Kriminalität

Berliner Polizei sucht den Weihnachtsmörder

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Hans H. Nibbrig und Steffen Pletl

Die Gewaltkriminalität in der Hauptstadt macht auch vor Weihnachten nicht halt. Am 1. Weihnachtsfeiertag fanden Mitarbeiter in einem Obdachlosenheim einen Kollegen erstochen auf der Toilette. Die Berliner Polizei sucht nun Zeugen.

Am späten Nachmittag des ersten Feiertages wurde in einem Wohnheim für Obdachlose an der Köpenicker Straße in Mitte der dort beschäftigte Bernd K. getötet. Wie eine Polizeisprecherin mitteilte, ergab eine gestern durchgeführte Sofortobduktion der Leiche des 65-Jährigen, dass der Mann erstochen wurde. Eine Mordkommission des Landeskriminalamtes hat inzwischen die Ermittlungen übernommen.

Wann die Tat genau passierte, ist derzeit noch unklar. Gefunden wurde der Tote am Donnerstag gegen 17 von einem Kollegen. Er lag, wie Morgenpost Online aus Ermittlerkreisen erfuhr, in der Toilette im Erdgeschoss des dreistöckigen Gebäudes. Eine Blutspur reichte über mehrere Meter vom Büro bis zum Fundort des toten Mannes. Die Beamten begannen noch am Abend des Tattages mit der Befragung von Pensionsgästen und Mitarbeitern. Konkrete Hinweise auf den möglichen Täter hätten sich bislang allerdings noch nicht ergeben, sagte ein Ermittler. Eine mögliche Spur erhoffen sich die Ermittler nach Auswertung des Filmmaterials, dass eine an der Eingangstür zum Haus installierte Videokamera aufgezeichnet hat.

Der im Berliner Umland lebende Bernd K. hinterlässt eine Frau und zwei erwachsene Kinder. Das Wohnheim, in dem das Verbrechen geschah, bietet etwa 90 Übernachtungsmöglichkeiten. Früher sei es als ganz normale Pension mit extrem niedrigen Übernachtungspreisen betrieben worden, berichtete ein Mitarbeiter. Inzwischen werde das gesamte Haus mit etwa 90 Übernachtungsmöglichkeiten in Zwei-, Drei- und Vierbettzimmern fast ausschließlich an Bezirksämter aus dem gesamten Stadtgebiet vermietet. Diese bringen dort vor allem Obdachlose unter, um ihnen „einen Neustart in ein bürgerliches Leben zu ermöglichen“, wie es ein Behördenmitarbeiter gestern beschrieb.

Bernd K. arbeitete seit mehr als acht Jahren als Pförtner und Betreuer in dem Heim. „Er war einer unserer besten Mitarbeiter“, sagte ein leitender Angestellter der seit 1994 existierenden Einrichtung.

Er habe sich stets engagiert um die Bewohner gekümmert und dabei vor allem den „schwierigen Fällen“ mit Rat und Hilfe zur Seite gestanden, berichteten Kollegen des Toten und Bewohner des Heims gestern übereinstimmend.

Entsprechend geschockt zeigten sich Mitarbeiter und Bewohner über das Geschehen. „Ich bin erst seit kurzem hier, habe den Bernd aber schon kennengelernt. Er hatte für jeden ein offenes Ohr und half, wo immer es nötig war“, berichtete eine junge Frau. Trotz der nicht immer ganz leichten Klientel in der Einrichtung habe es nie „größeren Stress“ gegeben, umso unfassbarer sei die brutale Gewalttat, berichtete ein Kollege des Getöteten. Auch mit Personen aus dem von Bars und Nachtklubs beherrschten Umfeld des Heimes habe es nie Probleme gegeben, hieß es von Seiten der Heimleitung.

Besonders für die Angehörigen von Bernd K. war das tragische Geschehen ein Schock aus heiterem Himmel. Seine Frau hatte ihn bereits erwartet, als sie die Nachricht vom Tod ihres Mannes erhielt. Denn der 65-Jährige sollte kurz nach der Tat eigentlich von einem Kollegen abgelöst werden. Nach getaner Arbeit wollte er, wie er vorher schon angekündigt hatte, mit seinem Auto, das auf dem Hof bereit stand schnell nach Hause fahren, um den Feiertag bei seiner Familie zu verleben.

Die Polizei sucht Zeugen und bittet um Hinweise an die 4. Mordkommission in der Keithstraße 30 in Berlin-Tiergarten (Rufnummer: 4664911401).