Grunewald

Aggressives Wildschwein beißt drei Menschen

| Lesedauer: 3 Minuten
Hans-Heinrich Nibbrig

Foto: Krauthoefer

Ein Wildschwein hat am Sonntag mehr als fünf Stunden Freizeitsportler und Anwohner verunsichert. Das Tier hatte in dieser Zeit drei Menschen gebissen – bis es dann schließlich von einem Stadtjäger erlegt werden konnte. Offenbar hatte eine alte Schussverletzung das Tier aggressiv gemacht.

Für mehrere Berliner hat sich der sonntägliche Ausflug in den winterlich verschneiten Grunewald an diesem Wochenende zu einem Wirklichkeit gewordenen Albtraum entwickelt. Aus heiterem Himmel sahen sich ein Mann und zwei Frauen den Attacken eines angeschossenen Wildschweins ausgesetzt. Glücklicherweise wurden alle drei nur leicht verletzt.

Wie ein Polizeisprecher am Montag mitteilte, hatte sich am Sonntagvormittag gegen 10 Uhr ein Unbekannter per Notrufnummer 110 gemeldet und von einem Angriff des Tieres berichtet. Fragen nach der Art seiner Verletzungen beantwortete der Anrufer ausweichend, eine ärztliche Behandlung sei nicht notwendig, sagte er noch am Telefon. Als Beamte am Ort der Attacke im westlichen Teil des Grunewald unweit der Havel eintrafen, war der Mann verschwunden. Etwa eine Stunde später ging bei der Polizei ein weiterer Notruf ein, diesmal von einer Frau. Die 56-Jährige gab an, das Tier habe ihr in die Hand gebissen, weitere Angriffe habe sie mithilfe ihrer Skistöcke abwehren können.

Nach Angaben der Polizei suchte die Frau direkt nach dem Angriff und dem Notruf selbst die Erste-Hilfe-Station eines Krankenhauses auf, um ihre Verletzungen dort behandeln zu lassen. Diese erwiesen sich glücklicherweise als leicht. Nach dem zweiten Vorfall wurde ein Stadtjäger alarmiert, der sich auf die Suche nach dem offenbar außer Rand und Band geratenen Wildschwein machte.

Noch bevor der Forstbeamte bei seiner Suche fündig geworden war, griff das an den Hinterläufen verletzte Tier in der Nähe der Havelchaussee einen weiteren Menschen an. Gegen 15 Uhr biss es einer 32-jährigen Frau in die Hüfte. Auch das zweite Opfer wurde zum Glück nur leicht verletzt. Der von der Polizei sofort zur Stelle des dritten Angriffs gelotste Stadtjäger entdeckte den Keiler 15 Minuten später und erlegte ihn.

Mehr als vier Stunden war der Stadtjäger im Grunewald nahe der Havelchaussee auf der Pirsch, bevor er das wild gewordene Tier schließlich aufspüren und erlegen konnte. „Eine ziemlich lange Zeit, wenn man bedenkt, dass das Tier aufgrund seiner Verletzung äußerst gefährlich war, und gerade in diesem Bereich immer sehr viele Spaziergänger, Jogger und Walker unterwegs sind“, sagte ein Beamter der Forstverwaltung Montag.

Die Suche erwies sich in dem tief verschneiten Waldstück als äußerst schwierig. Vom Schnee verharschte und teilweise glatte Wege verhinderten, dass der Jäger bei der Suche ausreichend unterstützt werden konnte. Ein bei der Weitläufigkeit des Geländes sinnvoller Einsatz von Fahrzeugen war nahezu unmöglich. „Bei einem anderen Zustand der Wege und Straßen hätten wir uns sicherlich auch im Rahmen unserer Möglichkeiten an der Suche beteiligt, aber so ging das witterungsbedingt einfach nicht“, erklärte ein Polizeibeamter.

Mit der Gefahr solcher Angriffe von Wildschweinen auf Menschen und den in Teilen des Stadtgebietes zunehmenden Schäden durch die Tiere hatte sich bereits Anfang Dezember letzten Jahres ein Antrag der FDP-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus befasst. Darin forderten die Liberalen, die Anzahl der Stadtjäger zu erhöhen und die Möglichkeiten zur Jagd auf die Tiere zu erweitern.