Die U-Bahnlinie U2 ist zwischen den Stationen Rosa-Luxemburg-Platz und Pankow wegen Bauarbeiten gesperrt. Noch bis Sonntagabend fahren Busse statt Bahnen. Morgenpost Online hat getestet, wie der Ersatzverkehr läuft. Die Busse fahren pünktlich, doch die sonstige Mängelliste ist lang.

„What's the meaning of Ersatzverkehr?“ Ron aus Texas steht etwas verloren auf dem U-Bahnhof Rosa-Luxemburg-Platz. Hektisch wälzt er Reiseführer samt Nahverkehrsplan. Auf dem Weg ins Szeneviertel von Prenzlauer Berg hat ihn die Bahn hier ausgespuckt. Weiter geht es nur mit dem Bus. Ersatzverkehr? Für Ron und Tausende andere Touristen, die an diesem langen Wochenende nach Berlin gekommen sind, ist das Wortungetüm völlig unverständlich. Durchsagen und Laufbänder auf Anzeigetafeln gibt es ebenfalls nur auf Deutsch. Nur mit detektivischem Gespür lassen sich auf den Hinweisplakaten im Kleingedruckten die nötigen Informationen in Englisch finden. Glück hat, wer auf fremdsprachkundige Einheimische trifft.

Seit Donnerstag ist die U-Bahnlinie U2 zwischen den Stationen Rosa-Luxemburg-Platz und Pankow wegen Bauarbeiten gesperrt. Noch bis Sonntagabend fahren Busse statt Bahnen. Von Montag an wird der Ersatzverkehr verkürzt. Für fast fünf Monate fahren dann zwischen Schönhauser Allee und Pankow weder U- noch Straßenbahn. Es handelt sich um eine der größten Baustellen der BVG in diesem Jahr. Entsprechend umfassend sollte, so das Versprechen der Verkehrsbetriebe, auch die Fahrgastinformation ausfallen. Zehntausende Broschüren wurden bereits im Vorfeld verteilt, Anwohner zu Infoveranstaltungen eingeladen.

Doch zum Start des Bauprojekts fehlt es nicht nur an englischsprachigen Informationen, wie eine Testfahrt mit U-Bahn, S-Bahn, und Ersatzbussen zeigt. Die gute Nachricht lautet: Die Busse fahren pünktlich und sind, zumindest am Feiertag, nicht überfüllt. Die sonstige Mängelliste ist aber lang.

Mitarbeiter: Zugegeben, an den meisten betroffenen Bahnhöfen der U2 sind BVG-Mitarbeiter vor Ort, um die Fahrgäste zu informieren. Allerdings nicht allzu viele. So stehen Fahrgäste am Bahnhof Schönhauser Allee an zwei von drei Aufgängen zum Bahnsteig ohne Ansprechpartner vor vergitterten Zugängen. Am Bahnhof Eberswalder Straße postieren sich die Servicekräfte nicht am Aufgang, sondern zehn Meter weiter an einem Fußgängerüberweg. Der Kioskverkäufer ist dort Informationsquelle Nummer eins für Touristen.

Plakate: Am Bahnhof Schönhauser Allee hängen Plakate, die gut sichtbar in Deutsch und Englisch vermelden, dass keine Züge fahren. Den Hinweis auf den Ersatzverkehr findet aber nur, wer auch auf die Rückseite der Aushänge schaut.

Durchsagen: Erst unmittelbar vor der „Endstation“ Rosa-Luxemburg-Platz werden Fahrgäste über die Sperrung informiert. Frühere Durchsagen gibt es nicht.

S-Bahn: Die BVG hatte eine enge Zusammenarbeit mit der S-Bahn bei der Fahrgastinformation angekündigt. Die Praxis sieht anders aus. Durchsagen in den Zügen gibt es gar nicht. So erfahren ortsunkundige Fahrgäste nicht, dass es für die Fahrt zum Alexanderplatz sinnvoll sein kann, am S-Bahnhof Gesundbrunnen in die Linie U8 umzusteigen. Nutzer der Ringbahn werden erst beim Aussteigen an der Schönhauser Allee über die Baustelle informiert – auch dort ausschließlich auf Deutsch. Wegweiser zum Ersatzverkehr suchen Fahrgäste auf dem S-Bahnsteig vergebens.

Entsprechend fällt das Urteil des Fahrgastverbandes Igeb aus. „Wieder einmal ist das Problem der Baustelleninformation nicht gelöst.“