Mediaspree

Berliner Strandbars kämpfen ums Überleben

| Lesedauer: 4 Minuten
Sabine Flatau

Mit dem Aktionsbündnis "Megaspree" protestieren die Betreiber der Strandbars und Clubs in Friedrichshain-Kreuzberg gegen die Verdrängung vom Spreeufer. Am 11. Juli wollen sie mit einem Sternmarsch gegen Vermarktung und Privatisierung protestieren. Das Datum ist bewusst gewählt. Vor einem Jahr fand im Szene-Bezirk der Bürgerentscheid "Spreeufer für alle" statt.

Die Betreiber der Strandbars und Clubs am Spreeufer in Friedrichshain-Kreuzberg machen mobil. Sie befürchten, dass die Szene- und Clubkultur im Bezirk verdrängt werden soll. Gemeinsam mit Anwohnern, politischen Gruppen und Kulturprojekten haben sie vor etwa einem Monat das Aktionsbündnis „Megaspree“ gebildet.

Es ruft für den 11. Juli zu einer Protest-Demonstration gegen die Vermarktung und Privatisierung des Spreeufers und zu einem Sternenmarsch zum Molkenmarkt in Mitte auf. Mehrere Tausend Teilnehmer werden erwartet. Autofahrer müssen am Sonnabendnachmittag und -abend zeitweise mit erheblichen Verkehrseinschränkungen auf den Hauptstraßen in Richtung Innenstadt rechnen.

Das Gesamt-Motto der Demonstration ist dramatisch gewählt: „Berlin frisst ihre Kinder“. Die Argumente der Organisatoren: In Kreuzberg und Friedrichshain seien Wohnräume und die lokale Kulturszene bedroht. „Die Reize und Potenziale der Stadt werden missachtet und alternative Konzepte und Projekte torpediert“, heißt es im Aufruf.

Das Datum der Demonstration ist bewusst gewählt. Vor einem Jahr, am 13. Juli 2008, fand in Friedrichshain-Kreuzberg der Bürgerentscheid „Spreeufer für alle“ statt. Im Ergebnis konnten die Forderungen nach einem 50 Meter breiten Uferweg an der Spree und nach einem Verzicht auf Hochhäuser am Spreeufer durchgesetzt werden.

Clubs und Projekte vernetzen sich

Zum Bündnis „Megaspree“ gehören nach Auskunft einer Sprecherin derzeit 70 Unterstützer, darunter der Initiativkreis „Mediaspree versenken“ und die Bürgerinitiative Stadtring Süd (BISS), die den Weiterbau der A100 von Neukölln nach Treptow verhindern will. Auch das „Theater unterm Dach“ in Prenzlauer Berg hat sich angeschlossen, das um seine Räume fürchtet. „Wir wollen ein Bündnis der bedrohten Kultureinrichtungen in Berlin bilden“, so die Sprecherin.

"Megaspree“ protestiere jedoch nicht nur gegen das Aus für Szeneeinrichtungen wie die Bar 25, die Projekte des RAW-Tempel an der Revaler Straße und das SO 36. Ziel des Bündnisses sei auch, eine enge Vernetzung der kulturellen Projekte zu erreichen. „Es wird weitere gemeinsame Aktionen geben, auch Tagungen sind vorgesehen“, sagte die Sprecherin. Probelauf für den neuen Zusammenhalt ist der Sternenmarsch am 11. Juli. An drei Orten in Treptow, Friedrichhain und Kreuzberg soll gleichzeitig um 16 Uhr ein

Demonstrationszug starten. Die Initiative BISS startet an der Beermannstaraße nahe dem Treptower Park und zieht über die Elsenbrücke, Stralauer Alle, Mühlenstraße Richtung Oberbaumbrücke.

Dort trifft sie auf den Zug der Clubs, an dem sich Bar 25, Cassiopeia, Watergate, YAAM und Maria am Ufer beteiligen. Die Clubs starten am Boxhagener Platz in Friedrichshain und ziehen über Grünberger, Revaler, Warschauer und Mühlenstraße weiter in Richtung Molkenmarkt. Die dritte Demonstration mit SO 36 und „Mediaspree versenken“ beginnt am Oranienplatz in Kreuzberg und führt über Köpenicker Straße und Jannowitzbrücke.

In den drei Zügen fahren geschmückte Wagen mit und Demonstranten auf Fahrrädern. Auf der Spree sind nach Auskunft der Sprecherin Boote für die Demo unterwegs. Die Organisatoren rechnen mit bis zu 5000 Teilnehmern. Gegen 20 Uhr ist vor dem Stadthaus am Molkenmarkt eine Abschlusskundgebung geplant. Die Polizei werde die Demonstrationszüge begleiten, sagte ein Sprecher. Dem Aufruf könnten auch linke Gruppierungen folgen. Die Straßen werden für den Autoverkehr temporär gesperrt.

Die Demonstrationen sind für insgesamt 3000 Teilnehmer angemeldet. Nach Auskunft des Polizeisprechers soll es noch einen vierten Zug geben, der über Hackeschen Markt und Mollstraße zum Alexanderplatz und zum Molkenmarkt führt. Zu dieser Demonstration wollte die Sprecherin von „Megaspree“ noch keine Auskunft geben.