Am Rande einer Demonstration der Hausbesetzer-Szene ist es am Wochenende in Berlin zu Ausschreitungen gekommen. Autonome kippten ein Polizeiauto um, bewarfen Beamte mit Steinen und Flaschen. Außerdem wurden in Friedrichshain vier Gaststätten mit Chemikalien attackiert.

Verletzte Polizisten und Demonstranten, eingeworfene Fensterscheiben und ein umgestürzter Funkstreifenwagen waren am Sonnabend Begleiterscheinung eines Demonstrationszuges durch Berlin. In der Nacht wurden in Friedrichshain vier Gaststätten mit Chemikalien attackiert, sodass die Lokale den Betrieb zum Teil völlig einstellen mussten. Am frühen Morgen brannte schließlich in Treptow ein hochwertiges Fahrzeug aus, auf das Unbekannte einen Brandanschlag verübt hatten. Die Bilanz der Freiraum-Demo linker Gruppen belegt eine Aggressivität auf der Straße wie seit langer Zeit nicht mehr in der Hauptstadt.

Zwei Polizisten erlitten bei den Ausschreitungen Verletzungen, insgesamt zwölf Teilnehmer der Demo wurden wegen Sachbeschädigung, Widerstands und Landfriedensbruchs vorläufig festgenommen. Wie die Polizei mitteilte, ergingen gegen drei Männer (20, 21 und 33 Jahre) Haftbefehle wegen schweren Landfriedensbruchs.

Etwa 2500 Personen aus der Hausbesetzerszene hatten in Neukölln, Kreuzberg und Friedrichshain nach Polizeiangaben anfangs noch friedlich „Für den Erhalt von Freiräumen und Wohnprojekten“ demonstriert, bevor die Situation kurz nach 18 Uhr eskaliert war. Am Nachmittag war die Kundgebung vom Neuköllner Hermannplatz aus über den Kottbusser Damm, Skalitzer Straße und Oberbaumbrücke gezogen. Die Veranstalter sprachen von mehr als 4000 Teilnehmern aus dem gesamten Bundesgebiet.

Im Bereich Frankfurter Allee/Revaler Straße kam es zu Stein- und Flaschenwürfen auf Polizeibeamte. Vermummte versuchten, einen Mannschaftswagen der Polizei aufzuschaukeln und umzuwerfen, wobei ein Polizist, der dies verhindern wollte, von Linken am Kopf verletzt wurde und in einer Klinik ambulant behandelt werden musste. Immer wieder lösten sich Gruppen aus dem Zug der Demonstranten und gingen mit Gewalt gegen die insgesamt 900 eingesetzten Polizisten vor. 20 Randalierern gelang es, eine Funkstreife umzukippen und alle Scheiben einzuschlagen. Ein nahes Schnellrestaurant wurde mit Wurfgeschossen attackiert, wobei die Schaufenster zu Bruch gingen. Kunden blieben laut Polizei glücklicherweise unverletzt. Um 18.50 Uhr endete die Demo schließlich vor dem Rathaus Friedrichshain.

Ein Sprecher der Veranstalter verurteilte die Eskalation. „Es ist nicht zu fassen, wie die einzige Antwort auf sozialen Protest Polizeigewalt und Repression ist“, sagte Max Tauern. Die Berliner Polizei wies den Vorwurf zurück. Nach dem Motto „Angriff ist die beste Verteidigung“ werde die Polizei als Aggressor dargestellt, um Gewalttaten zu legitimieren. Dies stelle die Tatsachen auf den Kopf, so ein Sprecher.

Gegen 23 Uhr wurden vier Gaststätten an der Boxhagener, Grünberger und Simon-Dach-Straße offenbar mit Buttersäure angegriffen. Kriminaltechniker sollten die übelriechende Substanz untersuchen. Die Tat dürfte mit einem Brandanschlag auf einen „Range Rover“ in Zusammenhang stehen, der gegen 4.45 Uhr von Anwohnern der Bouchéstraße in Treptow entdeckt wurde und ausbrannte. Ein VW Golf wurde stark beschädigt.