Amtseinführung

Berliner feiern den neuen US-Präsidenten Obama

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Stefan Uhlmann

Weltweit sahen Millionen von Menschen die Amtseinführung von US-Präsident Barack Obama. In Berlin wurde vor allem im Club Goya in Schöneberg gefeiert. Hier hatten sich die Anhänger der Demokraten bereits in der Wahlnacht getroffen.

Eine feierliche Stille herrscht im Berliner Club Goya. Dort, wo sich sonst das noble Partyvolk der deutschen Hauptstadt tanzt, schauen an diesem Dienstagabend in Berlin lebende Anhänger der Republikaner und Demokraten der Fernsehübertragung der Amtseinführung des 44. US-amerikanischen Präsidenten zu. Eine große Leinwand überträgt soeben das Eröffnungsgebet der Zeremonie aus Washington D.C. live.

Rund 1000 Gäste sind nach Veranstalterangaben in der Berliner Club gekommen – der Treff soll damit das größte Ereignis seiner Art zu Ehren Obamas in Deutschland sein. Nicht nur für sie ist dieser Abend historisch. Auch viele Deutsche sind unter den Gästen.

Das Goya selbst strahlt ein gehöriges Quäntchen Historie aus. In dem ehemaligen Kino am Nollendorfplatz spielte die junge Marlene Dietrich Geige in einem Orchester, das Stummfilme begleitete. Ebenfalls im Haus fand Mitte der zwanziger Jahre des vorigen Jahrhunderts die erste öffentliche Tonfilmvorführung der Welt statt. Ein Ereignis, das aus technischen Gründen allerdings gründlich schief ging.

Etwas schief gerät an diesem Abend auch der Amtseid von Barak Obama. Der neue Präsident verspricht sich. Die Demokraten unter den Gästen im Goya sehen es ihm mit Beifall nach, einige der anwesenden Republikaner lächeln. Immerhin hatte ihr scheidender Präsident, George W. Bush, bei seinem Eintreffen auf der Festtribüne vorher Buhs und Pfiffe abbekommen. Nach Obamas Rede zeigt sich dann auch in Berlin das einige Amerika. Der Saal tobt.

Unter den Feiernden sitzen Elizabeth und Bev. Die beiden Kanadierinnen wohnen in Vancouver und Toronto und sind „mehr oder weniger zufällig hier an diesem wundervollen Abend in Berlin“, wie sie lachend rufen. Vor ihnen steht eine kleine Batterie „tollen deutschen Biers“. Daneben einige leere Margherita-Gläser mit Minze. Dagegen begnügt sich die kleine Ohs Punita Singh mit ein paar amerikanischen Fähnchen, die sich freudig schwenkt. Ohs Punita feiert in wenigen Tagen ihren fünften Geburtstag und darf heute ausnahmsweise einmal länger aufbleiben. Sie feiert mit ihrer Mama, einer Inderin, die in Berlin studiert, und dem Papa, der Politikberater ist.

Natürlich sind auch viele farbige Amerikaner unter den Gästen in Berlin. Eine eigentlich nicht erwähnenswerte Tatsache, wenn sie nicht ausdrücklich an diesem Tag „ihren“ Präsidenten als ersten Afroamerikaner im Amt feiern würden. Sie können sich kaum halten, als Obama die Bühne daheim betritt und Tränen rinnen ungehemmt, als Aretha Franklin in Washington D.C. zu singen beginnt. Erstaunlicherweise bleibt es beim Klang der Nationalhymne still im Goya – niemand singt mit, weder Demokraten noch Republikaner.

Berührt zeigt sich auch Jos Ajabo. Der Journalist aus Uganda berichtet live für eine Tageszeitung daheim. Neben dem Texten fängt er mit einer kleinen Digitalkamera die Stimmung im Saal ein, um sie direkt an die Internetseite seiner Zeitung zu funken. Afrika sieht so in Echtzeit, wie sich Berlin über Obama freut. Natürlich hat Ajabo auch eine Meinung zu Obama als erstem Schwarzen im Weißen Haus. „Das ist ein historischer Moment, hat ja auch 'ne ganze Weile gedauert“, sagt der Reporter.

Staatstragender drückt es einer der Berliner Veranstalter des Abends aus. Jan Burdinski als Program Director des Vereins Republicans Abroad Germany spricht von „einer großartigen Feier amerikanischer Werte“. Und der Vertreter der amerikanischen Botschaft erinnert daran: „Wie viele Million Male haben wir von einem schwarzen amerikanischen Präsidenten geträumt. Nun ist es soweit.“ ddp/hed