Das Bieterverfahren für das Berliner Tempodrom ist beendet. Der jetzige Betreiber der Halle, die Treugast 105 GmbH, geht davon aus, dass das Veranstaltungshaus mit dem markanten Zeltdach am Anhalter Bahnhof noch in diesem Sommer einen neuen Eigentümer erhält.
An dem europaweiten Ausschreibungsverfahren haben sich nach Angaben des Insolvenzverwalters Udo Feser vier Bieter beteiligt. Um wen es sich handelt, konnte er noch nicht sagen. Die Umschläge bleiben so lange verschlossen, bis sich der Gläubigerausschuss trifft und die Angebote gemeinsam prüft.
Im Moment wird ein Termin gesucht, an dem sich die drei Mitglieder mit dem Insolvenzverwalter treffen. Wie schon bei der ersten Ausschreibung – sie war erfolglos geblieben, weil der Interessent nach Angaben von Rechtsanwalt Feser den Preis wegen angeblicher Mängel drücken wollte – wird auch dieses Mal wieder derjenige zum Zuge kommen, der das meiste Geld für das Tempodrom bietet. „Natürlich ist aber auch die Finanzierungszusage einer Bank wichtig“, ergänzt der Rechtsanwalt.
„Das Negativ-Image ist weg, das Vertrauen zu den Konzertveranstaltern wiederhergestellt“, bilanziert indes Thomas Gross, Geschäftsleiter der Treugast, die positive wirtschaftliche Entwicklung der Konzert- und Eventhalle. Mit 230 gebuchten Miettagen für Konzerte, Veranstaltungen, Comedy und Events stünde das Tempodrom besser denn je da.
Trotz der Krise habe der Betrieb seine Umsätze gesteigert und schreibe schwarze Zahlen. 2008 besuchten knapp 300.000 Gäste die Konzerte, Comedy-Veranstaltungen und Events in der 3700 Plätze fassenden kreisrunden Konzerthalle sowie in der kleinen Arena, die bis zu 400 Menschen Platz bietet. Dieses Jahr würden es vermutlich noch mehr werden. Mit dem Team aus zwölf festen Mitarbeitern habe er seit der Eröffnung des Tempodroms 2001 sogar das beste Geschäftsergebnis eingefahren, sagte Gross.
Die Treugast, die auch den Betrieb des insolventen Goya am Nollendorfplatz managt, hatte das Tempodrom 2005 als Betreiber übernommen. Im Juni 2004 hatte das ambitionierte Kulturprojekt der langjährigen Tempodrom-Betreiberin Irene Moessinger und ihres Geschäftspartners Norbert Waehl Insolvenz anmelden müssen. Der einstige SPD-Senator Peter Strieder, der jahrelang der größte politische Förderer des Tempodroms war, trat 2004 zurück. Die Kosten für den Neubau an der Möckernstraße hatten sich von geplanten 15 Millionen Euro auf 33 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Unter anderem hatte die Landesbank Berlin einen Zwölf-Millionen-Euro-Kredit bewilligt, für den der Senat die Bürgschaft übernommen hatte. Da Berlin Hauptgläubiger ist, wird bei einem Verkauf des Tempodroms der Kauferlös zum größten Teil an das Land gehen.
Ob die Treugast den Betrieb nach dem Verkauf weiter managen wird oder ob sich der neue Eigentümer selbst um die Veranstaltungsorganisation und das Management kümmert, ist offen. Die festen Mitarbeiter müssen während der Zeit des Betriebsübergangs – mindestens ein Jahr lang – in jedem Fall übernommen werden. Dass es wie bei der Waldbühne durch einen Betreiberwechsel zu einer ausgesprochen müden Konzertsaison kommen könnte, schließt Thomas Gross von der Treugast aus: „Wir buchen jetzt schon für 2010, der Betrieb ist gesichert. In der Konzertbranche gibt es einen Vorlauf von sechs bis zehn Monaten“, sagt der Geschäftsleiter.