Nach jahrelangen Querelen hat der Senat den Weg für ein kostenloses W-Lan-Netz in Berlin frei gemacht. Wirtschafts- und Stadtentwicklungsverwaltung verständigten sich auf zwei Pilotprojekte, mit denen der Internetservice in der Stadt getestet werden solle, sagte Wirtschaftssenator Harald Wolf (Linke). Demnach soll es künftig vorerst in der City Ost rund um Unter den Linden und die Friedrichstraße und in der City West an Kurfürstendamm und Tauentzienstraße möglich sein, sich kostenlos ins Internet einzuwählen. Die Pilotprojekte sollen „bald und erfolgreich beginnen“, sagte Wolf weiter.
Die Wirtschaftsverwaltung war zuvor in die Kritik geraten, weil das vor drei Jahren beschlossene Prestigeobjekt des rot-roten Senates ins Stocken geraten war. Jetzt habe Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) jedoch ihre Bedenken aufgegeben, heißt es aus dem Hause Wolf.
W-Lan ist eine Art Funknetz, mit dem man das Internet kabellos nutzen kann. Die Abkürzung steht für „Wireless Local Area Network“, zu Deutsch „kabelloses Lokales Netzwerk“.
Erfreulicher Schritt
Das W-Lan-Projekt ist ein Lieblingsthema des SPD-Chefs Michael Müller, der auf eine „Innovationsoffensive der Hauptstadt“ drängt. Innerhalb des S-Bahn-Rings soll demnach kostenloses Surfen für alle möglich sein. Damit werde die Attraktivität Berlins vor allem für junge Menschen erhöht. „Berlin hat im Technologiebereich eine Spitzenstellung inne, deshalb ist es umso wichtiger, bei so einer Frage dabei zu sein“, sagte Müller. Deswegen stehe das einzigartige Projekt der Medienstadt Berlin gut zu Gesicht. „Wir freuen uns über diesen überfälligen, aber wichtigen ersten Schritt.“
Die Probleme für das stadtweite W-Lan-Netz liegen offenbar im Detail. Die Stadtentwicklungsverwaltung räumte ein, für die Verzögerungen verantwortlich zu sein. Zu klären war die Frage, wo die Funkantennen für ein entsprechendes Netz aufgestellt werden. Nach eingehender Prüfung sei die Verwaltung zu dem Schluss gekommen, dass sich das Aufstellen der Antennen auf Straßenlaternen nicht mit dem Stadtbild vereinen lasse. Bei Ampeln war die Frage zu klären, ob es möglich ist, den Strom problemfrei von den Anlagen abzuzweigen. Außerdem musste mit den teilweise privaten Eigentümern der Ampeln über die Möglichkeit der Nutzung verhandelt werden, sagte ein Sprecher der Verwaltung am Montag. Diese Bedenken seien jetzt aus dem Weg geräumt worden.
Verträglichkeit mit dem Stadtbild
Neben der Frage der technischen Machbarkeit eines flächendeckenden W-Lan-Netzes soll in dem Pilotvorhaben „die Verträglichkeit mit dem Stadtbild erkundet werden“, sagte Wolf. Nach Abschluss der Pilotprojekte soll über das flächendeckende W-Lan-Netz in Berlin entschieden werden. „Wir sehen gute Chancen“, sagte Wolf.
Die Grünen begrüßen die beiden Pilotprojekte, fordern jedoch ein weitergehendes Engagement des Senates. „Es sollte nicht alles sein, was in diesem Jahr passiert“, sagte Internet-Experte Stefan Ziller. Jetzt komme es darauf an, dass der Zugang zu dem kostenlosen Internet-Netz möglichst leicht zu bewältigen sei.
Das W-Lan-Projekt des Senates ist bundesweit einmalig. Bislang testen einige Kommunen einen kostenlosen Touristenservice per Internet. Für das kostenlose Surfen im Internet haben sich bundesweit einige Nutzer zu der Initiative „Freifunk“ zusammengeschlossen. Freifunk ist eine nicht-kommerzielle Initiative für freie Netzwerke. Jeder Nutzer stellt seinen W-Lan-Router anderen Teilnehmern zur Verfügung und ermöglicht so den Zugang zum Internet.