Wer schreibt heute noch Briefe? Richtig. Wenige Menschen. Meistens ältere Leute und vielleicht noch ein paar Romantiker. SMS schreiben oder per Mail kontakten ist schließlich um einiges einfacher als mit viel Sorgfalt ein Schriftstück mit der eigenen Hand zu verfassen. Dagegen anschreiben wollen Volker Wieprecht und Robert Skuppin mit ihrem "Lexikon der verschwundenen Dinge".
Die beiden Berliner Radiomoderatoren beschreiben in kurzen Kapiteln einen beliebigen Gegenstand, der schon verschwunden ist oder noch verschwinden wird oder unbedingt verschwinden soll. Sie nennen ihr Buch im Vorwort eine "behagliche Tauchfahrt zum Atlantis unserer jüngeren Schaffensperiode". Der Leser blickt auf dieser Tauchfahrt durch das Bullauge auf eine dunkle versunkene Stadt. Dort unten auf dem Meeresboden liegen reglos Dinge wie Yps-Hefte, Bonanza, Zylinder, die Friedensbewegung und oder die vom Leben abgesetzten TV-Moderatoren Frankenfeld und Rosenthal. Der ganze alte Krempel wartet darauf, dass Wieprecht und Skuppin mit ihrer Lampe kommen und ihn für ihre U-Boot-Reisegruppe kurz beleuchten. Dann geben die Kapitäne in aller Kürze einen Überblick, warum der Gegenstand irgendwem etwas bedeutet haben könnte.
Manche Kapitel sind - und das ist das Beste, was man über dieses Buch sagen kann - mit Leidenschaft geschrieben, was man ihnen anmerkt (Compact Cassette, ZDF-Hitparade). Manche Kapitel bringen auch witzige Fakten. Wer weiß schon, dass im Zuge der Digitalisierung allen Lebens 32 Millionen Blankoflugtickets eingestampft werden mussten. Oft hangeln die Autoren sich aber von Kalauer zu Kalauer und liefern dabei Informationen, die man bei ernsthaftem Interesse (an Duschhauben? Einkaufsnetzen? Klosteinen?) auch selbst auf Wikipedia nachschlagen könnte. Das Buch "Lexikon der verschwundenen Dinge" trifft genau den Zeitgeist, der Kuschelnostalgie viel zu viel Raum lässt.