Gartenlust

Was Experten für Gemüsegärten empfehlen

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Regina Köhler

Foto: Christian Hahn

Obst und Gemüse selbst anbauen liegt seit der Biowelle voll im Trend. In der Gärtnerei Keimzelle in Vichel werden Samen gezüchtet. Die Gartenexperten beraten auch Hobbygärtner. Morgenpost online verraten sie, was gut schmeckt und dazu noch besonders schön aussieht.

Dill sät man am besten aus, indem man durch den Garten geht und überall ein wenig Samen verstreut. Dort, wo es ihm gefällt, wird er wachsen. Das jedenfalls besagt eine alte Bauernweisheit.

Eine andere ist die, dass Tomaten nicht zu viel gewässert werden sollten. Haben es die Pflanzen zu feucht, bilden sie nur oberflächliche Wurzeln und überstehen Hitzeperioden schlecht. Stehen sie von Anfang an in relativ trockenem Boden, gehen die Wurzeln tief in die Erde - dorthin, wo sie fast immer Feuchtigkeit finden, auch dann noch, wenn es im Sommer lange trocken ist.


Eve Bubenik und Winni Brand halten sich an diese Regel und haben weit und breit die besten Tomaten. Den beiden geht es allerdings nur bedingt um die Früchte des Gemüses, das sie in ihrem Garten anbauen. Sie haben sich vielmehr der Zucht von Samen verschrieben. "Die besten Pflanzen bleiben deshalb bis zur Blüte stehen. Bei uns kommen nur die Früchte der schlechteren in den Kochtopf oder auf den Tisch", sagt Eve Bubenik.

Mehr als 170 Sorten haben Eve Bubenik und Winni Brand im Angebot. Alles Samen, die sie in der "Keimzelle", ihrem Saatgutbetrieb in Vichel im Ruppiner Land, angezogen und geerntet haben. Darunter mehr als 80 Gemüsesorten. Außerdem Blumen-, Kräuter- und Getreidesamen und verschiedene Mischungen. "Wir wollen alte Sorten erhalten, Sorten, die in der Region in kleinen Hausgärten gewachsen sind", sagt Winni Brand. Ziel sei es, widerstandsfähiges Saatgut zu produzieren, das auf den Böden der Mark Brandenburg gedeiht.

Samenanzucht ist ein mühsames Geschäft. Zunächst müssen das Gemüse, die Kräuter oder das Kleinobst vorgezogen und aus winzigen Pflänzchen große Pflanzen werden. Die bleiben bis zur Blüte im Garten stehen. Von den prächtigsten und wohlschmeckendsten wird dann im Sommer der Samen geerntet. Einige Sorten wie Kohlrabi oder Stangensellerie müssen gar im Keller überwintern. Im nächsten Frühjahr kommen sie dann erneut in die Erde, um zur Blütezeit abgeerntet werden zu können.

Gemüse, das aus dem Samen der "Keimzelle" gezüchtet wurde, sei zwar oft kleiner als das aus herkömmlichen Samen gewachsene, schmecke dafür aber besonders lecker, versichern Eve Bubenik und Winni Brand. Zum Beispiel der Sellerie. Und eben die Tomaten. "Deren Samen zu gewinnen, ist relativ einfach", sagt Eve Bubenik.

Ihr Tipp: Früchte einer besonders gut schmeckenden Sorte erst ernten, wenn sie überreif sind. Dann die schleimige Masse, in der die Samen enthalten sind, entnehmen und unter Zugabe von etwas Wasser in ein Glas geben. "Nach drei Tagen sind die Samen griffig und können in eine Filtertüte getan und abgespült werden. Anschließend wird die Tüte zum Trocknen in die Sonne gehängt."

Eve Bubenik und Winni Brand säen Tomatensamen von Mitte bis Ende März in Töpfe mit Gartenerde, die mit gesiebtem Kompost und etwas Lehm verfeinert wurde. "Zuerst erscheint dann das Keimblatt. Wenn richtige Blätter da sind, setzen wir die Pflänzchen in Einzeltöpfe um und dabei bis zum Keimblatt in die Erde." In den Garten können die Tomatenpflanzen allerdings erst nach den Eisheiligen (Mitte Mai), auf den Balkon schon etwas eher. Salat wird bereits im April direkt ins Beet ausgesät. Die Profis raten, den Samen nur vorsichtig anzudrücken und nicht zu gießen. "Zwei bis drei Wochen bleiben die Pflänzchen dann zwar klein, bilden dafür aber tiefe Wurzeln", sagt Eve Bubenik. Salatsamen kann jeder Gärtner ohne großen Aufwand selbst gewinnen: Die schönsten Salatpflanzen bleiben einfach bis zur Blüte im Beet.

Beim Anlegen eines Gemüsebeets empfehlen die Experten aus Vichel, vorher einen Plan zu machen und unbedingt verschiedene Gemüsearten zu kombinieren. "Wir nennen das Mischkultur. Das bedeutet, dass wir Pflanzen nebeneinander setzen, die sich gut verstehen", sagt Eve Bubenik. So würden etwa Möhren, Zwiebeln und Knoblauch eine gute Nachbarschaft pflegen. Auch Mais und Bohnen würden sich gut vertragen. Das habe damit zu tun, dass diese Pflanzen unterschiedlich tiefe Wurzeln haben. Dadurch würden die Nährstoffe in allen Bodenzonen genutzt und könnten nicht durch Auswaschung verloren gehen. Weniger gute Nachbarn sind hingegen Bohnen und Zwiebeln oder Kartoffeln und Sellerie. "Salat mag nur Petersilie nicht, mit allen anderen Gemüsearten verträgt er sich aber", sagt Eve Bubenik.

Was schmeckt und gut aussieht

Blumen und Kräuter Sie sorgen für Abwechslung und Farbe im Gemüsegarten und sind gleichzeitig ideales Futter für Bienen, Hummeln und Co. Beliebte Küchengartenblumen sind Tagetes, Ringelblumen, Kresse oder Wicken. Zu den Kräutern sollten Minze, Zitronenmelisse und Thymian gehören. Auch Lavendel, Kamille und Gartensalbei bringen Farbe in den Gemüsegarten.

Dekorative Gemüsepflanzen Gemüsefenchel, Mangold, Winterkohl wie krauser Wirsing oder Blumenkohl, Zwiebeln, Pflücksalat, rote und schwarze Johannisbeeren, Spargel, Artischocken, krause Petersilie. Stangenbohnen wirken ebenfalls dekorativ.

Gartenfrüchte Erdbeeren gehören zu den beliebtesten Gartenfrüchten. Während der Blüte brauchen sie viel Wasser. Wer kann, sollte im Herbst oder Frühjahr ein Jahr alten Pferdemist oder Kompost auf die Pflanzen geben und untermulchen. Schön sind auch Andenbeere (Physalis) oder Baby-Melonen.

Keimzelle Dorfstraße 20, 16854 Vichel (Ruppiner Land), Besuch nach Voranmeldung unter Tel. 01520/454 20 40

Unsere Serie "Gartenlust" entstand in Kooperation mit der Königlichen Gartenakademie Dahlem, Altensteinstraße 15