Geschichten aus Zoo und Tierpark

Flusspferde haben keine Feinde

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Tanja Laninger

Auf dem Nil war er ja schon, Agatha Christies Privatdetektiv Hercule Poirot. Ob auch er Flusspferde gesehen hat? Am Unterlauf des Nils, in Ägypten, hatten Europäer die zwei bis drei Tonnen schweren Säugetiere erstmals zu Gesicht bekommen.

"Sie wurden wohl exportiert und bereits im Kolosseum zu Tierkämpfen eingesetzt", sagt Zoo-Kurator Ragnar Kühne. "Mit Pferden haben sie nichts zu tun, eher mit Schweinen", sagt Zoo-Kurator Ragnar Kühne. Ihr Verhältnis zu Wasser ist getrübt. Sie halten sich gerne darin auf, der Kühle und Schwerelosigkeit wegen, doch schwimmen können sie nicht. Sie verschließen Nasenlöcher und Ohren, halten die Luft an und laufen auf dem Grund. Diese Technik ist im Zoo prima zu beobachten. Fünf Flusspferde spazieren dort in Gribl'scher Architektur unter Wasser und hinter Glas. Ein Bulle namens Ede, die Kühe Kathie und Nicole sowie Nicoles und Edes Tochter Nele.

Ein Geheimnis macht Zoo-Kurator Ragnar Kühne noch um Neles Halbschwester. Er will ihren Namen nicht verraten. "Das überlassen wir dem Paten", sagt Kühne.

Neles Patin sind die Berliner Wasserbetriebe, die sich schon seit fünf Jahren für die Zoo-Hippos engagieren. Das kostet Geld: bis zu 3500 Euro.Gras ist die Hauptnahrung der Vegetarier und es sieht vorher aus wie nachher. Mit breitem Maul schaufeln Flusspferde das Gras in sich hinein, täglich 50 Kilo.

Vom direkten Kontakt ist abzuraten. Flusspferde greifen an, wenn ihnen etwas komisch vorkommt, sie flüchten nicht. "Die Masse macht's möglich", sagt Kühne. Flusspferde haben keine Feinde - sie sind der Feind. Vor einer Attacke reißen sie ihr Maul drohend weit auf, als würden sie gähnen - bis zu 150 Grad sind möglich. Richtig gähnen können Flusspferde auch. "Alle Säugetiere machen das", sagt Kühne. Doch warum? Die Forschung bleibt vage, oft wird Sauerstoffmangel als Auslöser angeführt. Vielleicht sollte Hercule Poirot der Sache auf den Grund gehen. Es muss ja nicht im Nil sein.

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