Schulreport Berlin

Die Schulreform auf einen Blick

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Am Montag beginnt die Anmeldung für weiterführende Schulen. Zum Abschluss der Serie "Schulreport Berlin" hat Morgenpost Online noch einmal zusammengestellt, was Sie jetzt über Gymnasien und Sekundarschulen wissen müssen.

Für die Eltern von Sechstklässlern wird es ernst: Am Montag beginnt die Anmeldung für eine weiterführende Schule, die Frist läuft bis zum 12. März. Zum Schuljahr 2010/11 wird es nur noch zwei Schulformen nach der Grundschule geben: die integrierte Sekundarschule und das Gymnasium. Haupt-, Real und Gesamtschulen werden abgeschafft. Hier die wichtigsten Änderungen.

Sekundarschulen

Besonderheiten

Zum nächsten Schuljahr gehen zunächst 96 Sekundarschulen an den Start. Acht weitere beginnen ein Jahr später. Alle bieten eine Ganztagsbetreuung bis 16 Uhr an. Maximal 25 Schüler lernen in einer Klasse, eine Probezeit gibt es nicht.

Stundenplan

Die 7. und 8. Klassen haben 31 Stunden pro Woche (Gymnasium: 33 Stunden), in der 9. und 10. Klasse 32 Stunden (Gymnasium: 34 Stunden). Da alle Sekundarschulen Ganztagschulen werden, verteilen sich Unterricht und Freizeitangebote, wie Sport, Musik und Kunst über den Tag. Die Lehrer werden von Sozialarbeitern und Erziehern unterstützt.

Duales Lernen

Besonders großen Wert wird an der Sekundarschule auf den Praxisbezug zur Arbeitswelt gelegt. Dafür steht das Konzept des dualen Lernens. Bis zu drei Tage pro Woche können die Schüler in Werkstätten oder Betrieben ihrer Wahl tätig sein. Die Schulen kooperieren meist schon mit Ausbildungsbetrieben, die Betriebspraktika anbieten.

Profilbildung

Die Sekundarschulen können selbst bestimmen, wo ihre Schwerpunkte liegen. Das kann zum Beispiel im naturwissenschaftlichen Bereich sein oder im musisch-künstlerischen. Die Wahlpflichtfächer können zum Teil danach ausgerichtet werden.

Förderung

Die Schüler sollen individuell gefördert werden. Jedes Kind soll deshalb speziell auf seine Fähigkeiten zugeschnittene Aufgaben erhalten. Die Schulen können selbst entscheiden, ob sie die Schüler in Leistungsgruppen zusammenfassen oder sie innerhalb einer Gruppe differenziert unterrichten.

Mittagessen

Da alle Sekundarschulen einen Ganztagsbetrieb bis 16 Uhr anbieten, wird es in jeder Schule eine Mensa geben, in der die Kinder gemeinsam ein warmes Mittagessen einnehmen.

Abschlüsse

An der Sekundarschule sind alle Schulabschlüsse möglich. Nach zehn Jahren wird je nach Leistungsstand und bestandener Prüfung der Mittlere Schulabschluss (vorher Realschulabschluss), die Berufsbildungsreife (Hauptschulabschluss) oder die erweiterte Berufsbildungsreife (erweiterter Hauptschulabschluss) erreicht. Mit guten Noten ist ein Übergang in die gymnasiale Oberstufe möglich. Das Abitur wird nach 13 Jahren abgelegt.

Kooperationen

Nicht alle Sekundarschulen bieten das Abitur am selben Standort an. Viele haben mit Oberstufenzentren Kooperationen vereinbart. Dort wird den Schülern ein Abiturplatz garantiert.

Empfehlung

Die Eltern entscheiden, auf welche weiterführende Schule sie ihr Kind schicken wollen. Die Grundschulen sprechen aber eine Empfehlung aus. Bis zu einem Notendurchschnitt von 2,2 gibt es eine Gymnasialempfehlung. Letztmalig werden Empfehlungen für die Realschule (2,8 bis 3,2) und Hauptschule (ab 3,8) erteilt. In den Zwischenbereichen (2,3 bis 2,7 und 3,3, bis 3,7) zählt die Lernkompetenz.

Auswahlverfahren

Gibt es an der Schule mehr Anmeldungen als Plätze, gilt für das kommende Schuljahr zum letzen Mal das Wohnortprinzip. Wer am nächsten zu Schule wohnt, bekommt den Platz. Vom Schuljahr 2011/12 an können sich die Schulen 60 Prozent ihrer Schüler selbst auswählen, 10 Prozent werden für Härtefälle vorbehalten, 30 Prozent über ein Losverfahren belegt.

Anmeldeverfahren

Mit den Halbjahreszeugnissen der 6. Klasse erhalten die Eltern ein Formular, in dem sie drei Wunschschulen eintragen können. Das Formular muss vom 1. bis 12. März an der favorisierten Schule abgegeben werden.

Weitere Schulen

Gymnasium

Auch weiterhin besteht die Möglichkeit, in der 5. Klasse auf ein grundständiges Gymnasium zu wechseln. Generell erfolgt der Übergang zur 7. Klasse. Die Probezeit erstreckt sich künftig an den Gymnasien über ein Jahr. Das Abitur wird nach zwölf Jahren abgelegt, in sogenannten Schnellläuferklassen bereits nach der 11. Klasse. Mit dem Start der Schulreform zum Schuljahr 2010/11 wird jeweils ein Gymnasium pro Bezirk einen Ganztagsbetrieb anbieten. Alle Gymnasien sollen mit einer Mensa für ein warmes Mittagessen ausgestattet werden.

Gemeinschaftsschulen

Zum Schuljahr 2008/09 startete die Pilotphase der Gemeinschaftsschule mit zwölf Schulen. Mittlerweile beteiligen sich 16 Schulen an dem Modellprojekt. An der Gemeinschaftsschule lernen die Kinder von der 1. bis zur 10. Klasse zusammen, gegebenenfalls auch bis zum Abitur. Eine Aufteilung nach Leistung findet nach der Grundschule nicht statt. Die Pilotphase endet 2013/14.

Privatschulen

Eltern können ihre Kinder aber auch an einer der 118 Privatschulen in Berlin anmelden. Darunter sind allein 62 Grundschulen. Die meisten Privatschulen haben ein besonderes Profil. Viele verfolgen einen reformpädagogischen oder konfessionellen Ansatz. Immer mehr bieten einen bilingualen Schulbesuch an. An den Privatschulen wird in unterschiedlicher Höhe Schulgeld erhoben.

Förderschulen

Zu den Schulen mit sonderpädagogischem Schwerpunkt gehören Förder- oder auch Sonderschulen. Dort werden lern- oder körperbehinderte Kinder, die dem Lehrplan der Regelschulen nicht folgen können, in speziellen Klassen unterrichtet. Teilweise lernen nur fünf Kinder zusammen in einer Gruppe.

( kla, kö )