Am Donnerstag konnte die IVG Immobilien AG Richtfest für das 160-Millionen-Euro-Projekt „Hackesches Quartier“ feiern. „Mehr Mitte geht nicht“ hieß denn auch der Slogan, der auf die zentrale, exklusive Lage im neuen Berlin hinweist. Entstehen werden bis zum Mai/Juni des nächsten Jahres zwei elegant geschwungene Gebäudeblöcke mit insgesamt sieben individuell gestalteten Einzelhäusern. Durch das neue Quartier mit Büros, Geschäften und Hotel-Apartments sowie 324 Parkplätzen in einer Tiefgarage führt vom S-Bahnhof Hackescher Markt bis zur Anna-Luisa-Karsch-Straße eine sogenannte Gasse.
Die insgesamt 43.000 Quadratmeter großen Nutzflächen sind nach Angaben der IVG bereits zu mehr als 85 Prozent vermarktet. Prominentester Mieter mit 8500 Quadratmeter ist die Gasag Berliner Gaswerke Aktiengesellschaft, die ihren Unternehmenssitz vollständig vom markanten denkmalgeschützten Shell-Haus am Reichpietschufer in Tiergarten in das Hackesche Quartier verlagern wird.
"Wir verlassen 2010 das Shell-Haus komplett, da unser 10-Jahres-Vertrag mit der Credit Suisse ausläuft und kommen mit unserer Holding und 350 bis 400 Mitarbeitern hierher“, sagte am Donnerstag Olaf Cernomoriez vom Gasag-Vorstand. Cernomoriez nannte wirtschaftliche und konzeptionelle Gründe für den Umzug. „Wir haben uns entschieden, bundesweit zu agieren und werden mit dem neuen Standort in Mitte unser Bild aufbessern“, sagte der Gasag-Manager.
"Kreative Atmosphäre"
Für das Shell-Haus suche nun die Credit Suisse als Eigentümerin einen neuen Mieter. Es war 1930 bis 1932 von Emil Fahrenkamp für eine Tochter des Shell-Konzerns erbaut worden. Die Gasag war 2000 in das Shell-Haus gezogen, nachdem die Bewag als langjähriger Eigentümer und Nutzer das Haus aufwendig restauriert hatte. Gasag-Vorstand Cernomoriez nannte am Donnerstag noch einen weiteren Grund für die Abkehr vom Shell-Haus. „Der neue Standort in Mitte ist günstiger.“ Die Büromieten bewegen sich im Hackeschen Quartier nach Angaben von Christian Köhler von der IVG zwischen 16,50 und 18,50 Euro. Einzelhandelsflächen liegen zwischen 40 und 80 Euro.
Ein weiterer sogenannter Ankermieter ist die bekannte und größte Kommunikationsagentur Berlins, Scholz & Friends, die im Hackeschen Quartier ihre drei Berliner Standorte bündelt und mit mehr als 300 Mitarbeitern nach Mitte kommt. „Für eine kreative Agentur ist der Standort mit der kreativen Atmosphäre des Umfelds, seinen Galerien und Modeläden optimal“, sagte Klaus Dittko vom Vorstand Scholz & Friends. Weiterer Mieter ist die Gasnetzbetreiberin, Netzgesellschaft Berlin-Brandenburg (NBB).
In dem lang gestreckten Gebäude an der Spandauer Brücke entsteht ein Apartmenthaus mit 145 Studios. Der Hotelbetreiber Adina Europe will Berlin-Besuchern und Geschäftsleuten die Möglichkeit bieten, Apartments mit Schlaf- und Wohnzimmer sowie Bad und Küche für Monate zu mieten. Geboten wird zudem ein Service wie im Hotel. Die Preise betragen pro Nacht 110 Euro aufwärts. Die Adina Europe ist der erste Käufer im Hackeschen Quartier.
Neben der Nutzung durch Büros und Hotels ist auch kleinteiliger Einzelhandel vorgesehen. Geplant sind 4000 Quadratmeter Fläche für etwa 15 bis 18 Läden im gesamten Bereich des Erdgeschosses. Hier sind bereits nach IVG-Angaben 30 Prozent vermietet. Christian Köhler von IVG nennt Restaurants, Feinkostgeschäfte, Coffee-Bars, Mode- und Lebensmittelläden als Nutzer.
"Fußgänger ansaugen"
„Es ist das größte Bauprojekt, das derzeit in Mitte läuft“, sagte am Donnerstag Mittes Stadtrat für Stadtentwicklung, Ephraim Gothe (SPD). Dieses „hochurbane Projekt“ werde die „hochattraktive Einkaufslage“ der Oranienburger und Rosenthaler Straße mit Unter den Linden verbinden. Gothe setzt auf die Scharnierfunktion des neuen Quartiers, die auch der verantwortliche Architekt Ivan Reimann im Auge hatte. „Wenn alles so funktioniert, wie wir uns das vorgestellt haben, dann wird das Hackesches Quartier genauso lebendig wie das Quartier nördlich des Bahnhofs“, sagte Reimann am Donnerstag. Die Gasse zwischen den beiden neuen Blöcken werde wie eine Düse funktionieren, die die Fußgänger „ansauge“. Ziel sei es gewesen, ein lebendiges Quartier zu schaffen, das sich in den Stadtraum integriere.
„Das Projekt spricht nicht nur eine Sprache, denn gestaltet haben es verschiedene Architekten“, sagt Stadtrat Gothe. Das Bauprojekt glänze durch seine kleinteilige Struktur, die sich an den kleinen Häusern der Altstadt orientiere. Unter Reimanns Regie gestalteten die Grüntuch Ernst Architekten und Gesine Weinmiller aus Berlin die beiden Blöcke.