An Knut-Tierpfleger Thomas Dörflein erinnert seit Freitag in Berlin ein Marmor-Grabstein in Form eines Eisbergs. „Diese Erinnerung an meinen Sohn ist wunderschön“, sagte auf dem Spandauer Friedhof In den Kisseln die Mutter des weltweit bekannten Pflegers von Eisbär Knut. Mehr als 100 Menschen erwiesen dem überaus beliebten Tierpfleger, der am 22. September vergangenen Jahres überraschend einem Herzinfarkt erlegen war, bei der Zeremonie die Ehre.
Auch fast sechs Monate nach dem tragischen Tod kommen täglich viele Menschen und legen stets frische Blumen und andere Bekundungen ihrer Trauer nieder. Dörflein hatte dem Winzling Knut in monatelanger aufopferungsvoller Handaufzucht das Leben gerettet.
Der Berliner Steinmetz Bernd Kuhne spendete den gut zehn Zentner schweren Stein. Er habe Dörfleins Engagement für Knut und die Tiere stets sehr bewundert, sagte Kuhne. In den Stein gemeißelt sind die Profile von Dörflein und Knut. Dörfleins Mutter Erika sagte vor den Besuchern: „Wie auf einer Eisscholle, das Bild würde meinem Sohn gefallen.“
Knut, der nun schon gut 200 Kilo wiegt, wurde zur größten Attraktion in der bald 165-jährigen Geschichte des Zoologischen Gartens. Inzwischen haben knapp sieben Millionen Menschen den Bären besucht. Aus der Vermarktung des Tieres erzielte der Zoo bisher fast sechs Millionen Euro Gewinn.
Jung, ledig, sucht…
Um die künftige Heimat, eine Gewinnbeteilung sowie die Suche nach einer Partnerin für Knut ging es am Donnerstag bei einem Treffen der Zoo-Direktoren des Tierparks Neumünster und des Hauptstadt-Zoos.
Peter Drüwa beansprucht für Neumünster Anteile aus den Erlösen, weil Knut-Vater Lars aus Schleswig-Holstein an Berlin ausgeliehen worden war und nach einer Vereinbarung der erste, dritte, fünfte und weitere „ungerade“ Nachwuchs Neumünster gehört. Der Zoo Berlin lehnte den Anspruch bisher ab. Neumünster ging daraufhin in Berlin vor Gericht, eine Entscheidung soll Anfang Mai fallen. In der jetzigen Geheimdiplomatie, die beide Zoo-Chefs weder bestätigen noch dementieren, soll vorab eine Lösung in Frieden gefunden werden.
Berlins Zoo-Direktor Bernhard Blaszkiewitz bestätigte indirekt einen, wonach das Treffen nicht zu einer Einigung führte. „Es gibt keinen neuen Stand, nichts.“ Auf die Frage, ob das Spitzentreffen stattfand, sagte Blaszkiewitz: „Dazu sage ich nichts.“ Sein Kollege Drüwa war laut Tierpark Neumünster „vor Montag nicht mehr zu erreichen“.
Beide Seiten sind offensichtlich bestrebt, den Dauerstreit hinter den Kulissen auszutragen. Die Lage ist auch deshalb vertrackt, weil immer noch unklar ist, wo Knut künftig leben wird. Der Zoo Berlin will seinen Publikumsmagneten behalten. Doch die Partnersuche für den „Teenager“ wird immer schwieriger, weil alle Eisbären-Damen schon „vergeben“ sind.
Neumünster und der für die europäische Eisbärenzucht zuständige Zoologe Janos Szantho in Amsterdam haben über Knuts künftigen Heimatzoo noch keine Entscheidung getroffen. Szantho hörte sich in ganz Europa um, über das Ergebnis wurde nichts bekannt. Nicht klar ist außerdem, ob Berlin überhaupt bereit wäre, für ein neues, größeres Knut-Gehege bis zu neun Millionen Euro auszugeben. Auch darüber schweigt Zoo-Chef Blaszkiewitz. dpa/mim