Das Unternehmen HochTief will das Areal an der Köpenicker Ecke Michaelkirchstraße mit einer Konzern-Filiale bebauen. Dann muss die Wagenburg “Schwarzer Kanal“ das Grundstück räumen. Doch im Bezirk Mitte gibt es für das linksalternative Projekt keine neue Fläche.
Die Wagenburgler vom "Schwarzen Kanal“ an der Köpenicker Ecke Michaelkirchstraße in Mitte müssen das Gelände zum Jahresende räumen. Wie die Grundstückseigentümerin, der Baukonzern HochTief, dieser Zeitung bestätigte, sei dem Verein zum Jahresende gekündigt worden. „Wir wollen an diesem Standort ein Bürogebäude für unsere vier Berliner Tochtergesellschaften errichten“, so HochTief-Sprecher Christian Gerhardus.
Das Grundstück hatte HochTief bereits vor Jahren von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) erworben. „Während der Schwarze Kanal seit sieben Jahren ein sinnvolles Projekt entwickelt hat, findet HochTief seit sieben Jahren keinen Investor für die Grundstücke“, heißt es in einem offenen Brief der Wagenburgler. Der Schwarze Kanal verstehe sich als „wichtiger Ort der Alternativkultur, in dem 25 Menschen im Kollektiv weitmöglichst jenseits von kapitalistischer Verwertungslogik leben“. Der Konzern, so ihr Vorwurf, baue nur deshalb „einen weiteren Bürokomplex, um die vertraglichen Auflagen der Bima zu erfüllen“, heißt es in dem Schreiben weiter. Der Kauf sei mit Bebauungsauflagen verbunden, die bis 2010 umgesetzt werden müssten.
HochTief-Sprecher Gerhardus weist diese Darstellung zurück. „Wir wollen bauen, weil die Berliner HochTief-Filialen mit ihren 717 Mitarbeitern bislang an verschiedenen Standorten untergebracht sind.“ Diese sollen nun in einer gemeinsamen Zentrale an der Köpenicker Straße zusammengezogen werden. „Wir werden das neue Haus selbst nutzen“, versichert Gerhardus.
Den Wagenburglern habe man unterdessen mehrere Alternativstandorte angeboten, doch diese seien als „zu weit außerhalb“ gelegen abgelehnt worden. „Weitere Grundstücke in Mitte haben wir aber leider nicht.“ Der HochTief-Sprecher verweist zudem auf die Verantwortung des Bezirks Mitte, eine neue Bleibe für die Wagenburg zu finden. „Das wurde damals so vereinbart.“
Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) hat sich nach eigenem Bekunden bei seinen Amtskollegen „in Friedrichshain-Kreuzberg, Pankow und Neukölln erkundigt, ob die Platz für eine Wagenburg haben.“ Von einer vertraglichen Vereinbarung, ein Ausweichquartier zur Verfügung stellen zu müssen, wisse er aber nichts. „Dennoch sind wir bemüht, zu helfen“, so Gothe.
In Mitte, so der Stadtrat weiter, gebe es aber keine Fläche, die der Bezirk zur Verfügung stellen könne. „Letztlich ist das ein Problem zwischen zwei Privatparteien.“