Die ehrgeizigen Pläne, nicht nur den Berlinern, sondern allen Deutschen ein spektakuläres Fest zum 60. Jahrestag des Inkrafttretens des Grundgesetzes zu bieten, sind gescheitert. Nach Informationen von Morgenpost Online hat die Veranstaltungsagentur ihr von der SPD heftig kritisiertes Konzept zurückgezogen.
Das zentrale, dreitägige Bürgerfest rund um den 23. Mai auf der Straße des 17. Juni und Unter den Linden, bei dem beispielsweise sogar die Rolling Stones auftreten sollten, wird nun in deutlich abgespecktem Umfang stattfinden. Die mit den Planungen beauftragte Veranstaltungsagentur „Media Event“ machte in einem Brief an das Bundesinnenministerium eine „politische Kampagne“ für das Scheitern verantwortlich. Sie habe zur Folge, dass die Sponsoren ihre Unterstützung zurückgezogen haben. Das Schreiben liegt Morgenpost Online vor.
SPD-Generalsekretär Hubertus Heil hatte die Pläne oberflächlich und kleinkariert genannt. Weil zum Auftakt Reden von Bundespräsident Horst Köhler, Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundestagspräsident Norbert Lammert – alle CDU – geplant waren, fürchtete auch SPD-Chef Franz Müntefering eine „parteipolitische Veranstaltung“ zugunsten der Union.
Tatsächlich sollte das Fest von Unternehmen finanzieren werden. Doch nach und nach, so „Media Event“ seien die Sponsoren abgesprungen, weil sie vor dem Hintergrund der Kritik Schäden für ihr eigenes Image befürchteten.
Im Innenministerium hieß es bereits in den vergangenen Wochen zur SPD-Kritik, die jeweilige Besetzung von Verfassungsorganen müsse man eben akzeptieren. Zu anderen Zeiten seien die entsprechenden Positionen von Politikern des SPD-Lagers besetzt gewesen.
Mit der „Auto-Show“ hatte Heil auf einen Bestandteil des umfassenden Festkonzeptes angespielt. Danach sollte sich Deutschland mit Oldtimern und neuen Modellen als Autoland präsentieren. Doch der mitunter vermittelte Eindruck, zum 60.Grundgesetzjubiläum sei seichtes Schunkeln mit Erbsensuppe und Produkt-PR geplant gewesen, wird dem Konzept tatsächlich nicht gerecht. So führt Agentur-Chef Stephan Vogel in seinem Absagebrief an, „nach einem halben Jahr intensivster Verhandlungen“ sei es gelungen, die Rolling Stones für ein Konzert an der Siegessäule zu gewinnen. Außerdem hätten Alfons Schuhbeck „und weitere 30 Sterne-Köche“ kochen und Till Brönner eine Jazz-Night präsentieren sollen. Am Brandenburger Tor hätte das Orchestre Nationale de France unter Leitung von Kurt Masur die 9. Sinfonie von Beethoven dargeboten. Der Agentur-Chef betont zudem, „nach zahlreichen Sitzungen“ hätten alle Ministerien und Verfassungsorgane dem Programmentwurf zugestimmt.
Nach dem Abspringen der Sponsoren und der Agentur soll nun eine stark abgespeckte Variante, vergleichbar dem Tag der offenen Tür im Regierungsviertel, vom Bundespresseamt (BPA) in Abstimmung mit allen Ministerien organisiert werden. Stefan Paris, Sprecher von Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU), bedauert, dass „ein solides und gutes Programm nicht stattfinden“ kann. Das BPA werde sich aber bemühen, „im kleineren Rahmen“ ein Fest zu bieten. Das dürfte allerdings der Steuerzahler finanzieren – statt der Sponsoren.