Stadtentwicklung

Am Anhalter Bahnhof wird noch bis Herbst gebaut

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Markus Falkner

Foto: Sergej Glanze

Fast zwei Jahre nach dem offiziellen Abschluss der Modernisierung gleicht der Anhalter Bahnhof mehr denn je einer Baustelle. Nach einem Brand im Jahr 2004 werden nun die Sicherheits- und Feuerschutzvorkehrungen auf den neuesten Stand gebracht. Neue Vorschriften sorgen für längere Bauarbeiten.

Die Deckenplatten sind verschwunden. Über den Köpfen der Fahrgäste ziehen sich offene Kabelstränge über blanken Beton. Aus den Tunneln, die zu den Ausgängen führen, klingt Baulärm. Mehr denn je ist der Anhalter Bahnhof eine Baustelle. Der Grund: Brandschutz- und Sicherheitseinrichtungen in der S-Bahn-Station im Hotelviertel werden nach Angaben der Bahn fast fünf Jahre nach dem Brandunglück vom August 2004 jetzt auf den aktuellen Stand der Technik gebracht.

Es geht unter anderem um die Wiederinbetriebnahme von Lüftungseinrichtungen, die Beleuchtung, die Kennzeichnung von Fluchtwegen. Erst wenn die neue Technik installiert ist, sollen auch die letzten kosmetischen Baumaßnahmen beendet, die seit Jahren lückenhafte Deckenverkleidung endgültig geschlossen werden. Die Fertigstellung ist für September geplant. Abgesehen von gelegentlichen Absperrungen von Teilflächen zur Lagerung von Baumaterial sollen die Fahrgäste aber laut Bahn unter den Arbeiten nicht leiden.

Ursprünglich sollte die "brandschutztechnische Ertüchtigung" des Anhalter Bahnhofs bereits vor einem Jahr beendet sein. Doch neue Vorschriften des Eisenbahn-Bundesamtes machten der Bahn einen Strich durch die Rechnung. Die bereits geplanten Arbeiten mussten im Herbst 2008 abermals ausgeschrieben werden, weil es neue Berechnungen für die Rauchentwicklung bei Bränden in unterirdischen Stationen gab. Auch wenn die Bahn versichert, dass es "keine Sicherheitsmängel" auf dem unterirdischen Abschnitt der S-Bahn gibt, bleibt viel zu tun. Bislang genügt nämlich einzig der Bahnhof Friedrichstraße den verschärften Brandschutzvorschriften. In den anderen Stationen - Nordbahnhof, Oranienburger Straße, Unter den Linden, Potsdamer Platz und Anhalter Bahnhof - müssen Fluchtwege, Brandmelder, Lautsprecheranlagen, Beleuchtung und Elektrotechnik mindestens überprüft, zum Teil erneuert oder sogar neu installiert werden. "Mehrere Millionen Euro", so schätzt die Bahn, werde das Brandschutzprogramm für die "Tunnelbahn" kosten. Eines der dringendsten Probleme stelle der Bahnhof Oranienburger Straße dar. Dort fehlt immer noch der als Fluchtweg im Brandfall wichtige zweite Ausgang.

Wie wichtig Fluchtwege und Brandschutz vor allem bei den unterirdischen Stationen sind, das mussten Fahrgäste und Bahn-Mitarbeiter am 10. August 2004 im Anhalter Bahnhof erfahren. Durch einen Kurzschluss hatte im morgendlichen Berufsverkehr ein Triebfahrzeug der Linie S 25 Feuer gefangen und war vollständig ausgebrannt. Verletzt wurde niemand, doch weil Rauch den gesamten Bahnhof vergiftet hatte, musste die Station vier Monate komplett gesperrt werden. Während der folgenden Sanierung wurde unter anderem die zuvor im Brandfall einsturzgefährdete Decke erneuert und der zweite Ausgang zum Tempodrom geschaffen. Kosten für die Bahn schon damals: 2,5 Millionen Euro.