Sind sind zu dritt, zu sehen sind zwei: Ein Video, das auf Internetportalen wie Myspace.com kursiert, zeigt, wie angeblich die riesige Anzeigetafel vor der O2 World in Berlin-Friedrichshain gehackt wird. Einer der Beteiligten hockt mit einem Apple-Laptop vor der Anzeigentafel an der Warschauer Brücke, ein anderer steht daneben und schaut immer wieder zur Anzeigetafel hoch, ein dritter filmt. Eben war noch Werbung für die beiden Mario-Barth-Auftritte im Mai 2010 zu sehen, danach Werbung für den Basketball-Bundesligisten Alba Berlin - und dann kommt's: Schräge Schrift, "Inexcess" steht da und "PUF". Und das ist auch Werbung, für eine Veranstaltung auf dem Party-Schiff Hoppetosse. Dort unternimmt das Berliner Plattenlabel Kritik Records am Freitag seinen ersten "Label-Party/Showcase" - dort treten, unter anderem, "PUF" auf, was für "Peinlich unter Freunden steht.
„Wir hätten nie gedacht, dass dieses Video solche Wellen schlägt“, sagt René Volkhardt von Kritik-Records: „Vor vier Tagen klickten nur einige hundert auf das Video aber heute waren es innerhalb von wenigen Stunden Tausende.“ Werbung also - nur: Wurde die Anzeigetafel tatsächlich in der Nacht vom 4. auf den 5. Juni manipuliert? Dazu will man sich bei Kritik Records nicht äußern. Dass es um Werbewirkung geht, bestätigt Volkhardt: Bei derart vielen Ausgehmöglichkeiten in Berlin müsse man sich als Veranstalter eben schon etwas Besonderes einfallen lassen, sagt Volkhardt weiter. Und dass das Video auch „einen ironischen Kommentar zum Thema Medienspree und Lichtverschmutzung der O2 World“ sein soll.
Dass die Anzeigetafel tatsächlich manipuliert wurde, darf bezweifelt werden. Weil es schwierig wäre, Kontakt aufzunehmen - da müsste man schon graben. Nach Angaben von Katharina Telschow, die Sprecherin der O2 World, wird die Anzeigentafel über ein Kabel mit Daten gefüttert. Über Funk - zum Beispiel einen drahtlosen Netzzugang - sei der Riesenbildschirm nicht zu beeinflussen. „Wir prüfen das Video“, sagt Telschow zu Morgenpost Online - doch sie hält die Aufnahme nicht für echt. Weshalb die O2 World weder seine Sicherheitssysteme prüfen, noch eine Anzeige erstatten will.
Am meisten überrascht von der Aktion war in jedem Fall derjenige, dessen Auftritt in dem Video unter anderem beworben wird: Robert Schellenberg, Musiker der Band „Peinlich unter Freunden“. „Ich habe auch erst heute davon gehört“, sagt Schellenberg - der sich nichtsdestotrotz über die gute PR-Idee freut. Er hält das Video allerdings für echt.
Allerdings hat mancher schon vorgemacht, was sich mit digitaler Videobearbeitung so alles herstellen lässt - der Niederländer Max Cornelisse, zum Beispiel, hier zu sehen. Cornelisse hat eine ganze Reihe von Videos produziert , in denen er anscheinend ein Verkehrsleitsystem manipuliert oder ein digitales Großplakat. Aber: alles gefälscht - und das sehr gut.