Tage der Offenen Tür

Tausende wollen das Neue Museum sehen

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Sonja Haase
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Lange Schlangen am Eingang

Zwei Stunden standen die Berliner am Freitag an, um einen ersten Blick in das Innere des Neuen Museums zu werfen.

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Gut einen halben Kilometer zog sich die Schlange vom Neuen Museum bis in den Lustgarten. Zwei Stunden warteten Besucher am Freitag, um einen Blick in das restaurierte Neue Museum zu werfen. Nur an diesem Wochenende gibt es dazu noch Gelegenheit, dann wird der Bau vorerst wieder geschlossen.

Wer am Neuen Museum angekommen ist, der muss erst einmal das Ende der Schlange suchen – und das befindet sich mitten im Lustgarten vor dem Berliner Dom. Zwei Stunden Warten heißt es für die tausenden Berliner und Besucher, die von Freitag bis Sonntag das sanierte Neue Museum sehen wollen. Für drei Tage ist der von David Chipperfield neu gestaltete Bau nach elf Jahren Restaurierung nun für die Öffentlichkeit zugänglich, dann bekommen die Ausstellungsmacher 222 Tage Zeit, daraus ein Museum zu machen.

Das Museum war im Zweiten Weltkrieg stark zerstört worden und wurde nun unter Leitung des Architekten David Chipperfield wiederhergestellt. 70 Jahre nach seiner Schließung ist der sanierte Bau am Donnerstag offiziell an den Hausherren, die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK), übergeben worden. Chipperfield hat bei seiner Restaurierung die Schäden durch Krieg und Verwitterung sichtbar belassen. Ob die Sanierung gelungen ist, davon können sich die Besucher nun noch bis Sonntag selbst überzeugen.

Tausende Berliner, vor allem Senioren und Studenten, zog es gleich am Freitag auf die Museumsinsel. „Die Ersten waren um halb neun da“, erzählt eine Museumshostess, die am Ende der Schlange Handzettel mit Informationen zu Touren durch das Neue Museum verteilt. Um halb zehn habe man dann die ersten hereingelassen - obwohl eigentlich erst am zehn Uhr geöffnet sein sollte. 1200 dürfen immer auf einmal in das Gebäude. Der Besucherdienst der Staatlichen Museen zu Berlin erwartete bis zur Schließung um 18 Uhr mehr als 10.000 Besucher im Museum. „Das ist aber auch wirklich schön“, sagt die junge blonde Hostesse, die sich in eine dicke Jacke und Mütze eingepackt hat. Das Warten lohne sich.

Die Handzettel finden reißenden Absatz – mit immer wieder dem gleichen Kommentar: „Oh ja, was zu lesen.“ Niemand, der am Ende der Schlange mitten im Lustgarten angekommen ist, zögert sich einzureihen. „Ich steh’ hier jetzt schon seit zehn Uhr, und hier stehen immer Menschen, die Schlange wird nicht kürzer“, sagt die Hostesse. „Das Museum interessiert uns, und morgen wird es ja auch nicht kürzer und übermorgen auch nicht“, sagt eine Frau um die 60, die sich gerade mit ihrem Mann ganz hinten angestellt hat. Die immerhin gut einen halben Kilometer lange Schlange habe sie schon erschreckt: „Aber das ändert ja auch nichts.“ Sie grinst.

„Ein bisschen überrascht war ich schon“, sagt ein Rentner mit Hut und warmer Jacke, der sich schon eine gute halbe Stunde weiter vorgearbeitet hat. „Aber gezögert habe ich nicht“. Es werde sich bestimmt lohnen. Vor ihm steht ein grauhaariger Mann, ein paar Jahre jünger. „Ich habe mir zwischendurch die Zeit vertrieben hier im Nachbarbau und mit meiner Frau getauscht“, er zeigt auf das Alte Museum. „So kann man das dann sehr viel einfacher machen.“ Auch die zwei sind überzeugt, dass sich das Warten lohnt: „Ein leeres Museum, dass kriegt man so leicht nicht wieder geboten.“

Wer es vom Lustgarten in die Bodestraße geschafft hat, der hat die Hälfte hinter sich. Gute eine Stunde Wartezeit ist es von hier noch einmal, bis man wirklich drin ist. Hier in der Straße stehen die Menschen etwas enger, ab und zu versucht auch mal jemand, sich in die Schlange zu drängeln. Doch nur einmal gibt es etwas Ärger: Als eine gut zehnköpfige Jugendgruppe sich von der Seite in die Reihe schiebt. Aber offenbar hat niemand so richtig Lust auf Streit. Man lässt sie tatsächlich gewähren.

Hier oben, am Kopf der Schlange, sieht man auch hin und wieder Zögernde. „Anderthalb Stunden sind die schon hier, ich bin die ganze Schlange abgelaufen“, erzählt eine Frau, die ein wenig orientierungslos hin und her läuft einem Mann, der ebenso unentschlossen vor der Schlange steht. Nicht jeder begibt sich dann wirklich an das Ende im Lustgarten.

In der Bodestraße, noch auf der Brücke, stehen Infostände zu „20 Jahre Mauerfall“ - am Wochenende werden hier Touren über die Museumsinsel zum Thema Wende angeboten - sowie der Ticketschalter für das Neue Museum. Der große Vorteil des Wartens hier in der Straße ist die bessere Versorgung. Im Lustgarten stehen die Menschen frei Wind und Regen ausgesetzt, kaum jemand hat etwas Warmes zu trinken dabei. Oben in der engen Straße fahren zwei junge Männer und eine junge Frau mit einem Servierwagen an der Schlange entlang und bieten Snacks, Glühwein uns Sekt an. Außerdem stehen ein paar Meter weiter Stände, an denen Bier, Würstchen und Kaffee verkauft wird. Das Geschäft geht gut, bestätigen die Bierstand-Mitarbeiter. Die meisten Menschen in der Schlange nehmen allerdings, wenn sie etwas kaufen, ein warmes Getränk. Das hebt die Stimmung. Viel Gelächter ist zu hören. Viele Wartende nehmen die zwei Stunden offenbar einfach als großes Erlebnis.

Das Museum ist auch am Sonnabend und Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

Sie können selbst nicht hin? Wir gehen mit Ihnen durch das sanierte Neue Museum: Reporterin Isabell Jürgens nimmt Sie mit auf eine Video-Tour.

Video-Tour durchs Neue Museum - Teil 1

Video-Tour durchs Neue Museum - Teil 2

Video-Tour durchs Neue Museum - Teil 3

Video-Tour durchs Neue Museum - Teil 4