Schulreport Berlin

So schnell zahlt sich Ausbildung aus

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Regina Köhler

Foto: Massimo Rodari

Die Pankower Hufeland-Hauptschule hat eine außergewöhnliche Bilanz: 80 Prozent aller Schulabgänger finden nach dem Abschluss einen Ausbildungsplatz. Ab dem kommenden Schuljahr wird sie als Sekundarschule alle Abschlüsse anbieten – vom Hauptschulzeugnis bis zum Abitur. Dennoch werden sämtliche Schüler gemeinsam unterrichtet werden.

Die Hufeland-Sekundarschule wird künftig alle Abschlüsse vom Hauptschulabschluss bis zum Abitur anbieten. Damit verändert sich auch die Schülerklientel. Die Schule reagiert darauf mit unterschiedlichen Angeboten.

Schüler wie Jonas Radatz sind an den neuen Sekundarschulen sehr willkommen. Der Zwölfjährige hat eine Gymnasialempfehlung und möchte später einmal Kinderarzt werden. Sein Abitur will er allerdings nicht in zwölf, sondern in dreizehn Jahren machen. „Weil ich dann mehr Zeit für meine Hobbys habe und nachmittags Sport machen kann“, sagt Jonas. Er begeistert sich besonders für Ringen.

Seine Mutter Heike Radatz wünscht sich vor allem, dass ihr Sohn individuell gefördert wird. „Jonas hat zwar sehr gute Zensuren, er braucht aber unbedingt eine persönliche Betreuung“, sagt sie. Auf der Suche nach einer geeigneten weiterführenden Schule haben sich Mutter und Sohn deshalb für eine Sekundarschule entschieden. Angetan ist Heike Radatz auch von der praxisbezogenen Ausbildung, die die neue Schulform bieten wird. „Es ist wichtig, dass die Kinder lernen, wie es in der Berufswelt aussieht“, sagt sie. Dazu gehöre auch der soziale Aspekt.

Mit Naturwissenschaft zum Abitur

Heike Radatz und Sohn Jonas haben nun die Hufeland-Hauptschule in Pankow in die engere Wahl gezogen. Auch weil die Schule mit dem Oberstufenzentrum Gesundheit zusammenarbeiten will, an dem die Schüler das Abitur mit Schwerpunkt Naturwissenschaften ablegen können.

Die Hufelandschule wird zum kommenden Schuljahr als Sekundarschule starten. Bevor es soweit ist, zieht die Schule noch einmal um und zwar in das Gebäude des ehemaligen Gauß-Gymnasiums an der Walter-Friedrich-Straße. „Dort haben wir alle mehr Platz“, sagt Schulleiterin Christel Hildenbrand. Sie setzt auf Schüler wie Jonas Radatz. „Wir brauchen Kinder mit unterschiedlichen Begabungen“, sagt sie. Nur wenn die Mischung stimme, könnten sich die Schüler gegenseitig anregen und motivieren.

Die Hufelandschule hat gerade auf diesem Gebiet jede Menge Erfahrung. Von ihren rund 200 Schülern haben 70 einen Integrationsstatus. Diese lernschwachen oder verhaltensauffälligen Kinder werden gemeinsam mit den anderen Schülern unterrichtet. „Individuelle Förderung und binnendifferenzierter Unterricht sind bei uns an der Tagesordnung“, sagt Schulleiterin Hildenbrand. Für die neue Schulform sei man deshalb bestens gerüstet. „Wir werden haupt-, real- und gymnasialschulempfohlene Kinder nicht in Leistungsgruppen aufteilen, sondern gemeinsam unterrichten“, so die Schulleiterin.

Überaus erfolgreich ist die Schule auch im Bereich des praktischen Lernens. 2009 wurde sie Sieger im Landes-Wettbewerb „Starke Schule“ und damit als Berlins beste Schule, die zur Ausbildungsreife führt, ausgezeichnet. Bundesweit belegte die Hufelandschule den neunten Platz. Der Wettbewerb wird alle zwei Jahre von der Hertie-Stiftung, der Bundesagentur für Arbeit, der Bundesvereinigung der Arbeitgeberverbände und von der Deutschen Bank ausgeschrieben.

Außergewöhnlicher Erfolg

Ausgezeichnet wurde die Hufelandschule vor allem für ihr Projekt „Gemeinsam den Übergang schaffen“, das 2006 ins Leben gerufen wurde. Durch die Zusammenarbeit mit der Arbeitsagentur, der Jugendhilfe und freien Trägern ist es gelungen, die Zahl der Schüler, die nach dem Abschluss einen betrieblichen Ausbildungsplatz erhalten, zu verdoppeln. „Die Quote liegt jetzt bei 80 Prozent“, sagt Schulleiterin Hildenbrand. Für eine Hauptschule ist das eine außergewöhnliche Bilanz.

Als künftige Sekundarschule will die Hufelandschule mit diesem Pfund wuchern, daneben zusätzlich für Schüler attraktiv sein, die mindestens den mittleren Schulabschluss anstreben. Naturwissenschaften sollen das Profil der Schule bestimmen. Das hat auch mit Standort in unmittelbarer Nähe des Campus Buch zu tun. Physiklehrerin Hannelore Diek berichtet von der guten Zusammenarbeit mit den Wissenschaftlern des Gläsernen Labors, die weiter ausgebaut werden soll. „Unsere Schüler haben in diesem Labor schon etliche Experimente durchgeführt. Dort stehen ganz andere Geräte zur Verfügung als an der Schule.“

Jonas interessiert das alles sehr. Richtige Wissenschaftler kennenzulernen und ihnen bei der Arbeit zuzuschauen, wünscht er sich schon lange. Der Zwölfjährige kann es kaum erwarten, selbst einmal im Gläsernen Labor zu experimentieren. Doch zunächst schaut er sich die naturwissenschaftlichen Fachräume der Schule an. Am längsten hält es ihn im Biologieraum. Dort beantwortet Christine Lagemann geduldig die Fragen der Grundschüler. Sie ist von der Organisation Teach First an die Schule vermittelt worden. Zwei Jahre lang will die studierte Molekularmedizinerin dort arbeiten. Zusammen mit den Fachlehrern unterrichtet sie Biologie und Sport. Nachmittags bietet sie verschiedene Arbeitsgemeinschaften an.