Bei den schweren Krawallen am Maifeiertag in Kreuzberg sind die eingesetzten Polizeibeamten mit einer neuartigen Chemie-Bombe attackiert worden. Der Rauch einer Granate setzte innerhalb von wenigen Sekunden 47 Beamte außer Gefecht. Alle mussten ihren Dienst beenden.
Wie Morgenpost Online aus Sicherheitskreisen erfuhr, wurde die Granate den Beamten in der Nähe des Kottbusser Tores vor die Füße geschleudert. „Sie zündete zunächst wie eine dieser eher harmlosen Nebelgranaten, wie man sie vom Fußball kennt“, sagt ein Polizist. In unmittelbarer Umgebung der Beamten habe sich schnell „gelber, geruchloser Nebel“ verbreitet. Dieser sei von den Kollegen zum Teil eingeamtet worden.
„Wenige Sekunden später führte diese Substanz bei den Beamten augenscheinlich zu einem Orientierungsverlust“, so der Polizist weiter. Einige konnten sich nur noch kriechend bewegen, andere mussten auf der Stelle erbrechen. Durch die schwierige Einsatzlage sei es nicht möglich gewesen, die ausgebrannte Granate zu sichern. Auch später sei der Rauchtopf – trotz intensiver Suche – unauffindbar geblieben.
LKA sucht Hinweise
Das Landeskriminalamt bittet jetzt bundesweit um Hinweise. „Wir wissen nicht, ob es bereits ähnliche chemische Attacken gab“, sagt der Polizist vom LKA 7. „Aber wir versuchen Informationen zu sammeln, die uns künftig vor ähnlichen Angriffen schützen könnten.“
Mitte des Monats hatte die Staatsanwaltschaft rund 20 Anklagen gegen Randalierer erhoben. Knapp 350 Straftäter waren in der Walpurgisnacht und am 1. Mai festgenommen worden. Gegen 289 Personen wurden Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Vorwürfe seien in den meisten Fällen schwerer Landfriedensbruch, gefährliche Körperverletzung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, so Michael Grunwald von der Staatsanwaltschaft. Bei den abendlichen Ausschreitungen waren 479 Polizisten verletzt worden.
Erstmals waren auch vier Haftbefehle wegen Mordversuchs gegen Randalierer erlassen worden. Die Verdächtigen im Alter zwischen 16 und 21 Jahren sollen Brandsätze gegen Polizisten geschleudert haben. Die Einsatzkräfte waren von der Aggressivität und der Masse der Randalierer überrascht worden.