Trotz Finanzmisere: Der Glaube an das Riesenrad ist unerschütterlich. Jetzt wollen Fondsanleger die Geschäfte selbst in die Hand nehmen und die Projekte in Berlin und Peking realisieren – aber nicht ohne die Banken, die den Fonds aufgelegt und verkauft haben, aus der Pflicht zu lassen. Die Bank soll das Projekt zusammen mit den Anlegern verwirklichen, auch wenn die bisherige Entwicklung unglücklich verlief.
Eine sogenannte Opposition unter den Anlegern fordert deshalb als erstes, die derzeitigen Global-View-Geschäftsführer, die gleichzeitig Angestellte der Fonds-Bank Delbrück Bethmann Maffei (DBM) sind, mit sofortiger Wirkung abzulösen. Ein Großteil des Fondsvermögens von 208 Millionen Euro sei entweder unter Verstoß gegen die Prospektbedingungen oder widerrechtlich für Bank- und Vertriebsprovisionen ausgegeben worden.
Die Bank weist diese Vorwürfe zurück. „Der größte Teil der Kosten steht im Prospekt, auch die Höhe für Provisionen sind dort nachlesbar – und zudem marktüblich“, sagte Christian Harreiner, Geschäftsführer der DBM Fonds Invest GmbH. Das sieht Peter Massine, erfolgreicher europäischer Produzent und Macher der bekannten Pferde-Show Apassionata, ganz anders: „Die Bank hat das Geld für Grundstücke in Berlin und Orlando ausgegeben, ohne Klarheit über die verbindlichen Entstehungskosten der Räder zu haben. Wenn man nicht weiß, was etwas kostet, leiht einem doch keine Bank Fremdkapital.“ Das von den Anlegern durch die Banken eingesammelte Geld, das als Eigenkapital diente und durch Fremdkapital anderer Banken aufgestockt werden sollte, was bislang nicht gelang, sei „ohne Sinn und Verstand zum Fenster rausgeworfen worden“, lautet sein Vorwurf. Außerdem hätten die Banken überhöhte Provisionen, „getarnt als Bearbeitungsprüfgebühren“, kassiert. Massine, 46 Jahre alt und Diplom-Kaufmann, wurde nach eigener Auskunft gebeten, sich der Sache anzunehmen: „Ich kenne rund 50 Anleger, mehrere 100 stehen hinter uns. Und ich bin zutiefst von dem Projekt überzeugt. Noch ist nicht alles verloren.“
Man wünscht sich eine Stunde mit der Mutterbank
Von den 208 Millionen Euro, die über diverse Banken von rund 10.000 Anlegern für mehrere Riesenradprojekte eingesammelt wurden, sollen nur noch 19 Millionen Euro vorhanden sein – in Form von zwei Grundstücken, eines in Berlin und eines in Orlando/Florida. Fast 58 Millionen Euro sollen die Banken kassiert haben. Das restliche Geld floss in die Entwicklung. Die zwei erworbenen Grundstücke zum Bau der Riesenräder, für die jetzt – nach der Finanzkrise – nur noch der Gegenwert von 19 Millionen steht, sollen einst mehr als 50 Millionen Euro gekostet haben.
Der Berliner Peter Massine und der Hamburger Vermögensverwalter Jens Werhahn, die von Anlegern als neue Geschäftsführer für den Global View Fonds vorgeschlagen werden, wünschen sich, so schnell wie möglich mit der Fonds-Bank DBM zu sprechen: „Uns würde eine Stunde mit dem Chef der Mutterbank der DBM in Holland reichen. Ein Vertreter der Deutschen Bank sollte dabei sein.“ Eine Antwort auf ihre schriftliche Anfrage hätten sie noch nicht. Dennoch glauben Massine und Werhahn an den Erfolg der Riesenräder. „In Peking und Berlin registrieren wir jedes Jahr mehr Städtebesucher, und diese erwarten touristische Angebote. Man kann mit den Rädern keinen Fehler machen, das zeigt das Beispiel London, wo jährlich mit 3,5 Millionen Besuchern des London Eye 50 Millionen Pfund umgesetzt werden.“ Das sei wie eine Lizenz zum Gelddrucken, konstatiert Massine.
Er will den Anlegern zudem ihr Vertrauen in die Banken zurückgeben, wie er sagt: „Es sind die kleinen Leute, die investiert haben, die haben dem Anlagevertreter der Deutschen Bank vertraut.“ Bevor Massine allerdings von der Gesellschafterversammlung zum neuen Geschäftsführer gewählt werden könnte, muss er offizieller Anleger sein. Zwar hat er bereits für 15.000 Euro Fonds-Anteile eines ehemaligen Anlegers gekauft, doch ist er noch nicht ins Register eingetragen. Er engagiere sich nicht aus Geldgründen, sondern sehe es als seine Berufsehre als Entertainment-Unternehmer an, das Projekt, von dem er überzeugt sei, zu verwirklichen – für die Anleger, die ihr Geld investiert hätten und denen eine Rendite von zehn Prozent versprochen worden sei. Gerüchte, nach denen die Banken Pläne schmieden, die Fondsanleger mit dem Restkapital von 19 Millionen Euro in einem Vergleich zu verständigen, wollte DBM nicht bestätigen. Massine stellte aber bereits klar, dass solch ein Abfindungsangebot vermutlich auf breite Ablehnung stoßen werde.