ADFC-Sternfahrt vor Gericht

Radler wollen freie Fahrt auf der A100 erstreiten

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Markus Falkner

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Am Sonntag startet die 33. Sternfahrt des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs. Ob sie über die Autobahn A100 führt, ist noch offen. Die Polizei will die geplante Demonstrationsroute nicht genehmigen. Dagegen sind die Fahrrad-Lobbyisten nun vor Gericht gezogen.

Am Sonntag gehört Berlin den Radfahrern. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) lädt zur 33. Auflage seiner Sternfahrt. Geradelt wird auf 18 Routen, die zum Teil aus dem Berliner Umland zum Zielpunkt auf der Straße des 17. Juni führen. Neu im Programm ist eine Kinderroute von der Jannowitzbrücke zum Brandenburger Tor, die nach ADFC-Angaben auch für Kleinkinder mit Laufrädern geeignet ist. Für sportliche Radfahrer ist zudem eine Expressroute im Angebot, die von Frankfurt/Oder über Fürstenwalde nach Berlin führt.

Ein Höhepunkt für die Teilnehmer soll wie in den Vorjahren die Fahrt über die Autobahn sein. Doch genau jene bereitet den Organisatoren noch Kopfschmerzen, wie ADFC-Landeschefin Sarah Stark bestätigt. Die Veranstaltungsbehörde der Polizei hat die geplante Streckenführung über den südlichen Abschnitt der Stadtautobahn A100 nicht genehmigt. Begründung: Auf dem Abschnitt zwischen den Abfahrten Buschkrugallee und Sachsendamm sei eine Sperrung wegen der erwarteten Behinderungen für den Autoverkehr nicht vertretbar. Als Alternative bietet die Polizei die Autobahn A104 von Steglitz nach Wilmersdorf an. Bereits 2008 führte die Route der Sternfahrt über diesem Abschnitt, weil die Polizei mit Verweis auf die parallel stattfindende Luft- und Raumfahrtausstellung Ila eine Sperrung der A100 abgelehnt hatte.

Gerichtsentscheidung bis spätestens Freitag erwartet

Damit wollen sich die Fahrrad-Lobbyisten in diesem Jahr allerdings nicht abfinden, zumal das Argument Ila entfällt. Sie haben beim Verwaltungsgericht Rechtsmittel gegen den Beschluss eingelegt, wie Stark betont. Bis um 14 Uhr hat die Polizei Zeit, ihre Entscheidung zu begründen. Spätestens am Freitag will das Gericht entscheiden, wie ein Sprecher bestätigt. Unterstützung bekommen die Sternfahrt-Organisatoren von den Berliner Grünen. „Europaweit soll der 7. Juni autofrei zelebriert werden. In Berlin aber wird dem Kfz-Verkehr der Vorrang eingeräumt. Die Autos sollen rollen“, kritisiert Landeschef Stefan Gelbhaar.

Der ADFC beruft sich vor Gericht vor allem auf das Demonstrationsrecht. Denn die traditionelle Sternfahrt ist mehr als ein Sonntagsausflug auf dem Rad. Europaweit rufen Umweltorganisatoren an diesem Tag zu einem autofreien Sonntag auf. In Berlin steht die Sternfahrt 2009 unter dem Motto „Berlin fährt Rad“. Nach Veranstalterangaben handelt es sich um die größte Fahrrad-Demonstration weltweit. Im vergangenen Jahr zählte der ADFC mehr als 200000 Teilnehmer. Die Polizei sprach hingegen nur von 25000 Radlern. Wie viele Berliner in diesem Jahr aufs Rad steigen, um für ihre Rechte zu demonstrieren, kann Sarah Stark noch nicht einschätzen. „Das hängt vor allem vom Wetter ab“, so die Vorsitzende.

Avus wird gesperrt

Klar sind hingegen die Forderungen der Radfahrer. „Wir wollen in allen Bereichen als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer anerkannt werden“, sagt Stark. Das fange bei der Verkehrsplanung an. Der Ausbau des Radwegenetzes müsse „nach modernsten Standards erfolgen. Leider werde der Platz für Fahrräder im Berliner Straßensystem immer noch zu knapp bemessen. Auf wichtigen Velorouten müsse zudem durch Ampelschaltungen dafür gesorgt werden, dass die Fernradfahrer zügig vorankommen. „Wir wollen ein qualitativ gutes und sicheres Radwegenetz“.

Zumindest am Sonntag ist dafür gesorgt. Alle 18 Routen werden während der Durchfahrt abgesperrt. Betroffen ist in jedem Fall auch die Autobahn A115 (Avus). Autofahrer müssen aber in der gesamten Innenstadt mit Behinderungen rechnen.

BVG und S-Bahn mit Sonderangeboten zum Sternfahrttag

Start der Sternfahrt ist je nach Länge der Routen zwischen 7 und 11 Uhr. Auf allen Strecken haben Radler auch die Möglichkeit an späteren Sammelpunkten einzusteigen. 70 Treffpunkte sind dafür vorgesehen (siehe Grafik). Die sportlichsten Teilnehmer müssen deutlich früher aufstehen. Die Expressfahrt startet in Frankfurt/Oder schon um 6.45 Uhr. Wer von dort nach Berlin radeln möchte, sollte sich eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 25 Stundenkilometern zutrauen. Auf allen anderen Strecken rechnen die Organisatoren mit einem Schnitt von 13 Stundenkilometern, auf der Kinderroute mit sechs Stundenkilometern. Alle Routen laufen gegen 14 Uhr auf dem Umweltfestival zwischen Siegessäule und Brandenburger Tor zusammen.

Damit möglichst viele Menschen am Sonntag ihr Auto stehen lassen, bieten auch BVG und S-Bahn Sonderangebote. Einzelfahrscheine für das Stadtgebiet für 2,10 Euro (Tarifbereich AB) gelten am 7. Juni als Tagesticket. Das gilt auch für Abschnitte von Vier-Fahrten-Karten und natürlich für Fahrradtickets. Inhaber von Zeitkarten (Jahres-, Monats-, 7-Tage und Abotickets) können zwei Erwachsene und bis zu fünf Kinder kostenlos mitnehmen. Die Angebote gelten bis in die Nacht zu Montag um 3 Uhr.