Die Berliner Staatsanwaltschaft, die die Ermittlungen gegen drei Riesenrad-Manager aufgenommen hat, vermutet Untreue in Millionenhöhe. Nach Angaben des Sprechers der Staatsanwaltschaft, Martin Steltner, sind Anlegergelder vermutlich in den Mittleren und Fernen Osten sowie auf die Britischen Jungferninseln transferiert worden – mit fingierten Rechnungen und über komplizierte Firmenkonstruktionen mit diversen Zwischengesellschaften.
Die DBM Fonds Invest GmbH, die den Riesenradfonds initiiert hatte, wollte sich am Mittwoch nicht zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft äußern. „Die Projektgesellschaften sind autonom. Wir sind, soweit wir wissen, nicht betroffen. Deswegen können wir keine Stellung beziehen“, sagte Sprecher Christian Harreiner.
Die Staatsanwaltschaft hatte die Vorwürfe von zwei Strafanzeigen geprüft und jetzt ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Die Firmenverflechtungen und diversen Geldflüsse – aufgelistet für eine der beiden Strafanzeigen – hat eine von der Münchner Anwälten Mattil & Partner beauftragte Kanzlei. „Zumindest mitursächlich für das Scheitern des Projekts und dem damit verbundenen Totalverlust der von den Investoren eingelegten Gelder dürfte sein, dass die Verantwortlichen ihre Verpflichtung, fremde Vermögensinteressen wahrzunehmen, missbräuchlich verletzt haben“, heißt es in dem Schreiben an die Berliner Staatsanwaltschaft. Dieses liegt Morgenpost Online vor.
Unter den drei Beschuldigten ist auch der Berliner Projektentwickler des Riesenrads, Michael Waiser. Er vertritt als Geschäftsführer die Great Berlin Wheel GmbH & Co. KG. Er war am Mittwoch nicht erreichbar. Nach Auskunft seines Büros befindet er sich im Ausland. Außerdem wird offenbar gegen Florian Bollen, der als Vorsitzender und Hauptanteilseigner der Great Wheel Corporation fungiert, ermittelt.
Rechnungen über mehr als drei Millionen Euro sollen beispielsweise Firmen mit Sitz in England und auf den British Virgin Islands gestellt haben, unterzeichnet von Stephan Matter, Geschäftsführer der Great Berlin Wheel GmbH & Co. KG. Bei ihm soll es sich um die dritte Person handeln, gegen die Ermittlungen laufen.
Derweil hofft die DBM Fonds Invest GmbH darauf, dass möglichst viele der rund 10.000 Anleger das Angebot annehmen, sich auszahlen zu lassen. Bis zum 23. April können sich die Anteilseigner entscheiden, ob sie 60 Prozent ihres Geldes sofort haben möchten oder 85 Prozent im Jahr 2018, wenn der Fonds endet. Die niederländische Bank ABM Amro springt mit diesem Geld ihrer Tochterfirma DBM Fonds Invest zur Seite.
Anwälte wie Katja Fohrer von der Münchner Kanzlei Mattil & Kollegen raten ihren Mandanten allerdings ab, die Abfindungsangebote anzunehmen: „Wir halten sie grundsätzlich für viel zu niedrig und sehen es als Unverschämtheit an, dass die Anleger unter Druck gesetzt werden.“ Informationen würden ihnen vorenthalten, eine Gesellschafterversammlung habe es immer noch nicht gegeben.
„Wir setzen uns dafür ein, dass die Versammlung endlich einberufen wird und verlangen Akteneinsicht bei der DBM“, sagte Fohrer. Den Anlegern sei der Fonds mit falschen Informationen verkauft worden, zudem seien die meisten von den Banken nicht über die Verkaufsprovisionen von mindestens zehn Prozent aufgeklärt worden.
Der Berliner Unternehmer Peter Massine, der die Initiative „Pro-Riesenrad“ gegründet hat und mit einem Hamburger Vermögensverwalter die Geschäftsführer der Fondsgesellschaft ablösen will, rät ebenfalls ab: „Wir wollen endlich Einblick in die Bücher haben, um zu sehen, was mit unserem Geld gemacht wurde. Das Rad zu Ende zu bauen, wäre viel günstiger als alle Anleger auszuzahlen. Um diese Rechnung kommen die Banken nicht herum.“