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Alles über den Jahreswechsel in Berlin

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Peter Oldenburger und Steffen Pletl

Foto: ddp / DDP

Die Berliner Feuerwehr bereitet sich auf den Jahreswechsel vor. 1500 Mann werden im Einsatz sein und versuchen, die Silvesterfeiern überall in der Stadt zu sichern. Gemeinsam mit den Berliner Krankenhäusern rief sie zu einem verantwortungsbewussten Umgang mit Feuerwerk auf.

Für die Berliner Feuerwehr, die Polizei und zahlreiche Hilfsorganisationen wie etwa das Rote Kreuz bedeuten die Feiern zum Jahreswechsel viel logistische Planung. Die Feuerwehr wird fast 1500 haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter zum Einsatz rufen und ihr Personalaufgebot um mehr als das Doppelte aufstocken. Gemeinsam mit den Hilfsorganisationen und dem Technischen Hilfswerk werden stadtweit 361 Einsatzfahrzeuge bereitgehalten.

In der Feuerwehrleitzentrale in Charlottenburg wird die Personalstärke mit 60 Mann sogar auf das Dreifache aufgestockt, um sämtliche Brände zügig zu bekämpfen und verletzte Personen zu versorgen.

„Beim vergangenen Jahreswechsel hat die Berliner Feuerwehr in der Spitzenzeit zwischen 19 und 6 Uhr annähernd 1650 Einsätze bewältigt“ sagte der stellvertretende Landesbranddirektor Karsten Göwecke. Das entspreche mehr als dem Fünffachen im Vergleich zu anderen Nächte. Für etwa 500 Menschen endete die Nacht zum 1. Januar 2008 in den Notaufnahmen der Berliner Krankenhäuser.

Gemeinsam mit Vertretern des Berliner Klinikverbundes Vivantes und der AOK Berlin rief die Feuerwehr eindringlich zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Feuerwerkskörpern auf. Einer Statistik des Klinikkonzerns Vivantes zufolge waren im Vorjahr 80 Prozent der durch Pyrotechnik verletzten Personen männlich. Jeder zweite Unfall mit Böllern war fremdverschuldet, etwa die Hälfte der Silvesterpatienten erlitten ein Knalltrauma, eine Schädigung des Innenohrs. 38 Prozent der Verletzten erlitten Verbrennungen.

Verbotenes Feuerwerk beschlagnahmt

Viele der Unfälle wären vermeidbar, wenn größere Knallkörper am Boden liegend angezündet werden würden. Auch bei Raketen sollte unbedingt auf einen festen Stand, wie etwa eine Sektflasche, geachtet werden. Gerade Jugendliche und junge Erwachsene gehen oft zu leichtsinnig mit Feuerwerk um. Mit ihrer Kampagne „Verknallt an Silvester“ und einem preisdotierten Filmwettbewerb hat die Feuerwehr mit ihren Partnern eine besonders erfolgreiche Aufklärungsaktion für diese Klientel initiiert. Die 33 besten Filme werden unter www.youtube.de/verknalltansilvester im Internet präsentiert.

Insbesondere vor dem Gebrauch des aus Osteuropa illegal eingeführten Feuerwerks wird wegen des oftmals höheren Schwarzpulvergehalts gewarnt. In der brandenburgischen Grenzregion zu Polen haben Mobile Einsatzgruppen des Zolls etwa 1500 Feuerwerkskörper beschlagnahmt. Ein Sprecher des Hauptzollamtes Frankfurt (O.) sagte, dass nach dem Wegfall der Grenzkontrollen nun stichprobenartig kontrolliert werde und von einer hohen Dunkelziffer illegal eingeführter Pyrotechnik auszugehen sei. Im Vorjahr hatte der Zoll noch 13.000 Böller und Raketen sichergestellt, die in Deutschland nicht zugelassen waren.

Erst am Sonntag gingen der Bundespolizei in einem Zug nach Berlin vier junge Böller-Schmuggler ins Netz. Die beiden 18-Jährigen sowie ein 15- und ein 13-Jähriger aus Berlin hatten nach Angaben eines Sprechers insgesamt 441 Feuerwerkskörper ohne das Zulassungszeichen der Bundesanstalt für Materialprüfung (BAM) in Plastiktüten bei sich. Der Versuch, eine der Tüten beim Aussteigen in einem Abfalleimer zu verstecken, scheiterte. Die Beamten entdeckten darin neben Böllern zwei Schlagringe und ein Messer, die ebenfalls beschlagnahmt wurden. Die beiden 18-Jährigen erwarten nun Strafanzeigen wegen Verstößen gegen das Waffen- und das Sprengstoffgesetz.

Auf Deutschlands größter Silvesterparty „Berlin Welcome 2009“ auf der Straße des 17. Juni in Tiergarten ist das Mitbringen von Feuerwerk jeder Art ohnehin tabu. Den bis zu einer Million erwarteten Besuchern wird dafür zwischen der Siegessäule am Großen Stern rund Brandenburger Tor neben zahlreichen Show-Acts ein zehnminütiges Höhenfeuerwerk geboten. An zentralen Punkten der Festmeile halten Feuerwehr und Hilfsdienste an festen Standpunkten Einsatzfahrzeuge bereit. Das Deutsche Rote Kreuz bietet allein etwa 200 Helfer und Ärzte auf und übernimmt auf der Riesenparty den Sanitätsdienst an mehreren Unfall-Hilfsstellen.

Die Polizei kündigte an, zum Jahreswechsel allein auf der Festmeile 700 Beamte einzusetzen. Außerdem sei stadtweit ein erhöhter Einsatz von Funkstreifen vorgesehen, die anders als üblich vorwiegend mit drei Beamten besetzt sein werden. Autofahrer müssten sich auf verstärkte Kontrollen hinsichtlich Alkohol- und Rauschgiftkonsums einrichten. Ebenso werde nach Angaben von Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) die Polizei auf märkischen Straßen verfahren und „bei Verstößen konsequent durchgreifen“. Allen Feierwilligen, die auf Alkohol nicht verzichten möchten, sei geraten, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder Taxen den Heimweg anzutreten.