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Berlin bekommt kein freies Wlan-Netz

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Jens Anker
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Kein freies Wlan-Netz für Berlin

Jahrelang wurde es angekündigt, jetzt ist es vom Tisch: Berlin bekommt kein flächendeckendes Wlan. Die Senatsverwaltungen für Wirtschaft und Stadtentwicklung konnten sich nicht auf ein gemeinsames Konzept einigen.

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Jahrelang wurde es angekündigt, jetzt ist es vom Tisch: Berlin bekommt kein flächendeckendes Wlan. Das kabellose Funk-Internet-Netz war ein Lieblingsprojekt von Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke). Doch die Senatsverwaltungen für Wirtschaft und Stadtentwicklung konnten sich nicht auf ein gemeinsames Konzept einigen. Ärgerlich, besonders für Touristen, Unternehmen und Freiberufler.

Das jahrelang von Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke) angekündigte flächendeckende Funk-Internet-Netz (Wlan) für Berlin ist vom Tisch. Die beiden beteiligten Senatsverwaltungen Wirtschaft und Stadtentwicklung konnten sich auf ein gemeinsames Konzept nicht verständigen.

Zwar habe es in den vergangenen Monaten mehrere Termine beider Verwaltungen gegeben. Eine Einigung sei jedoch daran gescheitert, weil die meisten Straßenlaternen aus städtebaulicher Sicht und die Ampeln wegen technischer Schwierigkeiten nicht für die nötigen Sendeantennen zur Verfügung stehen, heißt es in der Antwort der Wirtschaftsverwaltung auf eine Kleine Anfrage des CDU-Abgeordneten Andreas Statzkowski. Nach Angaben der Wirtschaftsverwaltung soll der Senat nun das Projekt offiziell beenden.

In der Senatsvorlage der Wirtschaftsverwaltung für die kommende Senatssitzung am 12. Januar heißt es: „Der Senat beschließt, die Durchführung eines Wettbewerbsverfahrens zur Errichtung eines privat finanzierten und betriebenen öffentlich zugänglichen WLAN im Berliner Innenstadtbereich unter exklusiver Nutzung der öffentlichen Verkehrsanlagen (Lichtmasten der Straßenbeleuchtung und Lichtsignalanlagen) nicht weiter zu verfolgen.“

„Ich bin enttäuscht“, sagt der Wlan-Experte der CDU, Andreas Statzkowski. „Wirtschaftssenator Harald Wolf und Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer kriegen es einfach nicht auf die Reihe.“ Dabei hatte der Senat in Aussicht gestellt, noch im vergangenen Jahr eine Ausschreibung für das Netz vorzulegen. Auch der Grünen-Politiker Stefan Ziller, der seit langem ein Wlan-Netz fordert, zeigte sich vom Senat enttäuscht. „Dass sie nie die Absicht hatten, ein kostenfreies Wlan-Netz aufzubauen, ist wohl die neue Sprachregelung dafür, sich rauszureden.“

Das ist eine Niederlage für den Wirtschaftssenator, der noch im Frühjahr „intensive Gespräche“ angekündigt hatte und unter anderem bei der Vorstellung des Berichts über die Kreativwirtschaft die Einrichtung eines solchen Netzes angekündigt und als wichtigen Baustein für die Attraktivität Berlins für Kulturschaffende bezeichnet hatte. Zudem hatte der Senat vor drei Jahren beschlossen, in einer „Innovationsoffensive für Berlin“ innerhalb des S-Bahn-Ringes ein Wlan-Netz zu installieren, mit dem jeder kostenlos im Internet surfen kann.

Doch dazu kommt es nun nicht. Im Gegenteil: „Der Senat hat nie geplant, ein innenstadtweites kostenloses Wlan aufzubauen“, behauptet überraschend die Staatssekretärin der Wirtschaftsverwaltung, Almuth Nehring-Venus, in der schriftlichen Antwort.

Nach Informationen von Morgenpost Online sieht sich die Verwaltung für Stadtentwicklung nicht in der Lage, die Standorte für die rund 5000 notwendigen Funksender zu benennen. Bislang war geplant, Ampeln oder Straßenlaternen dafür zu nutzen. Nach Angaben der Stuttgarter Firma Airdata, die als letztes Unternehmen im Berliner Wlan-Projekt verblieben ist, ergab ein Pilottest im Frühjahr dagegen, dass die Funksender die Funktion der Ampelanlagen nicht beeinträchtigen.

Ruhrgebiet soll bis Ende 2010 vernetzt sein

Auch die Zusammenarbeit mit privaten Firmen hat zu keinem Ergebnis geführt. „Seit drei Jahren bestehen Kontakte zu einigen wenigen interessierten Unternehmen“, hieß es zuletzt in der Antwort des Wirtschaftssenators auf eine weitere parlamentarische Anfrage. „Bisher haben sich diese Kontakte nicht zu umsetzungsfähigen Vorhaben konkretisiert.“ Das ist umso unverständlicher, als die Wall AG bereits seit vier Jahren freies Wlan in der Stadt anbietet. Das Unternehmen stellt in der City West auch ein kostenloses Wlan-Netz ( Das Bluespot-Netz der Wall AG ) zur Verfügung. In Ost-Berlin gibt es die Bluespot-Terminals mit Informationen über Berlin. In der Hauptstadt würden an den Terminals der Wall AG monatlich rund 60.00 Nutzer gezählt.

Dabei ist der Senat nach eigenen Angaben davon überzeugt, dass ein freies Wlan-Angebot Berlinern, Touristen, aber auch Unternehmen und freiberuflich kreativ Tätigen eine wichtige Infrastruktur bieten könne, hieß es aus der Senatswirtschaftsverwaltung. Unmut hatte sich inzwischen auch beim Koalitionspartner der Linken, der SPD, geregt. Das Wlan-Projekt gilt als ein Lieblingskind von SPD-Chef Michael Müller, der auf die „Innovationsoffensive der Hauptstadt“ dringt – allerdings vergeblich. Die Initiative sollte die Attraktivität Berlins erhöhen. Müller hatte Wolf in der Vergangenheit mehrfach zu einer Entscheidung über das Wlan gedrängt. Auch andere Kommunen experimentieren mit derartigen kostenlosen Datennetzen, bis zum Ende dieses Jahres soll das gesamte Ruhrgebiet kostenlos vernetzt sein.

Wlan ist eine Art Funknetz, mit dem man kabellos das Internet nutzen kann. Die Abkürzung steht für „Wireless Local Area Network“, zu Deutsch: „Kabelloses Lokales Netzwerk“. Dahinter steckt ein lokales Funknetz, das es ermöglicht, kabellos und kostenlos im Internet zu surfen.

Dennoch gibt es in Berlin zahlreiche Anbieter von Wlan - zwar nicht flächendeckend, aber häufig ebenfalls kostenlos. Informationen über Standorte finden Sie unter folgenden Adressen (eine kleine Auswahl):

Standorte für Wlan

In diesen Cafés gibt es Wlan

Wlan- Hotspots in Berlin

Informationen über Freifunk