzen Spaniens hinaus bekannt. Seit dem Werk „Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs“ (1988) hat er als Regisseur Kultstatus.

„Filme müssen das Leben repräsentieren“, sinniert Almodóvar im Berliner Hotel de Rome. „Die Emotion muss real sein, und echt. Über Emotionen transportiere ich meine Botschaften.“ Deshalb ist es auch so wichtig, dass eine wie Penélope nach Drehbuch weinen kann. „Aber auch das Design der Kleidung, die Einrichtung eines Zimmers sind wichtige Bestandteile eines Films. Alles, was der Sehsinn aufnimmt.“ Was er in Berlin sieht, wenn er sich so umschaut, gefalle ihm übrigens „verdammt gut“. Der Wiederaufbau der Stadt und des Lebens hätten Modellcharakter, sagt Almodóvar. „Dass man es geschafft hat, die Mauer einzureißen und das Zusammenleben hinzubekommen, das ist ein einzigartiger Lebensprozess.“ Der Berliner Senat habe sich seinerzeit klugerweise darum bemüht, die besten Architekten der Welt einzuladen.