Verschmutzte Grünanlagen

Wie andere Städte gegen Müll in ihren Parks kämpfen

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Sabine Flatau

Nicht nur in Berlin verunstalten Grillreste, leere Flaschen, Verpackungen und weggeworfenes Papier die Parks und Grünanlagen. Auch auf den Alsterwiesen in Hamburg, am Mainufer in Frankfurt und in den Grünanlagen von München haben die Besucher zu Ostern Müllberge hinterlassen. Wie gehen andere Großstädte damit um?

Frankfurt

Die Mainufer sind zur Partymeile geworden. Nach Ostern musste die Stadt Unmengen von Müll zu beiden Seiten des Flusses entfernen lassen. Ein privates Unternehmen ist engagiert, um künftig gleich an den Wochenenden die Entsorgung vorzunehmen. An den Werktagen sind die Mitarbeiter des Grünflächenamtes im Einsatz.

Weil immer mehr Müll illegal entsorgt wird, hat Oberbürgermeisterin Petra Roth die Stabsstelle „Sauberes Frankfurt“ eingerichtet. Sie ist ihr direkt unterstellt. Die Stabsstelle koordiniert Ämter und Initiativen, sorgt für schnelle Beseitigung von Abfällen in Grünanlagen und von Schmierereien und unterstützt Säuberungsprojekte in der Stadt. Die 130 Mitarbeiter des Sicherheits- und Ordnungsdienstes der Stadt sind berechtigt, bei Müllsündern Bußgeld zu kassieren. Wer Zigarettenkippen, leere Flaschen oder Papiertaschentücher wegwirft und dabei ertappt wird, muss 20 Euro zahlen. Bei Essensresten und ausgeleerten Aschenbechern sind 35 Euro fällig. In großen Grünanlagen achten Parkwächter darauf, dass das Grillverbot eingehalten wird und Hunde an der Leine laufen.

Hamburg

In der Hansestadt kooperiert der Senat mit der Stadtreinigung. Die musste am vergangenen Dienstag tonnenweise Abfälle auf Wiesen und Wegen beseitigen. „Müll ist nicht planbar“, sagt Reinhard Fiedler, Pressesprecher der Stadtreinigung Hamburg. „Die Bezirksämter können nicht plötzlich eine Kolonne von Reinigungskräften aus dem Boden stampfen.“ Deshalb springt das Unternehmen ein, wenn nach Feiertagen oder sonnigen Wochenenden Not am Mann ist. „Wir haben das Personal, die Stadt hat den Bedarf.“

Zwar kontrollieren die Ordnungsämter der Bezirke in den Grünanlagen. „Aber man erwischt höchstens ein Prozent beim Wegwerfen oder Liegenlassen von Müll und Resten.“

In St. Pauli läuft ein Pilotprojekt. Zwei sogenannte Eisberge sind installiert. Oberflächlich sehen sie wie normale Papierkörbe aus. Unterirdisch ist ein Container installiert, der ein 30-mal größeres Fassungsvermögen hat. Er schluckt den Müll, so dass der Papierkorb nicht überläuft. „Selbst wenn glühende Grillkohle weggeworfen wird, kommt es nur zum leichten Schwelen“, sagt Reinhard Fiedler. Weil unterirdisch der Sauerstoff fehlt, kann sich kein Brand entwickeln. Die „Eisberge“ sind allerdings teuer. Ein Exemplar kostet 7000 Euro.

Das Hamburger Elbufer glich am Ostersonntag streckenweise einer Müllhalde. Riesige Mengen an Flaschen, Plastikbechern, leeren Chipstüten und Alufolie blieben zurück, nachdem am Sonnabend mehr als 100.000 Menschen die traditionellen Osterfeuer besucht hatten. Doch die vielen Abfalleimer blieben fast ungenutzt. Wie schon in den vergangenen Jahren hat das Hafenamt, die Hamburg Port Authority, an den folgenden Tagen die Reste der Feierlichkeiten entfernt. Die Aufräumarbeiten kosten pro Jahr etwa 100.000 Euro. Dieses Mal wird es wohl etwas teurer. Denn allein am Ostersonntag sammelten die Mitarbeiter der Hafenbehörde mehr als 20 Tonnen Müll – so viel wie nie zuvor.

"Man müsste an das Bewusstsein der Leute rankommen“, meint Volker Dumann, Sprecher der Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. Es habe gegenüber den vergangenen Jahren eine leichte Steigerung bei der Vermüllung in Parks und Grünanlagen gegeben. Dieser Tendenz soll die Aktion „Hamburg räumt auf“ entgegenwirken. Sie wird von der Stadt bezahlt, von der Stadtreinigung organisiert und hat kurz vor Ostern stattgefunden. Mehr als 51.000 freiwillige Helfer beteiligten sich an der einwöchigen Aktion. Sie sammelten mehr als 500 Tonnen Müll. Eine erfreuliche Feststellung machten die Mitarbeiter des Hamburger Bezirksamtes Mitte in den Parks zu Ostern. „Es war erstaunlich sauber“, sagt eine Pressesprecherin.

München

Etwa 40 Millionen Euro muss die Stadt jährlich zahlen, um Straßen und Grünanlagen zu reinigen. Täglich fallen rund 25 Tonnen Müll an. An warmen Sommertagen hinterlassen Besucher an der Isar beim Grillen erhebliche Müllmengen. Rund 70 Tonnen werden pro Jahr dort eingesammelt und entsorgt. An stark frequentierten Wochenenden fallen etwa drei Tonnen Müll in den Grillbereichen an. Die Zahl der Abfall- und Aschebehälter wurde deshalb erhöht.

2007 hat die Stadt eine auf mehrere Jahre angelegte Sauberkeitskampagne mit Plakaten, auffälligen schwarz-gelben Aufklebern und Müllsammelaktionen gestartet. Sie richtet sich an Kinder und Jugendliche, Raucher, Kunden von Fastfood-Restaurants und Parkbesucher. Die Verwaltung will damit die Eigenverantwortung der Bewohner stärken und weniger auf Strafen setzen. Im Rahmen der Kampagne haben Hundebesitzer kostenlose „Gassibeutel“ erhalten. Grillende Parkbesucher bekamen Mülltüten zur Entsorgung ihres Abfalls.

Außerdem ist ein Servicetelefon geschaltet. Die Münchener können Orte in der Stadt melden, die verschmutzt sind. Dadurch habe das Baureferat einen guten Überblick über die Sauberkeitslage in den Grünanlagen der Stadt, sagt Dagmar Lezuo, Pressesprecherin des Baureferats der Landeshauptstadt München.