Nahverkehr

Münchner Züge sollen weiter für Berliner S-Bahn fahren

| Lesedauer: 3 Minuten

Foto: Marion Hunger

Ab Montag, wenn die Stadtbahn zwischen Zoo und Ostbahnhof wieder rollt, streicht die S-Bahn viele Ersatzangebote wieder. Dazu gehören auch Züge, die aus München und Stuttgart nach Berlin beordert wurden. Sie sollen zurückgeschickt werden. Das sei unverständlich, sagen Kritiker.

In der Debatte um die Berliner S-Bahn werden Forderungen lauter, den Ersatzverkehr zwischen Gesundbrunnen, Hauptbahnhof und Südkreuz auch in den kommenden Monaten aufrechtzuerhalten. Noch bis Montag verkehren aus Stuttgart und München georderte S-Bahnen auf der Nord-Süd-Route. Dann wird dieses Angebot gestrichen, weil die Berliner S-Bahnen wieder über die Stadtbahn zwischen Zoo und Ostbahnhof fahren.

Leider werde es aber noch Monate dauern, bis die S-Bahn wieder ihre volle Leistung erbringen könne, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Uwe Goetze, am Donnerstag. „Aus diesem Grund ist es vollkommen unverständlich, dass bereits ab Montag weite Teile der jetzigen Ergänzungsangebote wieder gestrichen werden sollen.“

Seit einem Monat fährt die S-Bahn in der Hauptstadt nur in einem Notbetrieb. Dieser wurde am 20. Juli noch verschärft. Seitdem ist die Stadtbahn zwischen Zoo und Ostbahnhof stillgelegt. Vom 3. August an soll es aber laut Bahn wieder S-Bahnen auf dieser wichtigen Ost-West-Strecke geben. Auch die meisten Strecken ins Berliner Umland werden wieder befahren.

Die Ersatz-S-Bahnen aus Stuttgart und München waren meistens leer geblieben, weil noch immer viele Fahrgäste von diesem Angebot nichts wissen. Goetze verlangte deshalb von der Bahn eine offensivere Informationspolitik.

Die Studierenden der TU Berlin fordern von der S-Bahn Berlin eine Entschädigung für ausgefallene Transportleistungen. Wegen der Einschränkungen des Fahrangebots sei das Semesterticket praktisch nutzlos geworden, erklärte der Allgemeine Studentenausschuss der TU. Betroffen seien 27.000 Studenten, die vor allem durch die Stilllegung des S-Bahnhofs Tiergarten betroffen seien. Die S-Bahn hatte angekündigt, ihren Abonnenten und Jahreskarteninhabern einen Monat freie Fahrt zu gewähren.

Das Unternehmen ist eine 100-prozentige Tochter der Deutschen Bahn. Der Notbetrieb der S-Bahn ist eine Folge von Überprüfungen der Räder und Achsen der Züge. Diese waren vom Eisenbahn-Bundesamt in Bonn angeordnet worden. Grund dafür war ein Radbruch am 1. Mai in Kaulsdorf. Anschließend stellte sich heraus, dass die S-Bahn eigenmächtig Untersuchungszeiträume für die Räder verlängert und mit dem Eisenbahn-Bundesamt abgesprochene Prüfungen nicht vorgenommen hatte. Die Berliner Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen wegen gefährlichen Eingriffs in den Schienenverkehr. Die komplette Geschäftsführung der S-Bahn wurde von ihren Aufgaben entbunden und schärfere Prüfungsauflagen angeordnet.

Die ausgewechselten Manager erhielten andere Positionen im Bahnkonzern. Nach Recherchen des ARD-Politikmagazin „Kontraste“ bekleiden die beiden wichtigsten Köpfe des Sparprogramms, das bei der S-Bahn zu immer weniger Wartungen der Technik geführt habe, noch immer wichtige Positionen. Der frühere Leiter der Konzernentwicklung und rechte Hand des damaligen Bahnchefs Hartmut Mehdorn, sei kürzlich zum Chef des Bahn-Güterverkehrs befördert worden.

Ein anderer Manager, der bis März Technik-Geschäftsführer der S-Bahn war, dürfe nun in führender Funktion unter anderem für Regional- und Nahverkehrszüge die Fristen für Wartung und Instandhaltung festlegen. Auch der Leiter der Instandhaltung der S-Bahn habe seinen Posten weiterhin inne.

( dpa )