Hollywoodglanz an der Spree: Zur Europapremiere seines neuen Films „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ hat Brad Pitt seine Frau Angelina Jolie mitgebracht. Arm in Arm schritten die beiden Stars am Montagabend vor Hunderten johlenden Fans über den roten Teppich vor dem Kino am Potsdamer Platz. Pitt spielt in dem Film von David Fincher, der als einer der Oscar-Favoriten gilt, einen Jungen, der als Greis geboren und im Laufe der Zeit immer jünger wird. Der Film startet am 29. Januar in den Kinos.
Jolie kam schick gekleidet in einem weißen Hosenanzug von Akris mit weißer Bluse. Ihre schwarzen Haare trug sie hochgesteckt, so dass der große Ohrring besonders auffiel. Der 45-jährige Pitt trug einen schwarzen Anzug mit Krawatte. Beide gaben fleißig Autogramme, da stand Regisseur David Fincher ein wenig im Schatten, aber so ist das mit den Genies hinter der Kamera.
Während die Premierengäste, darunter Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit mit Freund Jörn Kubicki, den Film sahen, aßen Brad Pitt und seine Angelina mit Freunden im Restaurant „Vau“ (Jägerstraße) von Kolja Kleeberg zu Abend. Beim Verlassen des Kinos wurde Pitt mit einer offenen Bierflasche in der Hand beobachtet.
Auf der Premierenparty im Kaisersaal im Sony Center, die um 23 Uhr begann, rechnete niemand mit der Anwesenheit von Pitt und Jolie. Die Familie wollte nach der Europa-Premiere die Stadt verlassen.
Keine Angst vorm Altern
Unmittelbar vor der Premiere sagte er, vor dem Älterwerden habe er keine spezielle Angst. „Ich bin immer ängstlich, wohin ich gehe“, meinte er schmunzelnd. Das Leben sei kurz. Man müsse es genießen. Von der Idee, wie im Film immer jünger zu werden, hält er nichts. Das Leben sei zeitlich begrenzt. In diesem treffe man Leute und verliere sie wieder. Mit ihnen zusammen zu sein, „das ist fantastisch“. „Die Menschen gehen, so wie ich selbst eines Tages gehen werde – das ist unvermeidlich.“ Die Frage sei nur, wie man damit umgehe.
Im schwarzen Anzug, mit braunem Schlips, Schnauzbart und einer Tasse Kaffee in der Hand hatte Pitt auf der Pressekonferenz zum Film auf dem Stuhl im Ballsaal im Hotel de Rome in Mitte Platz genommen – breitbeinig, das linke Knie zappelnd. „Berlin ist eine grandiose Stadt“, wirft er ungefragt ein, „wir sind viel hier. Wir fühlen uns sehr wohl, danke. Und angesichts der Wahl von Obama haben uns ganz viele Menschen gratuliert. Sie freuen sich mit uns. Das war eine tolle Erfahrung.“
Für Pitt beginnt mit dem Amtsantritt des amerikanischen Präsidenten Barack Obama eine neue Ära. Amerikanische Ideale wie etwa Freiheit würden mit der Amtseinführung des neuen Präsidenten bestätigt, sagte der Schauspieler. „Vor uns liegen viele Herausforderungen“, sagte Pitt, aber die Amerikaner gingen sie mit neuem Mut an.
Die Kinder waren im Legoland am Potsdamer Platz
Uns, damit meint Pitt seine Lebensgefährtin Angelina Jolie und die sechs Kinder, mit denen er wieder für ein paar Tage in der Stadt war und am Montag Nachmittag im Legoland in den Potsdamer Platz-Arkaden. Sie hatten in der „Tower-Wohnung“ des Ritz-Carlton gewohnt, gut abgeschottet von der Außenwelt. Wie im vergangenen Jahr in der Villa Am Sandwerder in Wannsee. „Ich weine nicht, ich bin hart wie ein Nagel“, sagt Pitt, „aber seit ich Vater bin, hat sich mein Leben total verändert. Man wird sensibler, meine Kinder geben meinem Leben einen Wert. Meine Zeit bekommt einen Sinn. Babys auf das Leben vorzubereiten, das ist eine riesige Ehre für Eltern. Ohne die Vaterrolle hätte ich meinen aktuellen Film nicht drehen können.“
Der 45-Jährige spielt in „Der seltsame Fall des Benjamin Button“ einen Jungen, der als Greis geboren wird und im Laufe der Zeit immer jünger wird. Einen Mann also, der rückwärts altert. Er kommt als Opa zur Welt und wird ab dann immer jünger, bis er als Baby schließlich von der Erde verschwindet. Das macht vor allem das Führen einer ernsthaften Beziehung zu einem wirklichen Problem. In dem Fall die Film-Beziehung zur wundervollen Cate Blanchett, die leider nicht mit zur Premiere nach Berlin kam. „Wie sie eine Szene spielt, macht ihr so leicht niemand nach. Ich erlebe sie als Verkörperung der Anmut“, sagt Pitt über Cate Blanchett. Das wird Angelina nicht so gern hören, aber gehört eben zum PR-Geschäft!
Was an Brad Pitt fasziniert
Pitt ist zurzeit der bestbezahlte US-Schauspieler und der begehrteste Single Hollywoods. Erfolg, Reichtum, gutes Aussehen, eine soziale Ader und ausgeprägter Familiensinn. Das ist es, was an Brad Pitt fasziniert – da nimmt man auch den Schnauzbart in Kauf, den er gerade trägt, wegen seiner Rolle in dem Tarantino-Streifen „Inglourious Basterds“. Könnte man sich einen Mann backen, er hätte die Eigenschaften von Pitt, definitiv. Doch im Grunde ist es die Jagd nach einem Phantom, motiviert von der Fantasie, denn wirklich kennen tut hier den Hollywood-Star keiner. Im Laufe der Monate, in denen man sich beruflich mit ihm beschäftigt, beginnt dann skurrilerweise ein wirkliches Interesse an dem Menschen Pitt. Sogar Ildiko von Kürthy packte eines Tages die Leidenschaft. Die Berliner Bestseller-Autorin, begnadet im Herzschmerz-Roman-Segment, legte sich vor dem angemieteten Pitt-Anwesen Am Sandwerder auf die Lauer – aus Scham allerdings im Schutze der Dunkelheit und ihres Autos. Über ihre Gefühle schrieb sie im Magazin „Park Avenue“. Der Artikel endete mit der Beschreibung eines Treffens zwischen ihr und Pitt, das freilich nur in ihrer Fantasie stattgefunden hatte.
Im Hotel de Rome ist Pitt reserviert, aber wenigstens präsent. Viel Privates lässt er nicht raus, aber immer wieder rückt er das Thema auf seine Kids. „Sie haben sich überhaupt nicht gewundert, als ich plötzlich vor ihnen stand, für die Rolle des Benjamin als Opa geschminkt. Meine Frau hatte sie auf diesen Moment vorbereitet, ihnen gesagt, dass Dad anders aussehen wird als sonst. Doch am Set hat sie das gar nicht interessiert.“