Mehr als vier Jahre nach dem Mord an der Berlinerin Hatun Sürücü hat das Berliner Amtsgericht ein weiteres Familienmitglied zu einer Strafe verurteilt. Die Schwägerin der Ermordeten erhielt eine Geldstraße von 375 Euro, weil sie einen Polizisten beschimpft hatte.

Die Schwägerin der ermordeten Hatun Sürücü ist am Mittwoch von einem Berliner Amtsgericht wegen Beleidigung zu 375 Euro Geldstrafe verurteilt worden. Im sogenannten Ehrenmord-Prozess gegen drei Brüder Hatuns hatte die angehende Friseurin eine Polizistin beschimpft. Hatuns jüngster Bruder Ayhan wurde vor dem Berliner Landgericht im Jahr 2006 als Todesschütze zu neun Jahren und drei Monaten Jugendstrafe verurteilt. Er hatte die alleinige Schuld auf sich genommen und verbüßt seine Strafe in Berlin.

Der Fall hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt. Die Deutsch-Türkin Hatun Sürücü musste wegen ihres westlichen Lebensstils sterben. Die älteren Brüder Alpaslan und Mutlu Sürürcü erhielten Freisprüche mangels Beweises. Sie hatten sich anschließend in die Türkei abgesetzt, wo sie vermutlich bis heute leben. Der Bundesgerichtshof hob das Urteil auf.

Die 27-jährige Naslan Sürücü ist ferner angeklagt, weil sie ihrem inzwischen getrenntlebenden Mann Alpaslan ein falsches Alibi gegeben haben soll. Im Prozess vor dem Berliner Landgericht hatte sie behauptet, Alpaslan sei zur Tatzeit zu Hause gewesen. Die Staatsanwaltschaft geht aber von einem Mordkomplott aus: Alpaslan habe in der Nähe gewartet, als der 17-jährige Ayhan seine Schwester am 7. Februar 2005 mit einem Kopfschuss umbrachte.

Der Vorwurf der Falschaussage ist offen, weil noch kein neuer Prozess gegen Alpaslan und Mutlu eröffnet werden konnte. Die Beleidigung hatte Naslan Sürücü zugegeben und sich persönlich bei der Polizisten entschuldigt. Die allein erziehende Mutter von zwei Jungen saß damals im Zuschauerraum.