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Billige Mietwohnungen werden in Berlin knapp

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Gilbert Schomaker

Foto: picture-alliance / pa/Tagesspiegel

Preiswerte Mietwohnungen sind in Berlin immer schwerer zu finden. Zu diesem Ergebnis kommt die Investitionsbank IBB in einer neuen Untersuchung. In Friedrichshain-Kreuzberg ist die Lage bereits jetzt angespannt, gleiche Probleme werden für Mitte und Reinickendorf erwartet. IBB und Mieterverband fordern die Regierung zum Handeln auf.

In Berlin werden billige Mietwohnungen knapp. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen nimmt die Nachfrage aufgrund einer hohen Zahl von Hartz-IV-Empfängern und einer Zunahme von älteren, ärmeren Menschen zu. Zum anderen steigen die Nebenkosten.

In ihrem neuen Wohnungsmarktbarometer, in dem diese Ergebnisse präsentiert werden, wirft die Investitionsbank Berlin (IBB) die Frage auf, „ob künftig geeigneter und bezahlbarer Wohnraum für Haushalte mit geringem Einkommen in ausreichendem Maß zu Verfügung stehen wird.“

250 Wohnungsbaugesellschaften, Eigentümer, Hausverwaltungen, Makler, Mietervereine und Behörden hat die IBB für ihren diesjährigen Marktbericht befragt. Der Bericht untersucht sowohl die Situation bei Häusern, Eigentumswohnungen und Mietwohnungen – und das in drei unterschiedlichen Preissegmenten.

Vor allen Dingen mangelt es an billigen Mietwohnungen . „Das untere Preissegment weist wie schon in den Vorjahren die höchsten Anspannungswerte auf. (…) In den nächsten Jahren wird bei den preiswerten Wohnungen tendenziell mit weiteren Verknappungen gerechnet“, heißt es in dem IBB-Bericht. Eine überdurchschnittlich hohe „Marktanspannung“ – also eine große Nachfrage – verzeichnet die IBB in den Bezirken Friedrichshain-Kreuzberg und perspektivisch in Mitte und Reinickendorf.

Der Druck auf diesen Wohnungsmarkt nimmt auch durch den demografischen Wandel zu. Wegen der steigenden Zahl der älteren Menschen mit häufig geringen Renten rechnen die Befragten einen „besonderen Bedarf bei seniorengerechten Wohnungen, und zwar insbesondere im mittleren und unteren Preissegment.“ Die IBB kommt zu dem Schluss: „Der demografische Wandel hinterlässt seine Spuren auf der Nachfrageseite.“

Auch beim Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen wird eine größere Nachfrage nach günstigem Wohnraum konstatiert. „Es mangelt in Berlin an Einzimmer-Wohnungen“, sagte Wolfgang Bohrleber, besonderer Vertreter beim BBU-Vorstand. Er verwies darauf, dass es bei den 1,9 Millionen Haushalten nur 284.000 Einraum-Wohnungen gibt. „In der Konsequenz der steigenden Nachfrage und des mangelnden Angebots bei steigenden Nebenkosten sollten die Zuschüsse zur Miete für Hartz-IV-Empfänger angehoben werden“, so der Wohnungsverbands-Vertreter.

Der Hauptgeschäftsführer des Berliner Mietervereins Hartmann Vetter hielt diese Empfehlung für nicht ausreichend. „Damit werden nur die Symptome kuriert“, sagte Vetter. Er forderte ein verstärktes Eingreifen der Politik über die landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften. „Denn der Anteil der bezahlbaren Wohnungen in Berlin geht zurück“, sagte Vetter.

Gleichzeitig stellte die IBB eine Zunahme einer „sozialen Entmischung“ in einigen Gebieten fest. „Wie bereits in den letzten drei Jahren sehen die Befragungsteilnehmer das größte Problem auf dem Berliner Mietwohnungsmarkt vor allem bei den zwei sich gegenseitig verstärkenden Aspekten der geringen Einkommen (genannt von 64 Prozent der Befragten) und den steigenden Nebenkosten (53 Prozent)“, so die IBB. An dritter Stelle und damit in diesem Jahr wieder häufiger genannt (36 Prozent) werden „soziale Probleme in der Nachbarschaft.“

Angespannt ist laut IBB auch der Markt für Einfamilienhäuser. Bei den Reihenhäusern prognostiziert die IBB eine leicht höhere Nachfrage in Steglitz-Zehlendorf und Tempelhof-Schöneberg. Bei den Eigentumswohnungen sei der Markt insgesamt stabil. Aktuell sind Wohnungen in Mitte und Tempelhof-Schöneberg gefragt, wobei die Experten davon ausgehen, dass sich die Lage in Mitte eher entspannen wird.

Die IBB hat auch erfragt, was die Marktchancen von Wohnungen erhöhen könnte. Danach sagten 74 Prozent der Befragten, dass ein neues Bad für neue Eigentümer oder Mieter sorgen könnte. 55 Prozent würden einen Balkon oder ein Dachterrasse als deutlichen Pluspunkt werten. Danach kommen neue Fenster (52 Prozent) und Wärmedämmung (44 Prozent).

Mehr zur Studie auf www.ibb.de