Ausschreibung

Insolvenzverwalter sucht Käufer für das Tempodrom

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Brigitte Schmiemann

Foto: picture-alliance/ ZB / dpa-Zentralbild

Der markante Zirkusbau am Anhalter Bahnhof ist voll vermietet, das Wellness-Bad und das Restaurant arbeiten kostendeckend. Jetzt fehlt nur noch ein Käufer für das Tempodrom. 2004 war der Veranstaltungsbau in die Insolvenz gerutscht. Interessenten können bis Mitte Mai ihre Gebote abgeben.

Das Tempodrom am Anhalter Bahnhof – 2001 eröffnet und im Juni 2004 in die Insolvenz gegangen – sucht immer noch einen Käufer. Gerade hat Insolvenzverwalter Udo Feser eine europaweite Ausschreibung gestartet. Bis zum 22. Mai können Gebote abgeben werden.

Nach Auskunft von Rechtsanwalt Feser regelt ein streng festgelegtes Verfahren die Käufersuche. Beim ersten Ausschreibungsverfahren 2008 wurde international gesucht. Trotzdem ohne Erfolg. Der Interessent habe bei den Verhandlungen den Preis reduzieren wollen, indem er sich auf angebliche Mängel berufen habe. „Das haben wir nicht akzeptieren können. Schließlich wird mit dem Kaufinteressenten verhandelt, der das höchste Gebot abgibt“, so Feser.

Gegründet wurde das Tempodrom 1980 von Irene Moessinger. Zusammen mit Norbert Wähl hatte sie das Kulturprojekt erst als Zirkuszelt am Potsdamer Platz, dann im heutigen Regierungsviertel und schließlich als festes Haus an der Kreuzberger Möckernstraße geführt. Auf Druck des Insolvenzverwalters zog sich das Duo aus dem Geschäft zurück. Als neuer Pächter des Veranstaltungsbereichs folgte die „Treugast Betriebsgesellschaft 105“.

Der einstige SPD-Senator Peter Strieder, der jahrelang der größte politische Förderer des Kulturprojekts war, trat 2004 wegen der Affäre um das Tempodrom zurück. Die Kosten für den Neubau hatten sich von geplanten 15 Millionen auf 33 Millionen Euro mehr als verdoppelt. Unter anderem hatte die Landesbank Berlin einen 12-Millionen-Euro-Kredit bewilligt, für den der Senat die Bürgschaft übernommen hatte. Hauptgläubiger ist Berlin.

Damit die Immobilie einen Käufer findet, war Rechtsanwalt Feser nach der Insolvenz zunächst damit beschäftigt, Mängel beseitigen zu lassen sowie neue Betreiber für den Veranstaltungsbereich und das Liquidrom zu finden. Für den Neustart des Wellness-Bades fand er nach zweieinhalb Jahren Leerstand Ende 2007 neue Betreiber.

Das Geschäft im Restaurant Einhorn, das bereits seit Eröffnung des Tempodroms dort ansässig ist, läuft gut, sagt Sprecherin Judith Schumacher. Wie in den anderen Restaurants an der Mommsenstraße und am Wittenbergplatz bietet es einen Mittagstisch, im Tempodrom wird zudem das Essen der Catering-Aufträge für bis zu 800 Veranstaltungen jährlich produziert. Auch bei abendlichen Veranstaltungen hat das Lokal geöffnet. Liquidrom und Einhorn erwirtschaften einen Jahresüberschuss von rund 370.000 Euro. Nachlässe bei den Mieten gebe es nicht. „Auch im Veranstaltungsbereich arbeiten wir kostendeckend. Sonst müssten wir das Insolvenzverfahren mangels Masse einstellen“, sagt Feser.

Feser ist optimistisch, dass das Tempodrom an den Mann zu bringen ist: „Im Gegensatz zur O2 World ist es stadtnäher und mit seinen rund 3000 Plätzen intimer. Es hat deshalb im Berliner Konzert-Veranstaltungsleben seinen Platz gefunden.“ Noch sind keine Gebote eingegangen. Sie werden aber ohnehin erst nach dem Ende der Frist im Gläubigerausschuss geöffnet.