Verkaufsstart

In Berlin ist Apples iPad ausverkauft - vorerst

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Sonja Vucovic

Das neue iPad von Apple scheint gut anzukommen. Nur Stunden nach dem Verkaufsstart am Freitag in Berlin waren die Geräte ausverkauft. Morgenpost Online war beim Verkaufsstart am Ernst-Reuter-Platz dabei.

Nick Arnold hält das iPad stolz vor seine Brust. Er hat ein breites Grinsen im Gesicht, so als hätte er gerade einen Sportwettbewerb gewonnen und als sei das 9,7 Zoll kleine Gerät seine Trophäe. Der 13-Jährige ist einer der jüngsten und zuleich wohl einer der größten Apple-Fans, der schon Stunden vor dem Verkaufsstart des iPad in Deutschland vor den Türen des Berliner Apple-Händlers „Gravis“ ausgeharrt hat. Zwei iPhones besitzt er schon, mehrere iPods und auch einen Apple iMac 27 Zoll. Und jetzt eben auch ein 64 Gigabyte Apple-Tablet 3G.

„Weil es total geil ist“, sagt er. Vor allem Videos könne man darauf gut gucken, auch unterwegs. Und das Spielen, unter Insidern auch Daddeln genannt, mache auf dem iPad eben besonders viel Spaß. Die 799 Euro für die Anschaffung von Nicks neuem Spielzeug hält Mutter Regina für eine gute Investition. „Andere Mütter kaufen ihrem Kind eine Stradivari und ich eben Apple-Produkte“, sagt die Münchenerin, deren Louis-Vitton-Kleidung vermuten lässt, dass auch die Geige nicht zu teuer wäre. Aber Nick habe eben „ein besonderes Talent mit Computern“, sagt Regina Arnhold.

Deshalb ist sie während ihres Berlin-Urlaubes heute extra um vier Uhr nachts aufgestanden. „Wir wollten rechtzeitig hier sein und sicher gehen, dass wir heute noch ein iPad bekommen. Die Lieferungen reichen sicher nicht für alle, die eins haben wollen“, sagt Nick kurz nach Öffnung des Shops um acht Uhr in weiser Voraussicht. Eine gute Stunde später behält er Recht.

Um neun geht der Vorrat zur Neige

Denn schon gegen neun Uhr ist die kostspieligste aller iPad-Versionen mit 64-Gigabyte-Speicher und WLAN- und UMTS-Funktion bei Gravis am Berliner Ernst-Reuter-Platz bereits ausverkauft. Ärgerlich unter anderen für Alexander Kraut. Er hatte sich, wie man das bei den Apple-Händlern an diesem Morgen so musste, zunächst an einem der sechs Auftragsterminals eines der fast 800 Euro teuren iPads reserviert – um dann zur Kasse zu gehen, wo man das bestellte Tablet schließlich zahlen und erhalten sollte. Auf dem Weg dorthin ist dann aber schon keines mehr da. Dass am Nachmittag schon Nachschub kommen soll, hilft ihm und einigen anderen in diesem Moment nicht über die Enttäuschung hinweg.

Für Ungeduldige war der von Apple um vier Wochen verschobene Verkaufsstart des iPad in Deutschland eine Herausforderung. Etwa 250 von ihnen standen erst Stunden vor dem Gravis-Store im Regen, um auch nach erfolgreichem Kauf eines der Tablets mit Simkarte und 16, 32 oder 64 Gigabyte weiter warten zu müssen. Denn sämtliche Netze lagen aufgrund der zahlreichen Zugriffe über das neue Apple-E-Book an diesem ersten Verkaufstag erst einmal lahm - egal ob sie sich nun für O2 (10 bis 25 Euro für bis zu fünf Gigabyte Datenvolumen), Vodafone (15 bis 25 Euro für bis zu drei Gigabyte Datenvolumen) oder Telekom (35 Euro für unbeschränktes Surfen) als Betreiber entschieden hatten.

Herrliche 700 Gramm

Peter Bielau’s Euphorie tat das keinen Abbruch. Der 21-jährige Sportstudent war erster der Warteschlange vor Gravis. Er schwärmt von der Bildschirm-Auflösung, die „so viel besser“ sei, als beim iPhone, von dem größeren Touchscreen und dem praktischen Format des etwa 700 Gramm leichten Tablets. „Ich hoffe, damit unter anderem auch Präsentationen und Textdokumente unterwegs bearbeiten zu können“, sagt er.

„Und unterwegs besser Nachrichten lesen zu können“, ergänzt Wilfried Kohrs, der zweiter der Wartereihe war. Der 64-Jährige in Anzug und Seidenschal ist beruflich viel auf Reisen. „Ich hasse es, an Flughäfen oder in der Bahn in umständlich großen Zeitungen zu blättern“, sagt er. Beim iPad funktioniert das Blättern mit einem Handwisch über den Touchscreen. Entsprechende Applikationen von Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen würde sich Kohrs durchaus etwas kosten lassen.

„Interaktivität macht es aus. Das ist der Grund, warum man ein iPad haben will, auch wenn man es nicht unbedingt braucht“, sagt Boris Wieting (47). Das Tablet an einer der Gravis-Teststationen erstmals in der Hand, ist er „zunächst verwundert, dass es kleiner ist als gedacht und schwerer.“ Aber trotzdem fasziniert: „Ich stelle mir vor, wie es zuhause rum liegt und man ist mit einem Fingertipp jederzeit Internet ist und über Social Networks oder per Email kommunizieren kann.“

Facebook funktioniert nur eingeschränkt

Zumindest über Facebook ist das bislang jedoch nur eingeschränkt möglich. Die Online-Community bietet bislang noch keine Applikation für das iPad zum Downlaod an. Die iPhone-App ist auf dem E-Book zwar anwendbar, sieht jedoch anders aus und funktioniert anders. Schlechter, um genau zu sein.

Vor allem für Frauen ist die Nutzung des iPads eine Gewöhnungssache. In die Handtasche stecken kann man das etwa 24 mal 19 Zentimeter große Gerät mit leicht Kratz-anfälligem Display nicht. In einer schmalen Hand liegt es auch nicht leicht. Frau ist geneigt, es abzulegen, um mit beiden Händen zu tippen. Umgekehrt ist die Bedienung der Tastatur besser als beim iPhone auch für breitere Finger kein Problem.

Ein magisches Produkt

Der Touchscreen sollte laut Ankündigung fingerdruckabsorbierend sein. Das kann man schon nach der ersten Berührung leider nicht bestätigen. Das stört an diesem ersten Verkaufstag des iPads in Deutschland bei Gravis aber ebenso wenige, wie dass das Tablet keine Kamera hat. Stattdessen kaufen sie Schutzfolien und anderes iPad-Zubehör wie etwa Kopfhörer und zweite Netzteile.

„Es war ein zauberhafter Tag für ein magisches Produkt“, resümiert Jörg Mugke, General Manager des Berliner Gravis-Stores. Er ist sich sicher, dass das iPad ein Verkaufsschlager wird. Und dass auch das Zubehör, welches Apple bislang noch nicht in Deutschland ausgeliefert hat, seine Abnehmer finden wird. Einen ganz sicher: Nick Arnold. Der 13-jährige kauft bei Gravis in Berlin laut eigener Aussage alle drei bis vier Wochen ein – wenn die Familie mal wieder bei Verwandten zu Besuch ist. Immerhin so oft, dass ihn mehrere der insgesamt 30 Gravisverkäufer an diesem ersten iPad-Verkaufstag mit Namen begrüßen.